Die Ladeinfrastruktur in Europa ist ungleich verteilt. 60 Prozent aller öffentlichen Ladesäulen stehen in Deutschland, Frankreich und den Niederlanden. Während diese Staaten investieren, kämpfen viele andere Länder mit Engpässen. Ohne ein dichtes Netz an Ladepunkten bleibt der geplante Umstieg auf Elektroautos eine Illusion (wiwo: 24.07.25).
Ladesäulen konzentrieren sich auf wenige Märkte
Die Unterschiede zwischen den Ländern sind gravierend. Die Niederlande verzeichnen im Schnitt 82 Ladepunkte pro 100 Kilometer, Deutschland 65. Bulgarien erreicht nur einen Ladepunkt auf 100 Kilometer. Selbst Frankreich, das als einer der Vorreiter gilt, liegt mit 15 Ladepunkten pro 100 Kilometer deutlich hinter den Spitzenreitern. Einige Großstädte wie Hamburg oder Amsterdam besitzen mehr Ladesäulen als ganze Regionen Osteuropas.

Auf dem Land fehlen oft grundlegende Möglichkeiten zum Laden. Zwei Drittel der deutschen Gemeinden verfügen über keinen Schnellladepunkt, und drei von zehn Orten haben überhaupt keine Ladeinfrastruktur. Für Flottenbetreiber bleibt das ein massives Hindernis.
Industrie und Politik im Konflikt
Der Verband der Automobilindustrie (VDA) warnt vor unrealistischen Vorgaben. „60 Prozent der Ladepunkte in der EU entfallen auf nur drei Staaten: Deutschland, Frankreich und die Niederlande“, erklärt VDA-Präsidentin Hildegard Müller. EU-Quoten für Elektroflotten stoßen bei Unternehmen auf Skepsis, solange der Ausbau der Ladesäulen so ungleich erfolgt.
Obwohl Umweltorganisationen strengere Regeln fordern, nützen Förderungen wenig, wenn Fahrer keine Ladepunkte finden. Selbst Unternehmen mit eigenen E-Fahrzeugen sind auf öffentliche Infrastruktur angewiesen.
Ausbau der Ladesäulen bleibt ungleichmäßig
Dänemark zeigt mit fast einem Ladepunkt pro Kilometer, wie dichter Ausbau funktioniert. Länder wie Spanien, Kroatien oder Griechenland hinken weit hinterher. In Deutschland konzentrieren sich Schnellladesäulen vor allem auf Metropolen und Autobahnen, während ländliche Regionen kaum abgedeckt sind.
Energieanbieter wie EnBW, Ionity und Fastned treiben den Ausbau voran, doch die Entwicklung bleibt regional unterschiedlich. Experten wie Professor Stefan Bratzel sehen den Ausbau eng mit den Zulassungszahlen verknüpft: Mehr E-Autos führen langfristig zu mehr Ladeinfrastruktur.
Mietwagenbranche kämpft mit Problemen
Mietwagenanbieter befürchten Umsatzrückgänge. „Vor allem im Urlaub möchten Kunden keine Zeit damit verbringen, sich in die örtlichen Gegebenheiten einzuarbeiten“, erklärt Frieder Bechtel von Billiger-Mietwagen.de. Höhere Kosten und längere Ladezeiten verschärfen die Zurückhaltung. „Während wir einen Verbrenner notfalls eine halbe Stunde nach der Rückgabe wieder beim nächsten Kunden haben, dauert das bei Stromer meist zwei Stunden und mehr“, so ein Vermieter.
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