Nach nur 15 Jahren – Offshore-Prestigeprojekt „Alpha Ventus“ vor dem Rückbau

Der Offshore-Windpark „Alpha Ventus“ galt einst als Prestigeprojekt der deutschen Energiewende, ein Symbol für technischen Fortschritt und grüne Zukunft. Zwölf Windräder auf offener See sollten beweisen, dass Windkraft, Klimaschutz und Stromerzeugung auch unter extremen Bedingungen möglich sind. Heute, fünfzehn Jahre nach dem Start, steht das einst gefeierte Vorzeigeprojekt vor dem Rückbau – und offenbart die Schattenseiten dieser energiepolitischen Strategie (haz: 24.10.25).


Teures Prestigeprojekt mit begrenztem Nutzen

Im Jahr 2010 ging „Alpha Ventus“ nach rund anderthalb Jahren Bauzeit ans Netz. Das Prestigeprojekt, finanziert von EWE, RWE und Vattenfall, verschlang rund 250 Millionen Euro – zu großen Teilen dank staatlicher Förderung. In seiner aktiven Zeit erzeugte der Windpark etwa 3,2 Terawattstunden (TWh) Strom. Verglichen mit dem deutschen Gesamtstromverbrauch von mehr als 6.000 TWh im selben Zeitraum entspricht das gerade einmal 0,05 Prozent. Ein ernüchterndes Ergebnis für ein Projekt, das als Symbol des Klimaschutzes und der Energiewende gedacht war.

Deutschlands erster Offshore-Windpark endet nach 15 Jahren als kostspieliges Prestigeprojekt – Symbol einer teuren Energiewende
Deutschlands erster Offshore-Windpark endet nach 15 Jahren als kostspieliges Prestigeprojekt – Symbol einer teuren Energiewende

Unter Einbeziehung von Bau, Wartung und Rückbau summieren sich die Gesamtkosten auf geschätzte 458 Millionen Euro. Daraus ergibt sich ein Strompreis von etwa 14,3 Cent pro Kilowattstunde – ohne Netzausbau und Speicherlösungen. Damit widerlegt das Prestigeprojekt die oft verbreitete Mär vom „billigen Windstrom“.

Subventionen und Realität der Windkraft

Das Prestigeprojekt existierte nur dank hoher Einspeisevergütungen des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG). Ohne staatliche Stütze wäre der Betrieb wirtschaftlich nicht tragfähig gewesen. Nach dem Ende der Subventionen blieb ein Defizit. Experten bezeichnen den Windpark inzwischen als „unprofitable“.

Die harschen Bedingungen auf See – Wind, Salzwasser, Materialverschleiß – trieben die Betriebskosten massiv in die Höhe. Fachberichte zeigen, dass die tatsächlichen Baukosten das Budget um etwa 30 Prozent überstiegen. Das Vorzeigeprojekt der Offshore-Windkraft zeigt damit deutlich, dass technische Machbarkeit und wirtschaftliche Rentabilität selten Hand in Hand gehen.

Rückbau unter ökologischen Auflagen

Die Betreibergesellschaft DOTI plant, die zwölf Windräder zwischen 2027 und 2028 vollständig zurückzubauen. Dafür veranschlagt man rund 16 Millionen Euro. Der Rückbau des Prestigeprojekts muss vom Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) genehmigt werden. Da sich rund um die Fundamente Meeresorganismen angesiedelt haben, gilt besonderer Fokus dem Klimaschutz und dem Erhalt mariner Lebensräume.

Gleichzeitig bleibt der logistische Aufwand enorm: Spezialschiffe, Transportkapazitäten und Recyclinganlagen sind knapp. Jede Verzögerung erhöht die Kosten. Selbst beim Ende des Projekts zeigt sich, dass Offshore-Technik finanziell anspruchsvoll bleibt.


Mahnung an die Energiewende

Auch wenn „Alpha Ventus“ technologisch als Vorzeigeprojekt gilt, verdeutlicht es doch die Grenzen der deutschen Energiewende. Die zwölf Windräder lieferten wertvolle technische Erkenntnisse, aber kein nachhaltiges Geschäftsmodell. Die Windkraft, oft als Rückgrat des Klimaschutzes gepriesen, bleibt teuer, unbeständig und auf Subventionen angewiesen.

Neue Offshore-Anlagen sind leistungsfähiger, doch das Grundproblem bleibt: Stromerzeugung aus Wind ist nicht grundlastfähig. Solange keine wirtschaftlichen Speicherlösungen existieren, müssen Backup-Kraftwerke einspringen – und deren Betrieb verursacht zusätzliche Kosten.

Symbol eines teuren Experiments

Bis 2045 sollen laut Bundesregierung 70 Gigawatt Offshore-Leistung erreicht werden, aktuell sind es rund 9,2 Gigawatt. Der Rückbau von „Alpha Ventus“ zeigt, wie weit Anspruch und Realität auseinanderliegen. Das Prestigeprojekt, einst gefeiert als Leuchtturm der Energiewende, endet als Symbol ineffizienter Planung und überzogener Erwartungen.

Die Bilanz ist klar: 250 Millionen Euro Baukosten, 16 Millionen Euro Rückbau, 15 Jahre Betrieb – und ein Stromanteil von 0,05 Prozent am Gesamtverbrauch. So entpuppt sich der angeblich „grüne“ Strom als teuer erkauft. Das Prestigeprojekt, ein Vorzeigeprojekt der frühen Offshore-Windkraft, bleibt somit weniger ein Erfolg der Windkraft, sondern vielmehr ein Lehrstück über wirtschaftliche Realität hinter ökologischen Visionen.

Lesen Sie auch:

Nach oben scrollen