Blauer Himmel, festliche Reden und große Worte: In Gmünd zelebrierte die Politik gemeinsam mit Vertretern des öffentlich-rechtlichen Rundfunks den Start eines hochsubventionierten Elektrolyseurs für Wasserstoff. 20 Millionen Euro Subventionen sind in den Elektrolyseur, der offiziell als Meilenstein der Energiewende gilt geflossen – in Wahrheit jedoch kaum wirtschaftlich tragfähig ist. Während die Regierung von „Aufbruch“ und „Zukunft“ spricht, bleibt die Frage nach Nutzen und Kosten unbeantwortet. Auch in Schwäbisch Gmünd übertönt der Jubel die nüchternen Zahlen (remszeitung: 15.10.25).
Große Worte, schwache Grundlage in Gmünd
Auf dem Gügling feierten Landes- und Kommunalvertreter, begleitet von Kamerateams und Mikrofonen. Die Reden klangen nach Fortschritt und Innovation. Von einem „Bekenntnis zur Klimaneutralität“ war die Rede, von „Zukunftstechnologie made in Europe“. Doch die Realität sieht anders aus: Die neue Wasserstoffanlage steht isoliert auf der grünen Wiese, ohne gesicherte Stromversorgung und ohne stabile Abnehmerstruktur. Der für die Elektrolyse nötige Strom fehlt, Windkraftanlagen sind erst geplant.

Abnehmer für den produzierten H2 gibt es kaum. Selbst die Tankstellen, die beliefert werden sollen, liegen weit entfernt und bleiben ungenutzt. Trotzdem präsentiert die Politik das Projekt als Zeichen entschlossenen Handelns – ein teures Symbol, das mehr verspricht, als es leisten kann.
Öffentlich-rechtliche Bühne für politische Selbstdarstellung
Der öffentlich-rechtliche Rundfunk begleitete die Einweihung mit auffallend positiver Berichterstattung. Beiträge in Funk und Fernsehen betonten den Mut zum Aufbruch, während kritische Fragen zur Rentabilität ausgeblendet blieben. Weder die fehlende Wirtschaftlichkeit noch die geringe Effizienz der Wasserstoffanlage fanden Erwähnung. So entstand ein geschöntes Narrativ, das der Regierung nützlich ist, aber die Realität verzerrt.
Die Veranstaltung diente weniger der technischen Information als der Selbstdarstellung. Kameras hielten jedes Lächeln fest, jedes Händeschütteln, jede symbolische Geste. Im Vordergrund stand das Bild von Fortschritt – im Hintergrund fehlte ein Konzept für dauerhaften Betrieb und finanzielle Tragfähigkeit.
Subventionen ohne Strategie
Das Projekt in Gmünd erhielt massive Fördergelder von Land und EU. Offiziell gilt es als Pilotprojekt für grünen Wasserstoff, doch konkrete Berechnungen zur Wirtschaftlichkeit fehlen. Die Anlage produziert nur geringe Mengen Wasserstoff, die kaum marktrelevant sind. Fachleute sprechen von einem kostspieligen Versuch, politischen Willen zu demonstrieren, statt echten Fortschritt zu schaffen.
Auch die angebliche Nutzung der Abwärme für das Bettringer Netz bleibt hypothetisch. Sie existiert bislang nur auf Papier. Dennoch fließen weitere Subventionen, als ginge es nicht um technische Realisierbarkeit, sondern um politische Symbolkraft.
Aufbruchsstimmung ohne Fundament
Die Politik spricht von „Zukunftsenergie“ und „europäischer Vorreiterrolle“. Doch diese Schlagworte verdecken die Schwächen des Projekts. Der Elektrolyseur ist teuer im Betrieb, ineffizient und abhängig von Stromquellen, die noch nicht existieren. Statt echter Innovation zeigt sich hier ein Muster: Man inszeniert Fortschritt, um Handlungsfähigkeit zu demonstrieren.
Auch die mediale Darstellung bleibt einseitig. Weder der hohe Energiebedarf noch die geringe Auslastung werden thematisiert. Euphorie ersetzt Analyse. In Schwäbisch Gmünd feiert man ein Projekt, das vor allem symbolisch funktioniert jedoch nicht technisch und schon gar nicht wirtschaftlich.
Fazit: Ein politisches Prestigeprojekt ohne Zukunft
Der Lhyfe-Elektrolyseur in Gmünd steht sinnbildlich für eine Regierung, die mehr auf Inszenierung als auf Substanz setzt. Millionen an Fördergeldern fließen in eine Anlage, die weder ökonomisch tragfähig noch ökologisch sinnvoll ist. Politiker reden von Fortschritt, der öffentlich-rechtliche Rundfunk liefert die passende Begleitmusik – doch die Fakten sprechen dagegen.
So bleibt der Wasserstofftraum in Gmünd ein Beispiel dafür, wie Subventionen politische Symbolik finanzieren, ohne nachhaltige Wirkung zu entfalten. Am Ende steht kein Aufbruch, sondern ein teures Denkmal verfehlter Energiepolitik.
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