Die National Ignition Facility am Lawrence Livermore National Laboratory hat erneut ein technisches Ausrufezeichen gesetzt. In zwei Experimenten gelang eine deutliche Steigerung des Energieertrags aus Fusionsreaktionen. Zunächst wurden 5,2 Megajoule erzeugt, später sogar 8,6 Megajoule. Mehrere US-Medien berichteten übereinstimmend darüber (techspot: 19.05.25). Das Labor bestätigte die Ergebnisse offiziell.
Historischer Meilenstein bei der Energiegewinnung
Bereits Ende 2022 lieferte die National Ignition Facility einen entscheidenden Beleg für die Machbarkeit kontrollierter Kernfusion. Damals kamen aus einem Fusionsversuch 3,15 Megajoule Energie – bei einem Energieeinsatz von 2,05 Megajoule für das Lasersystem. Die Differenz markierte den weltweit ersten Nachweis einer positiven Nettoenergie bei einer Fusionsreaktion.

Bild: ©National Ignition Facility
Trotzdem bleibt der Energiebedarf für die gesamte Infrastruktur weiterhin höher als die produzierte Energiemenge. Kühlung, Stromversorgung und Kontrollsysteme verschlingen ein Vielfaches. Eine wirtschaftliche Nutzung liegt damit noch in weiter Ferne. Der physikalische Beweis der Machbarkeit stellt jedoch einen historischen Fortschritt dar.
Trägheitsfusion mit Lasern als Forschungsansatz
Die National Ignition Facility arbeitet mit einem Verfahren der Trägheitsfusion. In einer Vakuumkammer befindet sich eine Kapsel mit den Wasserstoffisotopen Deuterium und Tritium. Diese wird durch rund 200 Laser gleichzeitig bestrahlt. Der gleichmäßige Impuls führt dazu, dass sich die Kapsel extrem schnell erhitzt und komprimiert. Es entstehen Bedingungen, unter denen eine Fusion der Atomkerne möglich wird.
Durch die Masseträgheit der Kapsel bleibt das heiße Plasma für den Bruchteil einer Sekunde stabil. Im Gegensatz zur Magnetfusion entfällt hier die Notwendigkeit eines Magnetfeldkäfigs. Die Trägheitsfusion erlaubt extrem kontrollierte, aber sehr kurze Reaktionen – ideal für experimentelle Anwendungen.
Magnetfusion als zweiter Ansatz
Neben der Laserfusion verfolgt die Forschung weltweit die sogenannte Magnetfusion. In diesem Verfahren wird ein extrem heißes Plasma in einem torusförmigen Reaktor mithilfe starker Magnetfelder gehalten. Erst bei über 100 Millionen Grad gelingt die Verschmelzung von Wasserstoffkernen zu Helium. Diese Reaktion setzt große Energiemengen frei, erfordert aber höchste technische Präzision.
Projekte wie ITER oder private Unternehmen in den USA und Europa arbeiten daran, diese Technologie zur Reife zu bringen. Der Aufwand ist enorm, doch die Aussicht auf kontinuierliche Energieproduktion ohne CO₂-Ausstoß verleiht dem Konzept strategische Bedeutung.
Globale Forschungsdynamik
Die National Ignition Facility steht im Zentrum einer weltweiten Bewegung, die die Kernfusion zur Energiequelle der Zukunft machen will. Während am Lawrence Livermore National Laboratory die Laserfusion weiterentwickelt wird, konzentrieren sich andere Standorte auf den magnetischen Einschluss. Beide Technologien verfolgen ein gemeinsames Ziel: eine saubere, sichere und nahezu unerschöpfliche Energiequelle zu schaffen.
Die neuen Rekorde der National Ignition Facility verdeutlichen das enorme Potenzial dieses Forschungsfelds. Auch wenn ein wirtschaftlicher Durchbruch noch aussteht, nimmt die Entwicklung rasant Fahrt auf. Die internationale Fusionsforschung nähert sich Schritt für Schritt einem Ziel, das einst als reine Zukunftsvision galt.
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