Der Mangel an wichtigen Rohstoffen dürfte verhindern, dass erneuerbare Energien kostengünstig werden, sagt Daniel Stelter in einem Gastbeitrag im Handelsblatt (Handelsblatt: 20.08.23). Die Kernenergie könnte durch den Rohstoffmangel wieder im Fokus stehen.
Alarmierender Rohstoffmangel für die Energiewende: Neue Analyse des US-Energieministeriums enthüllt gravierende Engpässe
Das US-Energieministerium analysiert regelmäßig, wie es um die Versorgung mit Rohstoffen für die Energiewende steht. Die neueste Analyse befasst sich mit 23 Schlüsselmaterialien und deren Verfügbarkeit. Bei 13 davon sieht das Ministerium erhebliche Versorgungsrisiken. Zu diesen Materialien gehören Nickel, Platin, Magnesium, Siliziumkarbid und Praseodym. Diese spielen eine Rolle in Batterien und bei Fahrzeugleichtbau. Auch für Neodym, Dysprosium und Terbium, die in Elektrofahrzeugmotoren und Windturbinengeneratoren eingesetzt werden, sowie für natürliches Grafit, das in Batterien zunehmend wichtig wird, werden Engpässe erwartet.
Wegen der gestiegenen Nachfrage nach Solarenergietechnologien, der globalen Elektrifizierung und des Leichtbaus in der Autoindustrie könnten Aluminium, Kupfer und Silizium mittelfristig knapp werden.
Das Ministerium erwartet, dass die Liste der potenziell knappen Rohstoffe noch länger wird, wenn die Energiewende weiter voranschreitet. Die Analysten berücksichtigen dabei nur die theoretische Verfügbarkeit der Rohstoffe und nicht politische Einschränkungen, die aufgrund von Förderung und Verarbeitung durch einzelne Staaten entstehen können.
Die Bedeutung solcher politischen Einschränkungen zeigt sich bei einem weiteren kritischen Rohstoff: Gallium wird in LEDs, in der Magnetherstellung und in Halbleitern wie Galliumarsenid oder Galliumnitrid verwendet.
Andere Länder beendeten Gallium-Produktion
China hat die Bedeutung von Gallium früh erkannt und die Produktion zwischen 2005 und 2015 von 22 auf 444 Tonnen gesteigert. Aufgrund des Überangebots mussten Produzenten in Großbritannien, Deutschland, Ungarn und Kasachstan die Produktion einstellen. In den USA wurde 2020 eine der letzten raffinierten Gallium-Produktionsanlagen geschlossen. China ist heute der Hauptlieferant weltweit. Das Land zeigt nun, wie es mit dieser Macht umgehen wird: Seit diesem Monat benötigen chinesische Hersteller eine Lizenz für den Export von Gallium und Germanium. Dies gibt einen Vorgeschmack auf kommende Entwicklungen, da China auch bei anderen Rohstoffen eine dominierende Position einnimmt.
Die Internationale Energieagentur zeigt, dass die Produktion vieler Mineralien für die Energiewende stärker geografisch konzentriert ist als die von Öl oder Erdgas, wobei China in wichtigen Bereichen wie Seltene Erden führend ist. Der Internationale Währungsfonds kommt zu ähnlichen Schlussfolgerungen. Die Energiewende benötigt viele Ressourcen. Für anhaltenden Wohlstand ist neben günstiger Energie auch der Zugang zu Rohstoffen wichtig.
Rohstoffmangel – Folgen werden oft unterschätzt
Wer glaubt, dass Kosten für erneuerbare Energien, Speicher und Wasserstoff fallen werden, übersieht oft die Rohstoffknappheit. Neue Vorkommen können zwar gefunden und alternative Materialien genutzt werden, aber das erfordert Zeit und Geld. Gleichzeitig entwickeln sich die Märkte weiter.
Daher stellt sich die Frage, ob das zukünftige Energiesystem wirklich dem deutschen Konzept der Erneuerbaren in Verbindung mit Wasserstoff entspricht. Es wäre rational zu überlegen, ob eine Kombination mit Kernkraft, wie von der schwedischen Regierung beschlossen, nicht kostengünstiger und letztlich unvermeidlich ist.
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