Der Automobilzulieferer Schaeffler trennt sich vom kleinsten seiner drei Werke in Homburg. Betroffen ist die Fertigung von Medizintechnik. 200 Stellen entfallen, doch betriebsbedingte Kündigungen sind nicht vorgesehen. Stattdessen stützt sich das Unternehmen auf freiwillige Lösungen und Altersteilzeit. Für 40 Beschäftigte bleibt dennoch Hoffnung: Ein Teil der Produktion wandert in das größere Homburger Werk für Automobilkomponenten (sr: 19.05.25).
Sozialplan für drei Jahre beschlossen
Die Entscheidung zur Schließung fiel nach langen Gesprächen zwischen Geschäftsleitung und Betriebsrat. Beide Seiten einigten sich auf einen dreijährigen Sozialplan. Dieser enthält ein Freiwilligenprogramm, das älteren Beschäftigten den Übergang in den Ruhestand erleichtern soll. Betriebsbedingte Kündigungen sind ausgeschlossen. Damit reagiert Schaeffler auf den angekündigten Rückgang der Nachfrage im Bereich Medizintechnik.

Parallel zur Werksschließung bleibt die Möglichkeit bestehen, sich auf interne Stellen an anderen Schaeffler-Standorten zu bewerben. Der nun verabschiedete Interessenausgleich gilt bis Ende 2028. So entsteht für viele Betroffene eine Perspektive über den Standort Homburg hinaus.
Verlagerung sichert 40 Arbeitsplätze
Der Betriebsrat konnte erreichen, dass die Fertigung von Medizintechnik nicht vollständig verschwindet. Ein Teil der Produktionslinien soll erhalten bleiben und in das deutlich größere Werk des Autozulieferbereichs integriert werden. Die Umstellung soll bis April des kommenden Jahres abgeschlossen sein. Dort arbeiten aktuell rund 1700 Menschen, vor allem an Motorenelementen und Wälzlagern.
Thomas Dettweiler, Betriebsratsvorsitzender, bewertet es als positiv, dass nicht nur Arbeitsplätze gerettet, sondern auch Entwicklungen neuer Produkte weitergeführt werden. „Die Medizintechnik wird damit nicht vollständig aufgegeben.“ Der Fortbestand der Sparte in abgespeckter Form gilt intern als strategisches Zugeständnis an den Standort Homburg.
Harte Zeiten für Schaeffler
Hintergrund der Entscheidung sind wirtschaftliche Schwierigkeiten. Der Konzern verzeichnete im vergangenen Jahr einen Verlust von über 600 Millionen Euro. Auch im laufenden Geschäftsjahr bleibt die Lage angespannt. Entsprechend verfolgt das Management strikte Sparziele und strukturelle Anpassungen.
Die Herausforderungen reichen über die Medizintechnik hinaus. Der gesamte Automobilbereich spürt die Folgen globaler Krisen, Lieferkettenproblemen und schwankender Nachfrage. Im Fokus steht daher die Konsolidierung der Produktionsstandorte, um wettbewerbsfähig zu bleiben.
Interner Umbau statt Stellenabbau
Trotz aller Umstrukturierungen setzt Schaeffler auf interne Lösungen. Die Kommunikation mit der Belegschaft erfolgt offen, der Umgang gilt im Unternehmen als respektvoll. Alle Mitarbeiter erhielten frühzeitig Informationen zur Schließung und zu möglichen Alternativen im Konzern.
Während der Standort für Medizintechnik bald Geschichte ist, setzt Schaeffler in Homburg weiter auf Innovation im Automobilsektor. Die verbleibenden Produktionsbereiche sollen technologisch gestärkt und ausgebaut werden. Damit bleibt der Standort ein bedeutender Teil der Schaeffler-Welt – wenn auch unter veränderten Vorzeichen.
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