Die Angst im Winter aufgrund ausbleibender Gaslieferungen nicht heizen zu können treibt die Menschen um. Deshalb kaufen viele Menschen mittlerweile elektrische Heizgeräte, wie Heizlüfter, Radiatoren und Infrarotheizpaneelen. Vielerorts sind diese Geräte bereits vergriffen und die Preise haben sich zum Teil bereits verdoppelt. Droht nach der Gaskrise jetzt auch noch eine Stromkrise?
Verkauf elektrischer Zusatzheizgeräte steigt massiv
Über den Verkauf elektrischer Zusatzheizer gibt es keine Statistik. Aber alleine die Baumarktkette Hornbach hat zur Jahresmitte bereits doppelt so viele verkauft wie im gesamten Vorjahr. Laut einem Sprecher der Baumarktkette zogen die Verkaufszahlen im Juli noch einmal signifikant an. „Wenn es so weitergeht, dann werden wir am Monatsende bis zu 500 Prozent über dem Vorjahres-Juli liegen“, sagte er zu den Absatzzahlen (FAZ: 25.07.22). Der größte Umsatz dürfte jedoch im Online-Handel stattfinden, Zahlen dazu gibt es allerdings nicht.
Wenn nur 10 Prozent der verkauften Heizlüfter eingeschaltet werden, klafft eine Stromlücke von 8 GW
Der Bereichsleiter Strom beim Analysehaus Prognos, Marco Wünsch, kommentiert dies so. „Wenn an kalten Winterabenden millionenfach Heizlüfter angeworfen werden, kann das für das Stromnetz gefährlich werden. Selbst wenn nur 10 Prozent der Gashaushalte zusätzlich mit Strom heizen, würde das die Spitzenlast im Netz deutlich nach oben treiben“. In Deutschland heizt nahezu jeder zweite Haushalt mit Gas. Wen davon nur 10 Prozent einen Heizlüfter mit einer Leistung von 2000 Watt einschalten, sind laut Wunsch 8000 Megawatt Strom zusätzlich erforderlich. Das entspricht fast 10 Prozent der normalen Höchstlast von 85 Gigawatt. Damit kommen wir von der Gaskrise in die Stromkrise.
Netzbetreiber warnen vor Stromkrise, und Zusammenbruch der Netze
Auch die Stromversorger warnen bereit vor dem Einsatz elektrischer Zusatzheizgeräte. „Ein großflächiger und intensiver Einsatz von Heizlüftern würde zu einer extremen Belastung für die Stromnetze, vor allem auf den unteren Spannungsebenen, führen“, kommentiert ein Sprecher der Stadtwerke München die Situation. Eine Sprecherin des Energieversorgers EnBW warnt ebenfalls vor örtlich begrenzter Überlastung des lokalen Stromnetzes und damit verbundenen Stromausfällen. Besonders betroffen wären dann Regionen, in denen besonders viele Haushalte mit Gas heizen. Laut Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) ist Niedersachsen am meisten gefährdet, dort heizen 63 Prozent aller Haushalte mit Gas. Den geringsten Anteil hat das Saarland, mit 30 Prozent das Saarland. Allerdings ist nicht bekannt, wie die Heizlüfter in ganz Deutschland verteilt sind und auch nicht, wie oft diese in Betrieb genommen werden.
Regierung hat in der Bevölkerung das Vertrauen bei der Energieversorgung verloren
Wirtschaftsminister Habeck will einen weiteren Stresstest zur Stromversorgung durchführen lassen. Inwieweit dieser die elektrischen Zusatzheizer mit berücksichtigt, ist nicht bekannt. Der Verkauf dürfte dieser Geräte dürfte allerdings unabhängig vom Ergebnis weiter steigen. Bezüglich der Energieversorgung hat die Regierung die Glaubwürdigkeit in der Bevölkerung größtenteils verspielt.
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