Die Energiewende hat bislang erhebliche Verluste verursacht, und das betrifft nicht nur Stromkunden, sondern auch Anleger. Ein Beispiel hierfür ist der jüngste Kurssturz von Siemens Energy. Doch diese Börsenverluste sind kein ausschließlich deutsches Problem (Welt: 30.10.23).
Milliarden-Verluste: Die Kosten der grünen Energiewende für Anleger
Nicht nur in Deutschland ist die grüne Energiewende teuer. Der Strompreis hierzulande ist nur in Dänemark höher als in anderen europäischen Ländern. Die grüne Transformation hat für Anleger bisher keine guten Ergebnisse gebracht. Alle deutschen börsennotierten Unternehmen, die an der Energiewende beteiligt sind, haben in den letzten Jahren erheblich an Börsenwert verloren, nämlich etwa 30 Milliarden Euro.
Siemens Energy allein hat seit Anfang 2021 insgesamt 19,6 Milliarden Euro an Marktkapitalisierung verloren. Dies zeigt, wie stark die Unternehmen im Bereich Energiewende in den letzten Jahren an Wert verloren haben, wobei Siemens Energy aufgrund von Missmanagement ein besonders drastisches Beispiel ist. Andere Unternehmen konnten ebenfalls nicht von den Milliarden profitieren, die in den grünen Umbau Deutschlands investiert wurden.
Trotz zahlreicher Subventionszahlungen und -versprechen sind viele Unternehmen im Bereich Solar, Windkraft und Biomasse tief in die roten Zahlen gerutscht. Anleger haben teilweise Verluste von 90 Prozent oder mehr erlitten.
Finanzierungshürden für grüne Energieprojekte: Encavis und die Zinsproblematik
Zu den größten Verlierern im Bereich der grünen Energiewende gehört neben Siemens Energy auch Encavis, ein Betreiber von Wind- und Solarparks, der unter den hohen Zinsen leidet. Die Projekte sind größtenteils fremdfinanziert, was zu höheren Finanzierungskosten führt, insbesondere bei neuen Projekten.
Im letzten Jahr konnten steigende Strompreise noch den Anstieg der Zinsen ausgleichen, aber das könnte jetzt schwieriger werden. Im Jahr 2021, als Geld leicht verfügbar war, lag die geforderte Rendite für Projekte bei etwa fünf bis sechs Prozent.
Mit einem aktuellen Zinssatz von rund vier Prozent muss Encavis nun eine Rendite von neun bis zehn Prozent aus den Wind- und Solarparks erzielen, um die bestehende Rendite durch neue Projekte nicht zu beeinträchtigen. Dies wird angesichts von Problemen in Lieferketten, fehlenden Netzanschlüssen und langen Planungszeiten für Flächen eine Herausforderung sein. Daher hat die Aktie von Encavis seit ihrem Höchststand einen Verlust von 75 Prozent verzeichnet.
Umweltfreundliche Hardware und Aktienverluste: SMA Solar und Nordex im Fokus
Auch Hersteller von umweltfreundlicher Hardware haben in letzter Zeit erhebliche Verluste verzeichnet. Die Aktie von SMA Solar hat gelitten, da Konkurrenten wie SolarEdge aufgrund von Überkapazitäten ihre Gewinnprognosen senken mussten. Dabei ging ein Börsenwert von 1,9 Milliarden Euro verloren.
Im Fall von Nordex, einem Konkurrenten von Siemens Energy, ist der Verlust nur deshalb geringer, weil das Unternehmen nie besonders groß war. Trotzdem ging ein Börsenwert von 872 Millionen Euro verloren.
Insgesamt ist es auffällig, wie begrenzt die Branche der grünen Aktien in Deutschland ist. Alle börsennotierten Unternehmen, die an der Energiewende beteiligt sind, einschließlich Siemens Energy, haben einen Gesamtwert von 18,4 Milliarden Euro. Dies ist weniger als der Gesamtwertverlust der Branche.
Globale Verluste in der grünen Energiebranche: Was Anleger wissen müssen
Die Verluste, die in der grünen Energiebranche aufgetreten sind, betreffen nicht nur Deutschland, sondern sind ein weltweites Phänomen. Sowohl Hersteller von Windkraftanlagen als auch Solaranbieter sind trotz globaler Subventionen in Schwierigkeiten geraten.
Der iShares Global Clean Energy, der bei vielen deutschen Anlegern beliebt ist, hat in diesem Jahr ein Drittel seines Wertes verloren. Dies bedeutet, dass die grünen Aktien nicht nur deutlich schlechter abschneiden als der breite Markt.
Der iShares MSCI World, der die 1600 führenden Unternehmen der westlichen Welt umfasst, liegt trotz der jüngsten Verluste in diesem Jahr immer noch um neun Prozent im Plus. Sogar ein Indexfonds, der auf Anbieter fossiler Energiefirmen setzt, hat in diesem Jahr einen Gewinn von fünf Prozent erzielt. Dies lässt viele Anleger mit dem bitteren Gefühl zurück, dass die Energiewende bisher ziemlich kostspielig war.
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