In einem Interview mit der Bild rechnet der amerikanische Nobelpreisträger Joseph Stiglitz gnadenlos mit der deutschen Energiewende ab. Er hält den gleichzeitigen deutschen Kohle- und Atomausstieg für eine dumme Idee. Es ist nicht das erste Mal, dass im Ausland die deutsche Energiepolitik als dumm bezeichnet wird. Das Wallstreet Journal veröffentlichte bereits vor mehr als einem Jahr einen Artikel mit dem Titel „Die dümmste Energiepolitik der Welt“ dazu.
Gleichzeitiger deutscher Kohle und Atomausstieg sind eine dumme Idee
Stiglitz sagte zum Atomausstieg und der aktuellen Situation bei der Energieversorgung: „Ich bin kein großer Freund der Kernkraft. Aber angesichts der Preisexplosionen sollte Deutschland seine AKWs länger betreiben.“ Joseph E. Stiglitz ist nicht irgendwer. Der US-amerikanische Wirtschaftswissenschaftler ist Professor an der Columbia University und war Chefökonom der Weltbank. Im Jahr 2001 erhielt er für seine Arbeiten über das Verhältnis von Information und Märkten den Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaften, zusammen mit George A. Akerlof und Michael Spence. Der Ökonom empfiehlt der deutschen Politik, trotz des massiven Ausbaus von Solar- und Windanlagen zumindest die drei verbliebenen Kernkraftwerke länger laufen zu lassen.
Wohnungsbauverband fordert Laufzeitverlängerung zur Kostensenkung
Die Stimmen nach einer Laufzeitverlängerung der letzten Atomkraftwerke werden immer lauter. Angesichts der explodierenden Strompreise fordert auch der Verband norddeutscher Wohnungsunternehmen (VNW), Atomenergie und Kohle weiterzunutzen. Laut VNW-Direktor Andreas Breitner müsse die Regierung für bezahlbare Strompreise sorgen. „Wir stehen vor einer Preiserhöhungswelle, deren Ausmaß den allermeisten Menschen noch nicht bewusst ist“, sagte Breitner dazu. Durch selbst auferlegte Verbote wie zum Beispiel beim Fracking, zur Nutzung der Atomkraft und Kohle verschlechtert seiner Meinung nach die Situation künstlich. Deshalb müssten Denkverbote schnellstmöglich aufgehoben und nach technologieoffenen Lösungen gesucht werden.
Umdenken bei CDU und FDP hat begonnen
Mittlerweile bahnt sich auch in der Ampelregierung ein Richtungsstreit zur Energieversorgung an. Union und FDP haben das Thema aufgenommen und wollen ebenfalls längere Laufzeiten für die Atomkraftwerke. CDU-Chef Friedrich Merz sieht die Energieversorgung in Deutschlands gefährdet. Beim Wirtschaftstag des Wirtschaftsrats der CDU sagte er dazu: „Wir haben uns zu viel mit Aussteigen und Abschalten beschäftigt. Es muss doch nachdenklich machen, dass uns seit zehn Jahren kein Land der Welt auf diesem Weg folgen will“.