Rentenreform: Warum dir Ampel-Pläne laut Experten ins Chaos führen

Die Pläne zur Rentenreform der Ampel-Koalition stoßen bei Experten auf scharfe Kritik. Professor Axel Börsch-Supan, ein renommierter Ökonom und Experte für demografischen Wandel, bezeichnete die geplanten Maßnahmen als „lächerlich“ und „unfassbar“. Diese Reformen, insbesondere die Haltelinie zur Sicherung des Rentenniveaus und die Ablehnung einer Erhöhung des Rentenalters, könnten Deutschland teuer zu stehen kommen. Ökonomen prognostizieren für das Jahr 2036 eine Finanzierungslücke von 43 Milliarden Euro, die aus Steuergeldern gedeckt werden müsste (merkur: 02.09.24).


Rentenreform gefährdet: Warum Deutschlands Pläne in einem finanziellen Fiasko enden könnten

Ein wesentliches Problem bei der geplanten Reform liegt laut Börsch-Supan in der unrealistischen Erwartung, dass die Steuereinnahmen in den nächsten Jahren ausreichend steigen könnten, um die steigenden Rentenkosten zu decken. Die sogenannten „Wirtschaftsweisen“ gehen von einem geringen Wirtschaftswachstum von durchschnittlich 0,5 Prozent jährlich bis 2039 aus. Dies würde nicht ausreichen, um die notwendigen Mehrausgaben zu finanzieren. Gleichzeitig fehlen in Deutschland immer mehr Arbeitskräfte – vor allem aufgrund der absehbaren Pensionierung der Babyboomer-Generation. Dies wird nicht nur die Rentenkasse, sondern auch das Gesundheitssystem erheblich belasten.

Experten kritisieren die Rentenreform der Ampel-Koalition scharf. Professor bezeichnet die Maßnahmen als „lächerlich“ und „unfassbar“
Experten kritisieren die Rentenreform der Ampel-Koalition scharf. Professor bezeichnet die Maßnahmen als „lächerlich“ und „unfassbar“
Bild: KI-generiert

Die von der Regierung eingeführte Haltelinie, die das Rentenniveau bei 48 Prozent sichern soll, sieht Börsch-Supan kritisch. Er vergleicht diese Maßnahme mit dem „Herumlaufen in Badelatschen im Winter“. Zudem kritisiert er den Plan, mit dem „Generationenkapital“ in den Aktienmarkt zu investieren, um die Rentenkosten in den 2030er Jahren zu dämpfen. Die geplanten jährlichen Ausschüttungen von zehn Milliarden Euro an die Rentenversicherung ab 2036 bezeichnet der Professor als „lächerlich klein“. Seiner Meinung nach reicht dieser Betrag bei Weitem nicht aus, um die steigenden Rentenkosten aufzufangen.

Renten-Fehler der letzten 20 Jahre: Warum die Jugend die Rechnung zahlt

Börsch-Supan kritisiert nicht nur die aktuellen Pläne der Ampel, sondern auch die Rentenpolitik der letzten 20 Jahre. Seit 2002 hat Deutschland laut dem Ökonomen keine Politik betrieben, die das Land auf den demografischen Wandel vorbereitet hätte. Stattdessen wurden Maßnahmen wie die Rente mit 63 eingeführt, die älteren Generationen Vorteile verschaffte, aber die jüngeren Generationen erheblich belastet. „Die Politik fokussiert sich oft auf die älteren Generationen, weil sie zahlenmäßig überlegen sind und Politiker auf ihre Stimmen angewiesen sind“, so Börsch-Supan. Doch er betont: „Eigentlich sollte die Politik sich auf die jüngere Generation ausrichten. Denn diese bezahlt die Rechnungen.“

Um die Rentenfinanzierung zukunftsfähig zu gestalten, fordert Börsch-Supan eine Reihe von Maßnahmen: Die Rente mit 63 sollte abgeschafft, das Rentenalter an die steigende Lebenserwartung angepasst und die Rentenbeiträge erhöht werden. Zudem plädiert er für eine Reform der privaten und betrieblichen Altersvorsorge, um diese attraktiver zu gestalten. Börsch-Supan schlägt vor, die Abschläge für einen vorzeitigen Renteneintritt von derzeit 3,6 Prozent auf fünf Prozent zu erhöhen und gleichzeitig die Zuschläge für längeres Arbeiten entsprechend anzupassen.


Kritik an Ampel-Rentenprämie: Ökonom warnt vor drohendem Renten-Kollaps

Ein weiterer Kritikpunkt Börsch-Supans ist die geplante Rentenaufschubprämie der Ampel-Koalition. Diese sieht vor, dass Arbeitnehmer, die mindestens ein Jahr länger arbeiten, eine Einmalzahlung erhalten können, die abgabenfrei ist und durch eingesparte Beitragszuschüsse zur Krankenversicherung aufgestockt wird. Börsch-Supan lehnt diese Prämie entschieden ab und bezeichnet sie als „unfassbar“. Seiner Meinung nach könnten ähnliche Effekte durch eine Erhöhung der Abschläge erreicht werden, was keinen Cent kosten würde. Allerdings sieht er ein, dass dies politisch schwerer zu vermitteln ist – insbesondere ein Jahr vor einer Bundestagswahl.

Abschließend äußert Börsch-Supan eine düstere Prognose: „Wenn es so weitergeht, dann wird es erst dann eine Rentenreform geben, wenn die Rentenversicherung pleite ist.“ Damit fordert er eine dringende Neuausrichtung der Rentenpolitik, um die Zukunftsfähigkeit des deutschen Rentensystems sicherzustellen.

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