Oracle arbeitet an der Entwicklung eines Rechenzentrums, das mithilfe von drei kleinen Atomreaktoren betrieben werden soll. Der Vorsitzende und Mitbegründer von Oracle, Larry Ellison, überraschte diese Woche mit einer außergewöhnlichen Ankündigung. Die rapide wachsende Stromnachfrage durch den Einsatz künstlicher Intelligenz führt dazu, dass Oracle auf innovative Nukleartechnologie zurückgreifen möchte, um den zukünftigen Energiebedarf zu sichern (cnbc: 10.09.24). Dies erläuterte Ellison den Investoren während der Präsentation der Quartalszahlen. Ellison eröffnete seine Ausführungen mit den Worten: „Lassen Sie mich etwas sagen, das sehr bizarr klingen wird. Aber vermutlich denken Sie ohnehin, dass ich häufig merkwürdige Dinge äußere, daher wird dies besonders erstaunlich sein.“
Rechenzentrum erfordert über ein Gigawatt Energie
Das geplante Rechenzentrum soll mehr als ein Gigawatt Strom benötigen, wie Ellison weiter ausführte. Zur Deckung dieses enormen Energiebedarfs sollen drei kleine modulare Kernreaktoren eingesetzt werden. „Für den Standort, den wir ausgewählt haben, liegen bereits die Genehmigungen für den Bau von drei Atomreaktoren vor“, so Ellison weiter. Diese kleinen Reaktoren seien notwendig, um der wachsenden Stromnachfrage gerecht zu werden.
Konkrete Angaben zum Standort des Rechenzentrums oder der geplanten Reaktoren machte Ellison jedoch nicht. CNBC bemühte sich um eine Stellungnahme von Oracle.
Kleine modulare Reaktoren als Zukunftsmodell der Energieversorgung
Kleine modulare Reaktoren gelten als vielversprechende Lösung für die zukünftige Energieversorgung. Sie sollen den zügigen Ausbau von zuverlässiger und kohlenstofffreier Energie ermöglichen, insbesondere angesichts des steigenden Energiebedarfs durch Rechenzentren und die fortschreitende Elektrifizierung der Wirtschaft.
Diese Reaktoren haben normalerweise eine Leistung von bis zu 300 Megawatt. Das entspricht etwa einem Drittel der Kapazität herkömmlicher Reaktoren. Dank ihrer modularen Bauweise lassen sie sich in mehreren Teilen vorfertigen. Vor Ort werden diese dann zusammengesetzt. Dadurch sinken die hohen Investitionskosten, die bei großen Anlagen üblich sind.
Derzeit gelten kleine modulare Reaktoren allerdings noch als Technologie der Zukunft. Fachleute der Nuklearindustrie schätzen, dass ihre kommerzielle Nutzung in den USA erst in den 2030er Jahren möglich sein wird. Derzeit gibt es laut der Nuklearen Energiebehörde weltweit nur drei betriebsfähige kleine modulare Reaktoren. Zwei dieser Reaktoren befinden sich in China und Russland. Zudem ist ein Testreaktor in Japan in Betrieb.
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