Niederländische Netzbetreiber schlagen Alarm – keine Versorgungssicherheit ohne Gaskraftwerke

Das niederländische Stromnetz erreicht in vielen Regionen regelmäßig seine technische Belastungsgrenze, weshalb die Netzbetreiber Alarm schlagen. Der drohende Rückzug zentraler Gaskraftwerke verschärft die Lage zusätzlich, da Stromausfälle ab 2028 realistisch erscheinen. Besonders die Versorgungssicherheit im Ballungsraum Rotterdam steht unter Druck, während das Stromnetz in Spitzenzeiten kaum Reserven aufweist. Nach Einschätzung der Betreiber fehlt eine verlässliche Brückentechnologie, um die Netzstabilität bei schwankender Einspeisung aus erneuerbaren Quellen abzusichern (ad: 04.12.25).


Alarm wegen struktureller Schwächen im Stromnetz

Tennet, Stedin und Liander beschreiben übereinstimmend einen kritischen Zustand. Das Stromnetz arbeitet vielerorts nahe seiner Auslegungsgrenze, wodurch zusätzliche Lasten kaum aufgefangen werden können. Technische Analysen zeigen, dass steigende Stromflüsse Leitungen überhitzen lassen. In solchen Fällen greifen Schutzsysteme, was gezielte Abschaltungen nach sich zieht. Dieser Alarm basiert nicht auf Szenarien, sondern auf messbaren Belastungswerten im laufenden Betrieb.

Netzbetreiber schlagen in den Niederlanden Alarm: Stromausfälle drohen, da die Versorgungssicherheit ohne Gaskraftwerke an Grenze stößt
Netzbetreiber schlagen in den Niederlanden Alarm: Stromausfälle drohen, da die Versorgungssicherheit ohne Gaskraftwerke an Grenze stößt

Der Fokus liegt auf dem nördlichen Zuid-Holland. Städte wie Rotterdam, Capelle aan den IJssel oder Schiedam verzeichnen besonders hohe Lastspitzen. Stromausfälle treffen dort nicht nur private Haushalte, sondern auch Gewerbe und kritische Infrastruktur. Hafenanlagen und Inselregionen bleiben außen vor, da dort andere Netzstrukturen existieren.

Gaskraftwerke bleiben systemrelevant

Gaskraftwerke liefern kurzfristig abrufbare Leistung und gleichen Schwankungen aus, wenn Sonne und Wind ausbleiben. Obwohl ihre Laufzeiten sinken, sichern sie in Spitzenstunden weiterhin die Versorgungssicherheit. Ein vollständiger Rückzug dieser Anlagen gefährdet die Netzstabilität, da Alternativen fehlen. In anderen Staaten erhalten solche Kraftwerke Kapazitätszahlungen, um als Reserve verfügbar zu bleiben. Diese Form der Absicherung existiert in den Niederlanden bislang nicht.

Ohne diese thermischen Anlagen steigt die Abhängigkeit vom Übertragungsnetz deutlich. Das Stromnetz von Tennet müsste größere Energiemengen transportieren, obwohl zentrale Knotenpunkte bereits überlastet sind. Experten sprechen in diesem Zusammenhang von einem fragilen Gesamtsystem, dessen Belastbarkeit begrenzt bleibt.

Stromausfälle drohen in den Spitzenzeiten

Die größte Gefahr für Stromausfälle entsteht morgens und abends. In diesen Zeitfenstern erreicht der Verbrauch seinen Höhepunkt, während erneuerbare Energien oft nur geringe Beiträge liefern. Der Alarm der Netzbetreiber richtet sich deshalb auf diese Stunden, da hier selbst kleine zusätzliche Lasten das Stromnetz destabilisieren können.

Unternehmen versuchen gegenzusteuern. Gewächshausbetreiber reduzieren ihre Beleuchtung, Kühlhäuser drosseln zeitweise den Betrieb. Diese Maßnahmen zeigen Wirkung, reichen jedoch nicht aus. Zu wenige Betriebe passen ihr Lastprofil dauerhaft an, obwohl flexible Verbrauchssteuerung die Versorgungssicherheit spürbar verbessern könnte.


Private Verbraucher beeinflussen die Versorgungssicherheit

Auch Haushalte tragen Verantwortung für die Netzstabilität. Der Betrieb von Waschmaschinen, Trocknern oder Ladepunkten außerhalb der Abendspitze senkt die Belastung des Stromnetzes deutlich. Netzbetreiber belegen dies mit konkreten Berechnungen. Bereits wenige hundert verschobene Nutzungsvorgänge entfalten messbare Effekte.

Ein Beispiel verdeutlicht die Dimension: Die Energie von zweihundert zeitlich verlagerten Trocknerläufen reicht aus, um ein Schwimmbad einen Tag lang zu beheizen. Hundert verschobene Ladevorgänge ermöglichen die Beleuchtung eines Fußballstadions über mehrere Stunden. Solche Effekte unterstreichen, wie stark kollektives Verhalten Stromausfälle verhindern kann.

Investitionen lindern den Alarm nur langfristig

Parallel investieren die Betreiber massiv in den Ausbau. Tennet plant rund 1,6 Milliarden Euro für Zuid-Holland. Vierzehn Hochspannungsstationen stehen vor einer Modernisierung, darunter Standorte in Rotterdam-Ommoord und Krimpen aan den IJssel. Diese Maßnahmen stärken das Stromnetz langfristig, benötigen jedoch Jahre bis zur Fertigstellung.

Der Alarm der Netzbetreiber bleibt daher bestehen. Der Umbau des Energiesystems verläuft schneller als der Netzausbau. Ohne tragfähige Übergangslösungen verlieren Versorgungssicherheit und Netzstabilität an Verlässlichkeit. Genau darin liegt das zentrale Risiko der kommenden Jahre.

Lesen Sie auch:

Nach oben scrollen