Auf die russische Invasion in die Ukraine hat der Westen mit zahlreichen Sanktionen reagiert. Nun könnte auf die Sanktionen gegen Russland auch ein Boykott russischer Energieeinfuhren folgen. Das stellten die USA und Großbritannien bereits in Aussicht. Indonesiens Kohleindustrie könnte profitieren, denn Indonesien ist einer der größten Kohleexporteure weltweit.
Bei Boykott Russlands sind Ersatzlieferanten nötig
Der größte Gewinner des Angriffs auf die Ukraine ist die Rüstungsindustrie. Doch auch Bodenschatzkonzerne profitieren von dem hohen Stellenwert, den Russland im Export von Rohstoffen einnimmt. In der Rangliste der größten Kohleexporteure weltweit etwa nimmt Russland mit rund 220 Millionen Tonnen jährlich den dritten Rang ein. Nur Australien, mit rund 350 Millionen Tonnen und Indonesien, mit 455 Millionen Tonnen, liefern noch mehr. Ein Boykott könnte also weitreichende Folgen für viele europäische Staaten haben, die von russischer Kohle abhängig und nun auf der Suche nach Ersatzlieferanten sind.
Dabei befand sich Indonesien bisher noch im Schatten von Ländern wie Südafrika und Kolumbien, doch dies könnte sich bald ändern. Bereits kurz nach Beginn der russischen Invasion am 24. Februar konnten indonesische Firmen erste Anfragen aus Europa verbuchen. Dies meldete Hendra Sinadia, Geschäftsführer der Kohleförderer-Vereinigung des Inselstaats. Dass indonesische Kohlekonzerne gute Chancen in Europa haben, deckt sich mit einer Analyse der Firma Wood Mackenzie. Die Ökonomen schätzen zwar, dass vor allem Japan und Südkorea auf die Kohle des Inselstaats zurückgreifen werden, Europa könnte jedoch wahrscheinlich bald folgen. Laut ihrer Einschätzung ist die Nachfrage noch nicht eingepreist.
Aktienkurse indonesischer Kohlekonzerne ansteigend
Den Konzernen kommen die hohen Preise entgegen, die aktuell für Kohle gezahlt werden: Der Wert liegt momentan bei mehr als 400 Dollar pro Tonne. Die Aktienkurse der Kohlekonzerne stiegen in der Folge massiv an; man hofft auf den Beginn einer langfristigen Entwicklung. Dabei gewannen vor allem die Aktien von Adaro Energy Indonesia, die einen Zuwachs von 29 Prozent zu verzeichnen hatten, und die der Konzerne Indika Energy und Bukit Asam.
Schon einmal profitierte die Kohleindustrie Indonesiens von einem Boykott, als im Herbst 2021 China australische Kohle blockierte und in dem südostasiatischen Land einen Ersatzlieferanten fand. Damals lag der Höchstpreis bei 269 Dollar je Tonne, die Konzerne meldeten Gewinne in Rekordhöhe. Bukit Asam etwa, der indonesische Staatskonzern, konnte eine Steigerung um 230 Prozent und somit den höchsten Gewinn seiner Geschichte vermelden. Auch die Fördermenge soll zunehmen: Die Regierung rechnet mit einer Steigerung um 8 Prozent. Sie würde dann in diesem Jahr, 663 Millionen Tonnen betragen.
Noch höhere Profite von Regierung gebremst
Es wäre jedoch noch ein größerer Gewinn möglich, was die Regierung bisher jedoch verhindert. Sie zwingt die Konzerne dazu, ein Viertel der Fördermenge im eigenen Land zu behalten, wo der Preis bei etwa 70 Dollar die Tonne bedeutend niedriger ist. Der Bedarf in der Heimat soll gedeckt werden, bevor man zu hohen Preisen ins Ausland liefert. Nachdem die Manager der Firmen versucht hatten, diese Regeln zu umgehen, reagierte die Regierung mit verschärften Regeln und Strafen. Im Januar dieses Jahres wurde der Export sogar komplett verboten. Zudem reguliert der Staat die Exportmenge, wenn die Firmen nicht in die Infrastruktur im eigenen Land investieren. Es sollen Arbeitsplätze geschaffen und Technologie ausgebaut werden.
Deutschland ist auf Import von Steinkohle angewiesen
Im Jahr 2021 war Kohle bei der Stromerzeugung wieder wichtigster Energieträger. Die Produktion des Kohlestroms erfolgt zu 60 % in Steinkohlekraftwerken. Die erforderliche Steinkohle muss allerdings aus dem Ausland importiert werden.