Eine Untersuchung des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) zeigt die Folgen eines Embargos auf russische Energieträger für die deutsche Konjunktur auf. In Deutschland wird es ohne Öl und Gas aus Russland zu einer langanhaltenden Rezession kommen. Der Rückgang des Wirtschaftswachstums könnte sich dabei über einen Zeitraum von mehr als zehn Jahren erstrecken. Dies sei mit Schließungen von Betrieben und einer deutlichen Zunahme an Arbeitslosen verbunden.
DIW erwartet langjährige Rezession beim Ausbleiben russischer Energieträger
Bei einem Import- oder Lieferstopp russischer Energieträger wird zudem auch die Inflation ansteigen. Der Anstieg könnte bis zu 2,3 Prozentpunkte über dem aktuellen Wert führen, der im laufenden Monat gerade bei 7,3 Prozent liegt. Der Rückgang des Wirtschaftswachstums wird in der Untersuchung mit 3 Prozent beziffert und liegt damit in der Größenordnung wie bei der Corona-Pandemie. Auf Industrie und Verbraucher kämen mit einem Ausbleiben russischer Energieträger hohe Kosten zu. Der Staat könne einen entsprechenden Schock abschwächen, wenn er mit einer stimulierenden Fiskalpolitik Investitionsanreize setzt und die Wirtschaft auf einen Lieferstopp frühzeitig vorbereite.
Ein entsprechendes Embargo oder ein Lieferstopp würde nach dieser Untersuchung aber auch Russland selbst hart treffen. Selbst wenn Russland in der Lage wäre, seine Primärenergieträger an Drittländer zu verkaufen, ist dies nur mit massiven Preisabschlägen möglich. Ein Energieimportstopp würde damit auch die russische Wirtschaft destabilisieren. Der russischen Regierung könnte dadurch die finanziellen Mittel für den Krieg in der Ukraine ausgehen.
IMK Studie geht zusätzlich von hoher Inflation aus
Auch das Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) der Hans-Böckler-Stiftung warnt in seiner Konjunkturprognose vor einer langanhaltenden und schweren Rezession. Das IMK hält allerdings eine Rezession auch ohne Import- oder Lieferstopp bereits in diesem Jahr für möglich. Als Ursache nennt das IMK die stark gestiegene Inflation aufgrund der hohen Energiepreise. Dies könne auch ohne den Boykott russischer Energieträger bereits zu einem Rückgang der Wirtschaftsleistung um 0,3 Prozent führen.
Scholz kritisiert Rechenmodelle der Ökonomen
In der ARD kritisierten Bundeskanzler Olaf Scholz bei Anne Will, dass Ökonomen „irgendwelche mathematischen Modelle zusammenrechnen“. Olaf Scholz will sich offensichtlich nicht von Wirtschaftsprognosen in seiner politischen Handlungsfähigkeit einschränken lassen. Bisher betont die Regierung allerdings immer noch, russische Energieträger nicht zu boykottieren. Mit der Ablehnung diese in Rubel zu bezahlen, kann aber die Lieferung kurzfristig auch von Russland aus gestoppt werden. Die russischen Lieferungen kurzfristig zu ersetzen, wäre allerdings nicht möglich. Deshalb hat der Wirtschaftsminister Habeck die erste Warnstufe des Notfallplans für die Gasversorgung ausgerufen.