Mini-Reaktor im Test – wie die Schweiz den Weg zur neuen Atomkraft ebnet

In Villigen im Kanton Aargau entsteht derzeit ein Projekt, das Europas Energiestruktur verändern könnte. Das Paul-Scherrer-Institut (PSI) testet gemeinsam mit dem dänischen Startup Copenhagen Atomics einen Mini-Reaktor, der saubere Atomenergie in Containergröße liefern soll. Diese Kooperation markiert den Beginn einer möglichen Energierevolution, die von der Schweiz ausgeht. Der Flüssigsalzreaktor nutzt Thorium statt Uran und verspricht sichere, günstige Energie mit minimalem Platzbedarf. Durch den kompakten Aufbau des Kompaktreaktors sinken Kosten und Bauzeit erheblich – ein entscheidender Vorteil gegenüber herkömmlichen Großkraftwerken (nzz: 17.10.25).


Mini-Reaktor als Symbol der Energiewende

Der Mini-Reaktor unterscheidet sich in nahezu jedem Punkt von klassischen Atomanlagen. Sein Kern basiert auf einem Flüssigsalzreaktor, in dem flüssiges Salz mit Thorium als Brennstoff zirkuliert. Diese Technologie senkt den Druck im Reaktorsystem und minimiert Risiken. Zudem lässt sich das kompakte Modul auf einem Lkw transportieren – eine Revolution für die Kernkraft.

Ein innovativer Mini-Reaktor aus Dänemark wird in der Schweiz getestet – kompakt, sicher und ein Schritt zur nachhaltigen Energiezukunft
Ein innovativer Mini-Reaktor aus Dänemark wird in der Schweiz getestet – kompakt, sicher und ein Schritt zur nachhaltigen Energiezukunft

Copenhagen Atomics plant ab 2030 die Serienfertigung. Bis zu zehn Module sollen jährlich entstehen. Das Konzept könnte eine globale Energiewende auslösen, da der Strompreis laut Berechnungen nur 20 bis 30 Dollar pro Megawattstunde betragen soll – konkurrenzfähig mit erneuerbaren Energien, jedoch kontinuierlich verfügbar.

Sicherheit durch geschmolzenes Salz

PSI-Forscher Marco Streit betont die Sicherheitsvorteile des Flüssigsalzreaktors. Eine klassische Kernschmelze ist ausgeschlossen, da der Reaktorkern bereits geschmolzen ist. Bei Überhitzung fließt das Salz automatisch in einen Sicherheitsbehälter, kühlt ab und erstarrt. Damit stoppt die Reaktion eigenständig – ein entscheidender Fortschritt für die Atomenergie.

Zudem entsteht weniger langlebiger Atommüll. Spaltprodukte lassen sich während des Betriebs abtrennen und sichern. Der Mini-Reaktor steht somit für eine neue Generation von Anlagen, die Sicherheit, Nachhaltigkeit und Effizienz vereinen. Auch der Kompaktreaktor überzeugt durch einfachere Wartung und kurze Austauschzyklen.

Schweizer Forschungsstandort als Pionier

Da Atomkraft in Dänemark verboten ist, liegt der Teststandort in der Schweiz. Das PSI verfügt über jahrzehntelange Erfahrung und das technische Know-how, um das Experiment durchzuführen. Geplant ist zunächst ein Reaktor mit einer Leistung von einem Megawatt, der nur einen Monat laufen soll. Damit umgehen die Forscher eine langwierige Bewilligung nach dem Kernenergiegesetz.

Der Bund prüft derzeit die Sicherheitsunterlagen. Erst nach der Genehmigung durch das Eidgenössische Nuklearsicherheitsinspektorat kann der Test starten. Gelingt das Vorhaben, stärkt die Schweiz ihre Position als führender Forschungsstandort im Bereich moderner Kernkraft.


Forschung zwischen Risiko und Fortschritt

Marco Streit beschreibt das Projekt als Aufbruch in unbekanntes Terrain. Jahrzehntelange Forschung am Flüssigsalzreaktor zahlt sich nun aus. Das Experiment liefert erstmals reale Daten zu Betrieb, Stabilität und Sicherheit dieser Technologie. Da das Vorhaben privat finanziert ist, bleiben die Kosten für das PSI überschaubar.

Die dänischen Entwickler sehen in diesem Schritt eine Chance, ihre Vision einer globalen Energiewende zu verwirklichen. Der Einsatz von Thorium senkt Abhängigkeiten von Uran und verringert die Kosten erheblich. Sollte der Test gelingen, hätte Europa ein skalierbares, sicheres und wirtschaftliches Energie­system.

Perspektive für Europas Energiezukunft

Langfristig plant Copenhagen Atomics den Aufbau internationaler Produktionsstätten. Die modularen Systeme sollen Großkraftwerke ergänzen und dezentrale Versorgung ermöglichen. Gelingt der Test in Villigen, könnte der Mini-Reaktor als Symbol einer neuen Atomenergie-Generation gelten – flexibel, sicher und nachhaltig.

Ob als Kompaktreaktor, Salzschmelzreaktor oder technisches Meisterstück: Diese Innovation könnte die Energiewende entscheidend voranbringen. Der Ausgang des Experiments in der Schweiz zeigt, ob Europa bereit ist, mit dieser Technologie den nächsten Schritt in Richtung Energiezukunft zu gehen.

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