Nordzucker zieht Reißleine bei Erbsenprotein-Fabrik – 13-Millionen-Euro-Projekt gestoppt

Der Lebensmittelkonzern Nordzucker streicht sein ambitioniertes Projekt zur Herstellung pflanzlicher Proteine aus Erbsen. Nur vier Wochen nach dem symbolischen Spatenstich steht fest: Die geplante Produktionsanlage im niedersächsischen Groß Munzel entsteht nicht. Statt wachsender Geschäftsfelder bleibt ein Verlust von 13 Millionen Euro (agrarheute: 30.05.25).


Nordzucker zieht sich aus dem Projekt zurück

Noch Ende 2024 plante Nordzucker eine neue Fabrik zur Verarbeitung von Erbsenproteinen. Über 100 Millionen Euro sollten fließen, 60 neue Stellen waren vorgesehen. Bereits 2026 hätte die Produktion starten sollen. Doch schon im Januar stoppte der Konzern das Vorhaben vorläufig. Nun folgte der endgültige Rückzug.

 Einen Monat nach dem ersten Spatenstich: Nordzucker stoppt Bau der Erbsenprotein-Fabrik – das Projekt ist wirtschaftlich nicht mehr tragfähig
Einen Monat nach dem ersten Spatenstich: Nordzucker stoppt Bau der Erbsenprotein-Fabrik – das Projekt ist wirtschaftlich nicht mehr tragfähig

Vertragslandwirte reagierten mit Unverständnis. Das Management erklärt den Schritt mit enttäuschenden Marktentwicklungen. Vorstandschef Lars Gorissen erläuterte: „Der Markt für solche Proteine entwickelt sich schlechter, als erwartet.“

Marktpotenzial blieb hinter den Erwartungen

Nordzucker hatte mit einem wachsenden Absatzmarkt für pflanzliche Proteine gerechnet. Diese Hoffnung erfüllte sich nicht. Die Nachfrage stagniert, während die Preise unter Druck geraten. Die Rentabilität der geplanten Anlage erschien unter diesen Bedingungen nicht mehr gegeben.

Ohne wirtschaftliche Perspektive verlor das Projekt seine Grundlage. Nordzucker entschied daher, die bereits begonnene Umsetzung zu beenden – obwohl erste Investitionen längst erfolgt waren.

Millionenverluste durch Projektabbruch

Die Kosten des abrupten Rückzugs summieren sich auf 13 Millionen Euro. Davon entfallen fünf Millionen auf Planung und Ingenieurleistungen. Acht weitere Millionen betreffen Ausgleichszahlungen an Erbsenlieferanten. Trotzdem hält Nordzucker an der Idee alternativer Proteine fest.

„Wir sehen nach wie vor großes Potenzial für alternative Proteine“, bekräftigte Gorissen. Eine eigene Fabrik sei aktuell jedoch nicht die bevorzugte Lösung. Stattdessen prüft Nordzucker Partnerschaften oder strategische Beteiligungen – auch mit anderen pflanzlichen Rohstoffen.

Nordzucker setzt auf Zuckerrohr als Wachstumsfeld

Während das Erbsenprotein-Projekt beendet ist, fokussiert sich Nordzucker verstärkt auf Zuckerrohr. Die australische Tochtergesellschaft Mackay Sugar trägt seit über fünf Jahren positiv zum Konzernergebnis bei. Daraus zieht das Unternehmen die Konsequenz, diesen Geschäftsbereich gezielt auszubauen.

„Die Zuckerproduktion aus Zuckerrohr bietet in einigen Regionen der Welt das Potenzial einer höheren und resilienteren Profitabilität im Vergleich zur Zuckerherstellung aus Zuckerrüben in der EU. Dies kann Schwankungen ausgleichen“, betonte Gorissen. Nordzucker nutzt damit globale Märkte, um sich vom europäischen Zuckerpreisdruck zu lösen.


Blick in die Zukunft: Technologien als Chance

Neben der Zuckerrohrproduktion prüft Nordzucker technologische Optionen wie die Präzisionsfermentation von Zucker und Melasse. Diese Verfahren könnten neue Geschäftsfelder erschließen. Ziel ist eine langfristige Stabilisierung und Erweiterung der Einnahmequellen.

Trotz Rückschlägen bei der Proteinstrategie bleibt Nordzucker auf Kurs. Der Konzern treibt die Diversifikation seines Portfolios voran, auch wenn manche Projekte frühzeitig enden. Die gescheiterte Erbsenprotein-Fabrik markiert dabei keinen Stillstand, sondern eine Anpassung an veränderte Marktbedingungen – mit Blick auf eine widerstandsfähigere Zukunft.

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