Neuland im Cockpit: Der Medienstaatsvertrag trifft die Autoindustrie

Der Medienstaatsvertrag betrifft jetzt auch In-Car-Entertainment-Systeme. Dieser Schritt bringt bedeutende Veränderungen für Autohersteller wie Tesla, Audi und BMW. Die Kommission für Zulassung und Aufsicht (ZAK) der Landesmedienanstalten hat eine Neubewertung vorgenommen. Zum ersten Mal beurteilt sie die Benutzeroberflächen dieser Systeme nach Medienrecht. Die Anforderung lautet nun: Die Systeme müssen so entwickelt werden, dass sie den Nutzern einen freien Zugang zu verschiedenen Medienangeboten bieten. Dabei liegt ein besonderes Augenmerk auf öffentlich-rechtlichen und regionalen Sendern (heise: 03.04.24).


Neue Regeln fürs Autofahren: Droht jetzt die Überregulierung unserer Entertainment-Systeme?

Die ZAK vertritt die Ansicht, dass die Systeme in gewisser Weise über die Verfügbarkeit von Inhalten entscheiden. Doch birgt diese Sichtweise nicht auch Risiken der Überregulierung und der Eingrenzung technologischer Innovationen?

Der Medienstaatsvertrag betrifft jetzt auch In-Car-Entertainment-Systeme. In-Car-Entertainment-Systeme im Fokus der Medienaufsicht
Der Medienstaatsvertrag betrifft jetzt auch In-Car-Entertainment-Systeme. In-Car-Entertainment-Systeme im Fokus der Medienaufsicht
Bild: KI-generiert

Diese Entwicklung wirft kritische Fragen auf, etwa zur Autonomie der Fahrzeughersteller bei der Gestaltung ihrer Produkte und zum Umfang staatlicher Eingriffe in den digitalen Raum. Eva Flecken, Vorsitzende der ZAK, erläutert die Haltung der Regulierungsbehörde: „In-Car-Entertainment-Systeme sind aus guten Gründen im Fokus der Medienaufsicht“. Sie beschreibt diese Systeme als neue Gatekeeper. Doch stellt sich die Frage, ob der Staat die richtige Instanz ist, um über die Gatekeeper-Rolle in einem hochtechnologischen und schnelllebigen Bereich zu entscheiden.

Technologische Herausforderungen und regulatorische Zwänge

Die Entscheidung der Landesmedienanstalten signalisiert einen bedeutsamen Wechsel weg von traditionellen Medienverbreitungswegen hin zu digitalen Plattformen. Dieser Wandel ist zweifellos notwendig, um mit der technologischen Entwicklung Schritt zu halten. Allerdings könnte die strenge Auslegung des Medienstaatsvertrages auch Innovationen hemmen, indem sie Autoherstellern aufwendige Anpassungen ihrer Systeme abverlangt. Die Möglichkeit, Ausnahmen geltend zu machen, falls technische Anpassungen „nicht oder nur mit unverhältnismäßigem Aufwand möglich sind“, scheint eher theoretischer Natur zu sein. In der Praxis wird von den Unternehmen erwartet, dass sie die technischen und finanziellen Hürden überwinden.


Ein besonderer Blick auf Tesla

Interessanterweise trifft diese Regelung Tesla in besonderem Maße. Der Media Player des Unternehmens, der für seine Integration von Drittanbieter-Apps bekannt ist, muss nun ein Drittel seiner Kapazitäten für traditionelle Rundfunkmedien reservieren. Diese Anforderung legt den Grundstein für eine Diskussion über die Balance zwischen der Förderung traditioneller Medieninhalte und der Unterstützung digitaler Innovationen. Muss Tesla nun Inhalte priorisieren, die möglicherweise nicht im primären Interesse seiner Nutzer liegen?

Die Rolle der Medienanstalt Berlin-Brandenburg bei der Durchsetzung dieser Regelungen unterstreicht die zentrale Rolle staatlicher Aufsicht in diesem Prozess. Diese Situation veranschaulicht die wachsende Reichweite der Medienregulierung und wirft Fragen nach deren Auswirkungen auf die Freiheit der Unternehmen und die Wahlmöglichkeiten der Verbraucher auf.

Die ZAK-Entscheidung und die Regeln des Medienstaatsvertrages könnten neue Maßstäbe setzen. Sie beeinflussen, wie man digitale Plattformen und technische Neuerungen regelt. Dies könnte der Medienvielfalt und der Zugänglichkeit dienen. Allerdings müssen die Folgen für Innovation und Marktfreiheit bedacht werden. Ebenso ist die Ausgestaltung unserer digitalen Zukunft sorgsam zu prüfen.

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