Der renommierte Porzellanhersteller Rosenthal plant einschneidende Maßnahmen. Billige Importware und verändertes Konsumverhalten setzen dem Unternehmen zu. Eines der beiden Werke steht zur Disposition, Arbeitsplätze sollen gestrichen werden. Diese Entwicklung trifft eine Marke, die seit Jahrzehnten ein fester Bestandteil vieler deutscher Haushalte ist. Gespräche zwischen Unternehmensleitung und Gewerkschaft laufen aktuell. Eine finale Entscheidung über den Standort erfolgt voraussichtlich Ende Januar (welt: 15.12.24).
Fokussierung auf nur einen Produktionsstandort
Rosenthal produziert derzeit an zwei Standorten: Selb im Landkreis Wunsiedel und Speichersdorf im Landkreis Bayreuth. Aufgrund der angespannten Marktlage plant das Unternehmen, künftig nur noch in einer der beiden Fabriken zu produzieren. Die Neuausrichtung bedeutet einen erheblichen Stellenabbau. „Inhalt der Verhandlungen ist die Fokussierung auf nur eine Produktionsstätte, die in kleinerem Umfang produzieren soll“, so eine Sprecherin.
Die Unternehmensleitung betont dennoch ihre Absicht, an Deutschland als Produktionsstandort festzuhalten. Doch hohe Lohnkosten und ein sinkender Absatzmarkt erschweren den Fortbestand beider Fabriken. Die Region Bayreuth, einst ein Zentrum der Porzellanindustrie, verliert dadurch weiter an wirtschaftlicher Bedeutung.
Wirtschaftliche Herausforderungen und harte Konkurrenz
Die Porzellanbranche kämpft seit Jahren mit tiefgreifenden Veränderungen. Internationale Billigprodukte dominieren den Markt, und auch das Kaufverhalten vieler Konsumenten hat sich gewandelt. Geschirr wird zunehmend als Massenware betrachtet, die in Möbelhäusern oder online gekauft wird. Rosenthal meldete bereits für 2021 einen Umsatz von 77 Millionen Euro. Trotz eines Gewinns von 1,9 Millionen Euro in diesem Jahr ist die Lage weiterhin angespannt.
Noch vor einem Jahrzehnt zählte Rosenthal rund 677 Mitarbeiter. Heute sind es nur noch etwa 600. Die Zahlen verdeutlichen, dass der wirtschaftliche Druck steigt. Die Marke, bekannt für künstlerisches Design und hochwertige Verarbeitung, steht vor schwierigen Entscheidungen.
Ein Traditionsunternehmen in der Krise
Seit der Gründung durch Philipp Rosenthal im Jahr 1879 steht das Unternehmen für hohe Qualität und zeitloses Design. Kooperationen mit renommierten Künstlern prägten das Image der Marke. Doch die goldene Ära der deutschen Porzellanindustrie liegt längst hinter uns. Günstige Konkurrenzprodukte aus Asien haben den Markt verändert. Immer mehr Verbraucher greifen zu kostengünstigen Alternativen.
Rosenthal selbst hat eine bewegte Geschichte. 1997 übernahm der britisch-irische Waterford-Wedgwood-Konzern das Unternehmen. Nach der Insolvenz 2009 ging Rosenthal in den Besitz der Arcturus-Gruppe über. Trotz dieser Rettung blieb die Lage angespannt. Viele deutsche Porzellanhersteller mussten in den letzten Jahren ähnliche Krisen bewältigen.
Andere Porzellanhersteller im Niedergang
Nicht nur Rosenthal steht unter Druck. Die oberpfälzische Manufaktur Walküre existiert nach einem Notverkauf nur noch als Markenname. Friesland, ein norddeutscher Produzent, überlebte die Insolvenz nur knapp. Doch kurz darauf zerstörte ein Brand das Werk.
Diese Beispiele zeigen, wie stark die Branche von globalen Marktentwicklungen beeinflusst wird. Tradition allein reicht nicht aus, um sich gegen die Konkurrenz zu behaupten. Für Rosenthal und viele andere Hersteller steht viel auf dem Spiel. Ob die Neuausrichtung langfristig Erfolg bringt, bleibt abzuwarten.
Die kommende Entscheidung wird darüber bestimmen, wie viel von der einst glänzenden Porzellantradition übrig bleibt.
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