Polytech Wind Power Germany plant Umsiedlung nach Dänemark

Die Firma Polytech Wind Power Germany, die ihren Sitz in Sendling hat, plant eine Umsiedlung nach Dänemark. Der Betriebsrat protestiert gegen diese Entscheidung, da damit 45 Arbeitsplätze gefährdet sind. Obwohl München als attraktiver Standort für Technologieunternehmen gilt, zeigt dieses aktuelle Beispiel aus Sendling, dass die Landeshauptstadt trotzdem im Standortwettbewerb unterliegen kann (Sueddeutsche: 18.05.23)


Abwanderung bedroht Fachwissen und Arbeitsplätze: Polytech plant Verlegung an dänischen Hauptsitz

Die drohende Abwanderung hat nicht nur Auswirkungen auf die Arbeitsplätze, sondern auch auf wertvolles Fachwissen im Bereich der Optimierung regenerativer Energie. Polytech hatte vor knapp drei Jahren ein erfolgreiches Start-up im Bereich Sensortechnik aufgekauft, und plant nun die vollständige Verlegung an den dänischen Hauptsitz. Dadurch könnten die verbleibenden 45 Mitarbeiter ihre Stellen verlieren, nachdem der neue Eigentümer die Belegschaft von ehemals bis zu 120 Voll- und Teilzeitbeschäftigte hatte.

Abwanderung bedroht Fachwissen und Arbeitsplätze: Polytech plant Verlegung des Unternehmens von München an dänischen Hauptsitz
Abwanderung bedroht Fachwissen und Arbeitsplätze: Polytech plant Verlegung des Unternehmens von München an dänischen Hauptsitz

Das Unternehmen fos4X wurde 2010 als Ausgründung der Technischen Universität unter diesem Namen gegründet. Es ist spezialisiert auf Sensoren, die mithilfe von Fiberoptik oder Glasfasertechnik in Windkraft-Rotorblättern minimale Verformungen messen können. Diese Technologie ermöglicht es unter anderem, Vereisungen zu erkennen und die Umgebung vor Eiswurf zu schützen. Vor allem hilft sie jedoch dabei, die Anlagen über ihre etwa 20-jährige Lebensdauer hinweg durch optimierte Anstellwinkel effizienter zu machen und den wirtschaftlichen und ökologischen Nutzen zu steigern.


Polytech plant Umsiedlung trotz fehlender technischer Gründe

Bisher wurden Soft- und Hardwaretests auf dem Betriebsgelände in Sendling durchgeführt, das ungewöhnlicherweise in einem lebendigen Wohnviertel liegt und zudem in der Nähe der Isar liegt. Das Unternehmen spielt weltweit in seinem Bereich in vorderster Reihe mit, obwohl es abseits der großen Windparks und Branchenzentren im Norden Deutschlands liegt. Betriebsratsvorsitzende Christine Heimerl betont, dass es keinen technischen Grund für eine Umsiedlung gibt.

Der Versand der Sensoren weltweit weitgehend per Paketversand. Es sind keine nächtlichen Sondertransporte über gesperrte Straßen erforderlich. Die Lohnkosten spielen wahrscheinlich ebenfalls keine große Rolle, da das durchschnittliche Gehalt in Dänemark seit Jahren etwa ein Drittel höher liegt als in Deutschland. Vor einem Jahr hat die Belegschaft eine eigene Arbeitnehmervertretung gegründet. Polytech hatte anderthalb Jahre zuvor das Vorgängerunternehmen übernommen, dessen Gründer bereits 2017 Verkaufspläne öffentlich gemacht hatte. Nach der Umbenennung in „Polytech Wind Power Germany“ hat das Unternehmen den Geschäftsführer abrupt entlassen, erinnert sich Christine Heimerl.

Die anschließende Kündigungswelle führte dazu, dass etwa zehn Prozent der Belegschaft ihren Job verloren. In einer zweiten Welle hat das Unternehmen hauptsächlich Mitarbeiter der Aftermarket-Abteilung entlassen, die den nachträglichen Einbau der Sensoren in bereits bestehende Windräder organisiert hatten. Die Münchner Teamleiter wurden schließlich durch dänische Vorgesetzte ersetzt. Laut Heimerl wurde der Betrieb in einer Art „Demoralisierungskampagne“ immer weiter ausgehöhlt. Es bleibt unklar, ob die Einschnitte wirklich aufgrund einer nachlassenden Branchenkonjunktur erforderlich waren.

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