Der Wertverlust bei Elektroautos erreicht neue Dimensionen. Viele Modelle verlieren in wenigen Monaten über 40 Prozent – selbst mit Topausstattung. Hersteller, Händler und Käufer geraten gleichermaßen unter Druck. Leasing ersetzt zunehmend den Barkauf, denn kaum ein E-Auto lässt sich später noch gewinnbringend verkaufen (focus: 21.07.25).
Wertverlust trifft vor allem Luxusmodelle
Je exklusiver das Elektroauto, desto dramatischer der Wertverlust. Ein Porsche Taycan, kaum ein Jahr alt, sinkt um mehr als 30.000 Euro im Preis. Beim Taycan 4S Cross Turismo sind es fast 60.000 Euro – bei gerade einmal 25 Kilometern Laufleistung. BMWs i7 M70 mit 659 PS kostet nach wenigen Monaten nur noch 119.999 Euro, statt ursprünglich 203.000 Euro. Der Mercedes EQS 450+ büßt in 15 Monaten rund 59.000 Euro ein.

Selbst Mittelklassemodelle sind betroffen. Der Mercedes EQA 300 mit 8.500 Kilometern verliert rund 40 Prozent seines Neupreises. Ähnlich der VW ID.3 Pro S: fünf Monate alt, knapp 900 Kilometer gefahren, jetzt für 24.000 Euro im Netz – bei einem Neupreis von 44.000 Euro.
Kleinwagen sind ebenfalls massiv vom Wertverlust betroffen
Auch der Fiat 500e bleibt nicht verschont. Tageszulassungen sinken auf unter 19.000 Euro – bei einem Neupreis von 27.000 Euro. Teslas Model Y zeigt sich vergleichsweise stabil. Eine Standard-Variante mit 17.000 Kilometern liegt rund 12.000 Euro unter dem Neupreis. Ursache sind der geringere Einstiegspreis und die konsequente Preispolitik von Tesla.
Transparente Onlinepreise und reine Elektrofokussierung schaffen Vertrauen. Andere Hersteller bieten dagegen ein buntes Sortiment aus Benzin-, Diesel-, Hybrid- und E-Modellen, was zu Verwirrung und Preisverfall führt. Kunden bewerten die Kompetenz bei Elektromobilität zunehmend kritisch.
Rabatte verschärfen das Problem in den Bilanzen
Für Autokäufer ist die Entwicklung erfreulich. Fast neue Fahrzeuge kosten teils weniger als zwei Drittel des Neupreises. Doch Hersteller und Händler geraten in Bedrängnis. Rabatte von mehr als 30 Prozent sind üblich, vor allem bei Neuzulassungen für Gewerbekunden. Um Fahrzeuge abzusetzen, müssen hohe Nachlässe gewährt werden.
Dieser Preisdruck führt zu unrealistischen Buchwerten in den Bilanzen. Rückstellungen belasten die Ergebnisse. Besonders betroffen sind Marken, die früh und entschlossen auf Elektromobilität gesetzt haben. Margen bröckeln, Investoren werden nervös und die Planbarkeit schwindet.
Vertrauensverlust bei gebrauchten E-Autos wächst
E-Gebrauchte gelten inzwischen als riskantes Geschäft. Kunden zögern, weil sie fürchten, erneut hohe Verluste hinnehmen zu müssen. Die Werkstattbindung sinkt, denn E-Autos benötigen deutlich weniger Wartung. Für Händler ein weiterer Rückschlag, da Einnahmen aus Service und Reparatur entfallen.
Für Premiumhersteller wie Mercedes, BMW oder Audi wird die Situation zur Imagekrise. Hohe Rabatte und schwache Wiederverkaufswerte kratzen am Markenwert. In einem zunehmend preissensiblen Markt droht der Wechsel zu alternativen Marken oder Anbietern. Eine Trendwende ist derzeit kaum in Sicht.
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