Siemens Energy zieht seine Abteilung für Leittechnik von Deutschland nach Ungarn ab. Die Steuerungssysteme für das geplante Atomkraftwerk Paks II entstehen künftig in Budapest. Ungarn gewinnt dadurch nicht nur industrielle Kapazitäten, sondern auch die volle Kontrolle über die Technologie – ein klarer Machtverlust für Berlin (ungarnheute: 05.06.25).
Leittechnik in ungarischer Verantwortung
Das Konsortium aus Framatome und Siemens hatte den Auftrag für die Leittechnik erhalten. Als Dual-Use-Technologie benötigt sie Exportgenehmigungen. Während Frankreich die Zustimmung rasch erteilte, blockierten grüne Regierungsvertreter in Deutschland die Freigabe. Ungarn reagierte prompt und sicherte sich den Zugriff, indem Siemens die zuständige Abteilung nach Budapest verlegte.

Bild: ©Paks2
„Dieser Prozess ist bereits im Gange“, teilte Außenminister Péter Szijjártó mit. Künftig liegt die Genehmigungshoheit bei den ungarischen Behörden. Diese haben der Nutzung bereits zugestimmt. Damit entfällt die bisherige Abhängigkeit von der deutschen Regierung.
Siemens-Leittechnik künftig „Made in Hungary“
Die Verlagerung ermöglicht nicht nur eine reibungslose Umsetzung des Projekts, sondern stärkt auch Ungarns Industrie. Die hochspezialisierte Leittechnik gilt als Herzstück jedes modernen Atomkraftwerks. Ihre Entwicklung in Ungarn bringt dem Land Know-how, Arbeitsplätze und energiepolitische Unabhängigkeit.
Paks II nutzt wie viele Reaktoren weltweit eine Kombination aus russischer Primärtechnik und westeuropäischer Steuerung. Trotz geopolitischer Spannungen bleibt dieses Modell Standard – und Siemens spielt dabei eine zentrale Rolle.
Energiesicherheit durch eigene Leittechnik
Szijjártó würdigte ausdrücklich die Leistung des ungarischen Siemens-Teams. Die Umsetzung des Projekts in Budapest ermögliche ein System, das künftig in Teilen das Label „Made in Hungary“ tragen werde. In Zeiten angespannter Energiemärkte sei das ein entscheidender Vorteil.
Ungarn als Binnenstaat ohne Öl- oder Gasreserven kämpft mit struktureller Abhängigkeit. Der Minister erinnerte an Entscheidungen der Ukraine, die den Energiefluss nach Ungarn einschränkten. Daraus leitet sich für Budapest die Notwendigkeit ab, so viel Energie wie möglich selbst zu produzieren.
Paks II als Pfeiler ungarischer Energiepolitik
Nur die Atomkraft könne derzeit eine stabile Grundversorgung garantieren, betonte der Außenminister. Die Investition in moderne Leittechnik und neue Reaktorblöcke sei daher keine Option, sondern Pflicht. Paks II bilde das Rückgrat der ungarischen Energiestrategie – auch im Hinblick auf die Preisstabilität.
„Der Bau der neuen Atomkraftwerksblöcke in Paks ist die Garantie für die ungarische Energiesicherheit, und Paks II ist die Garantie dafür, dass die ungarischen Familien auch langfristig die niedrigsten Nebenkosten in Europa zahlen werden.“ Mit diesen Worten unterstrich Szijjártó die strategische Bedeutung des Projekts – und die Rolle der Leittechnik als Schlüsseltechnologie in einem geopolitisch aufgeladenen Energiemarkt.
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