Salzgitter legt Zukunftsprojekt für grünen Stahl auf Eis

Der Stahlkonzern Salzgitter AG gerät mit seinem Zukunftsprojekt unter Druck. Der Konzern verschiebt zentrale Teile des geplanten Umbaus und stellt klare Forderungen an die Politik. Damit verstärkt sich die Sorge, dass grüner Stahl in Deutschland deutlich langsamer vorankommt als erwartet. Kritiker betonen, dass ohne stabile Rahmenbedingungen die CO2-Reduktion zur Erreichung der Klimaziele der Bundesregierung in Gefahr geraten könnten.


Erste Fortschritte bei Salzgitter

Trotz der Unsicherheit bleibt die erste Ausbaustufe des Programms „Salcos“ im Zeitplan. Die Salzgitter AG investiert 2,5 Milliarden Euro, darunter eine Milliarde an Fördergeldern. Ein 100-Megawatt-Elektrolyseur, eine Direktreduktionsanlage und ein Elektrolichtbogenofen bilden die Basis. Ab 2027 soll so die Produktion von rund zwei Millionen Tonnen Stahl mit etwa 30 Prozent CO2-Reduktion möglich sein.

Die Salzgitter AG verschiebt Ausbau für grünen Stahl - Energiekrise, Kosten und fehlender Wasserstoff bremsen Deutschlands Stahlindustrie
Die Salzgitter AG verschiebt Ausbau für grünen Stahl – Energiekrise, Kosten und fehlender Wasserstoff bremsen Deutschlands Stahlindustrie

Die Stahlbranche zählt zu den größten Emittenten industrieller Treibhausgase. Der Einsatz von Wasserstoff als zentrales Element der CO2-Reduktion gilt daher als entscheidend. Salzgitter hält an diesem Kurs fest, doch die nächsten Ausbaustufen geraten ins Wanken.

Verschobene Ausbauphasen belasten CO2-Reduktion

Die zweite und dritte Phase, die fast vollständige CO2-Reduktion ermöglichen könnten, verschieben sich um mehrere Jahre. Statt 2026 liegt eine Entscheidung erst für 2028 oder 2029 in Aussicht. Vorstandschef Gunnar Groebler unterstreicht, dass die Märkte für Wasserstoff langsamer gewachsen sind als prognostiziert.

Durch die Verzögerung bleiben rund eine Milliarde Euro an Investitionen zunächst ungenutzt. Gleichzeitig zeigt sich, wie stark die Energiekrise die Industrie belastet. Unternehmen benötigen planbare Kostenstrukturen, um große Projekte voranzutreiben. Ohne stabile Rahmenbedingungen droht Deutschland im Wettbewerb zurückzufallen.

Politische Unsicherheit hemmt Fortschritt

Die aktuelle Situation bei Salzgitter reiht sich in eine Serie von Rückschlägen ein. ArcelorMittal stoppte bereits Pläne in Bremen und Eisenhüttenstadt, weil die Energiekrise hohe Kosten verursachte. Für die gesamte Branche ist dies ein Signal, dass grüner Stahl ohne klare Politik kaum eine Chance hat.

Die frühere Bundesregierung hatte gehofft, mit Subventionen Investitionen in wasserstoffbasierte Produktionsanlagen zu fördern. Doch Fördergelder allein reichen nicht aus, solange Energiepreise hoch bleiben und die Infrastruktur für Wasserstoff fehlt. Besonders deutlich zeigt sich hier, dass eine erfolgreiche CO2-Reduktion nicht allein von Technologie, sondern in erster Linie von verlässlichen politischen Entscheidungen abhängt.


Folgen für den Industriestandort

Die Verzögerung bei Salzgitter verdeutlicht die Abhängigkeit des grünen Umbaus von politischen Entscheidungen. Ohne ein verlässliches Konzept für Wasserstoff, eine spürbare Entlastung bei Energiekosten und eine langfristige Strategie droht die Transformation zu scheitern.

Deutschland riskiert, beim grünen Stahl ins Hintertreffen zu geraten. Andere Regionen, vor allem die USA, schaffen mit massiven Förderprogrammen deutlich attraktivere Bedingungen. Ohne klare Perspektiven verliert der Standort an Wettbewerbsfähigkeit, während CO2-Reduktion und Klimaziele ins Stocken geraten.

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