Die Stromversorgung in Ostdeutschland steht unter Druck. Hohe Einspeisung trifft auf veraltete Netze. Der Ausbau erneuerbarer Energien überfordert die Infrastruktur. Während West- und Süddeutschland bevorzugt versorgt werden, bleibt Ostdeutschland mit steigenden Netzentgelten und wachsender Instabilität zurück. Der Blackout in Spanien dient als Warnung – auch hierzulande wächst das Risiko (berliner-zeitung: 18.06.25).
Engpässe und Überlastung in Ostdeutschland
Im Vergleich zu Südeuropa zeigen sich deutsche Stromnetze als robuster. Energieversorger wie Sachsen Energie und Mitnetz Strom verweisen auf die Stabilität und das engmaschige Netz. Gleichzeitig wächst jedoch die Belastung – vor allem durch Solar- und Windstrom in strukturschwachen Regionen. Dort fehlen leistungsfähige Leitungen und Speicher, um schwankende Einspeisung zuverlässig abzufedern.

„Das deutsche Stromversorgungssystem zählt zu den sichersten und zuverlässigsten weltweit“, heißt es von Seiten der Netzbetreiber. Doch die Netze geraten in einzelnen Regionen immer häufiger an ihre Grenzen. Vor allem ländliche Gebiete in Ostdeutschland sehen sich mit wachsenden Risiken konfrontiert, da der Netzausbau mit dem Tempo der Energiewende nicht Schritt hält.
Ausbauziele verfehlt – Infrastruktur bleibt zurück
Obwohl der Netzentwicklungsplan bis 2045 mehrere Tausend Kilometer neue Leitungen vorsieht, bleiben entscheidende Vorhaben in Verzug. Der Osten produziert überdurchschnittlich viel Strom aus erneuerbaren Quellen, kann diesen aber oft nicht effizient weiterleiten. Verbraucher zahlen dennoch mehr – ein strukturelles Ungleichgewicht, das durch politische Entscheidungen weiter verschärft wird.
Frank Brinkmann von Sachsen Energie betont, dass die zunehmende Einspeisung von Solarstrom regionale Netze massiv beansprucht. Selbst hohe Investitionen reichten nicht aus, um die Folgen ungebremster Einspeisung zu kompensieren. Ohne abgestimmten Ausbau drohen weitere Instabilitäten. Der Bedarf an zusätzlicher Infrastruktur wächst schneller als die technische Umsetzung.
Ostdeutschland droht Abkopplung bei Kraftwerksplanung
Während ostdeutsche Regionen mehr Strom erzeugen als sie selbst verbrauchen, profitieren andere Bundesländer von den Ausbauplänen der Bundesregierung. Wirtschaftsministerin Katherina Reiche bevorzugt Standorte in Süddeutschland – dort sollen neue Gaskraftwerke entstehen. Ostdeutschland geht leer aus, obwohl gerade dort flexible Kraftwerke dringend gebraucht würden.
Die geplanten Investitionen in ostdeutsche Netze belaufen sich auf mehrere Milliarden Euro. Doch parallel dazu fließen zentrale Fördermittel bevorzugt in andere Regionen. Ohne zusätzliche Erzeugungskapazitäten und Speichertechnik bleibt der Osten anfällig für Schwankungen – ein Szenario wie in Spanien wird dadurch wahrscheinlicher.
Ausbau und Gerechtigkeit müssen zusammen gedacht werden
Um die Energiewende dauerhaft abzusichern, braucht es in Ostdeutschland nicht nur Leitungen, sondern auch flexible Erzeuger und stabile Rahmenbedingungen für Industrieansiedlungen. Andernfalls droht eine Abkopplung vom Rest der Republik – nicht technisch, sondern wirtschaftlich.
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