Immer mehr Menschen hegen laut einer neuen Umfrage Zweifel, dass Deutschland seine selbstgesteckten Energiewende-Ziele erreichen wird. 77 Prozent der Befragten glauben nicht daran, dass hierzulande bis 2030 mindestens 80 Prozent des Stromverbrauchs aus erneuerbaren Energien gedeckt werden. Diese Umfrageergebnisse wurden von dem Prüfungs- und Beratungsunternehmen EY veröffentlicht. Dies zeigt einen deutlichen Anstieg der Skepsis gegenüber den Energiewende-Zielen, da im Mai noch 71 Prozent der Teilnehmer Zweifel äußerten und im März 65 Prozent (Handelsblatt: 01.11.23).
Skeptische Öffentlichkeit: Zweifel an Energiewende-Zielen wachsen
Andreas Siebel, Partner und Leiter des Sektors Energie- und Rohstoffwirtschaft bei EY, äußerte sich besorgt über diese Entwicklung. Er betonte, dass trotz aller Bemühungen der Politik immer mehr Menschen den Ausbau erneuerbarer Energien anzweifeln. Diese Entwicklung sei nachdenklich stimmend. Siebel warnte, dass der Umstieg auf erneuerbare Energien in den Bereichen Mobilität, Strom und Wärme ohne das Vertrauen der Bevölkerung schwierig werden könne. Dies verdeutlicht die wachsende Herausforderung, die Energiewende-Ziele zu erreichen, und die Notwendigkeit, die Öffentlichkeit stärker einzubeziehen.
Deutschlands Energiewende: Wie realistisch sind die Ziele?
Der Ausbau erneuerbarer Energien, insbesondere aus Wind und Sonne, spielt eine entscheidende Rolle in der Strategie der Bundesregierung, um Deutschlands Klimaschutzziele zu erreichen und die Abhängigkeit von fossilen Energien wie Kohle und Gas zu verringern. Im ersten Halbjahr 2023 betrug der Anteil erneuerbarer Energien am deutschen Stromverbrauch nach Berechnungen von Verbänden rund 52 Prozent. Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hatte sich zuletzt überzeugt gezeigt, das 80-Prozent-Ziel zu erreichen. Er verwies dabei auf die stark gestiegene Zahl der Genehmigungen für Solar- und Windanlagen.
Energieversorgung in Deutschland: Was den Bürgern wirklich wichtig ist
Bei der Energieversorgung hat die Versorgungssicherheit für die Mehrheit der Umfrageteilnehmer oberste Priorität. Allerdings zeigt die Umfrage einen leichten Rückgang von 61 Prozent im Sommer auf nunmehr 54 Prozent. An zweiter Stelle steht der Umwelt- und Klimaschutz mit 27 Prozent, der sich in der Priorisierung vor die Preisgünstigkeit schiebt. Diese rangiert mit 20 Prozent auf dem dritten Platz.
Deutsche besorgt über steigende Energiepreise
Obwohl der Preis bei der Prioritätensetzung an Bedeutung verloren hat, sind nur 29 Prozent der Befragten der Meinung, dass die Energiepreise künftig bezahlbar bleiben werden. Ebenfalls 29 Prozent glauben, dass die Politik spürbar dazu beiträgt, die Kostenbelastung durch Energie abzumildern. Im März, während der Energiekrise, waren es noch 42 Prozent.
Die Umfrage verdeutlicht, dass ökologische Aspekte für die Bevölkerung wieder an Bedeutung gewinnen und eine sichere Energieversorgung erwartet wird. Gleichzeitig wird erwartet, dass die Politik Maßnahmen ergreift, um die steigenden Energiekosten abzumildern. Für die repräsentative Umfrage befragte EY Ende September rund 1000 Menschen.
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