Politische und wirtschaftliche Bedeutung verloren – Stromtrasse Westbayernring vor dem Aus

Die Stromtrasse Westbayernring verliert ihre Grundlage. Der Übertragungsnetzbetreiber TenneT stuft das Vorhaben als nicht wirtschaftlich ein, zugleich fehlt das Projekt im aktuellen Netzentwicklungsplan. Damit gerät ein Ausbauvorhaben ins Abseits, das lange als zentral für die Energiewende galt. Ausschlaggebend sind neue Annahmen zur Netzlast, veränderte Prioritäten in der Energiepolitik sowie anhaltender Widerstand entlang der geplanten Trasse, während die vorgesehene Höchstspannungsleitung zunehmend an Relevanz verliert (mittelbayerische: 10.12.25).


Stromtrasse ohne Rückhalt im Netzentwicklungsplan

Im neuen Netzentwicklungsplan erscheint der Westbayernring nicht mehr. Dieser Umstand besitzt erhebliches Gewicht, denn nur dort verankerte Projekte gelten als energiewirtschaftlich erforderlich. Deshalb fehlt der Stromtrasse die planerische Legitimation. Fachleute verweisen zudem auf aktualisierte Prognosen zu Stromflüssen und regionaler Einspeisung, wodurch eine großräumige Verbindung an Effizienz einbüßt.

Warum der Westbayernring aus der Netzplanung fällt, welche Rolle TenneT spielt und wie Proteste sowie neue Prioritäten den Ausbau stoppen
Warum der Westbayernring aus der Netzplanung fällt, welche Rolle TenneT spielt und wie Proteste sowie neue Prioritäten den Ausbau stoppen

Der Netzentwicklungsplan spiegelt damit eine klare Verschiebung wider. Regionale Lösungen rücken stärker in den Fokus, während klassische Fernleitungen an Bedeutung verlieren. Auch die geplante Höchstspannungsleitung zwischen Franken und Niederbayern passt kaum noch in dieses Raster.

TenneT korrigiert Wirtschaftlichkeitsbewertung

TenneT hatte die Stromtrasse ursprünglich als Ersatz- und Parallelneubau konzipiert. Inzwischen fällt die Kosten-Nutzen-Abwägung deutlich nüchterner aus. Ein Unternehmenssprecher erklärte gegenüber der Mediengruppe Bayern, man müsse „in den kommenden Wochen Gespräche führen“. Diese Formulierung verdeutlicht den offenen Status, signalisiert jedoch keine klare Perspektive.

Für den Netzbetreiber spielen neben finanziellen Aspekten auch strukturelle Veränderungen eine Rolle. Die aktuelle Energiepolitik setzt stärker auf dezentrale Erzeugung und flexible Netze. Dadurch verliert das ursprüngliche Leitungsmodell an strategischer Bedeutung.

Bürgerinitiativen prägen Verlauf und Wahrnehmung

Entlang der geplanten Route formierten sich früh zahlreiche Bürgerinitiativen. Sie kritisierten Eingriffe in Landschaften, mögliche Wertverluste und eine aus ihrer Sicht überholte Netzlogik. Dieser Widerstand begleitete die Stromtrasse über Jahre und beeinflusste die öffentliche Debatte nachhaltig.

In mehreren Regionen begannen dennoch behördliche Planungsschritte. Besonders in Mittelfranken liefen bereits formale Verfahren. Ohne Rückhalt im Netzentwicklungsplan verlieren diese Prozesse jedoch an politischem und fachlichem Gewicht, auch wenn sie juristisch fortbestehen.


Energiepolitik setzt neue Prioritäten

Die gegenwärtige Energiepolitik verändert die Maßstäbe für den Netzausbau grundlegend. Dezentrale Erzeugung, regionale Speicher und intelligente Steuerungssysteme reduzieren den Bedarf an großräumigen Leitungen. Deshalb rückt auch diese Stromtrasse in den Hintergrund, obwohl sie einst als Rückgrat der Versorgung gedacht war.

Für viele Kommunen bedeutet diese Entwicklung Unsicherheit, zugleich aber auch Entlastung. Ob der Westbayernring endgültig aufgegeben bleibt, klärt sich nach den angekündigten Gesprächen. Die aktuelle Faktenlage spricht jedoch deutlich gegen eine Rückkehr des Projekts.

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