Am 28. April 2025 kam es zu einem großflächigen Stromausfall, der Spanien, Portugal, Andorra und Teile Südfrankreichs lahmlegte. Millionen Menschen waren zeitweise ohne Elektrizität. Auch Flughäfen, Züge und Kommunikationsdienste waren betroffen. Inzwischen gibt es erste Erkenntnisse die mögliche Ursache – doch viele Fragen bleiben offen (elpais: 29.04.25).
Keine Hinweise auf Cyberangriff oder gezielten Angriff
Sowohl spanische als auch portugiesische Behörden schließen einen Cyberangriff als Ursache derzeit aus. Die spanische Cybersicherheitsbehörde INCIBE untersucht den Vorfall zwar noch, doch sowohl Premierminister Luís Montenegro als auch EU-Ratspräsident António Costa betonten, es gebe bisher keine Hinweise auf eine externe Attacke. Experten wie Sven Herpig vom Thinktank Stiftung Neue Verantwortung halten einen gezielten Angriff ebenfalls für unwahrscheinlich und verweisen stattdessen auf technische Ursachen.

Auch die These eines Brandes als Auslöser wurde geprüft. Allerdings gibt es aktuell keine bestätigten Berichte über Brände, die einen so großflächigen Stromausfall hätten verursachen können. Vielmehr deuten Analysen auf strukturelle Schwächen im Stromnetz und eine mögliche technische Überlastung hin.
Überlastung durch erneuerbare Energien wahrscheinlich
Ein wesentlicher Faktor könnte die starke Einspeisung erneuerbarer Energien gewesen sein. Laut dem Energieexperten Carlos Cagigal führte die Überproduktion von Solar- und Windstrom zu Spannungsschwankungen, die das ohnehin schwache iberische Stromnetz destabilisierten. Die geringe Vernetzung Spaniens und Portugals mit dem übrigen europäischen Stromnetz – nur etwa zwei Prozent Interkonnektivität – verschärfte die Situation zusätzlich.
Kurz vor dem Zusammenbruch des Netzes versuchten spanische Netzbetreiber, große Mengen überschüssigen Solarstroms nach Frankreich zu exportieren. Aufgrund der begrenzten Transportkapazitäten kam es jedoch zu erheblichen Instabilitäten, die letztlich zum Absturz des gesamten Systems führten.
Fehlmeldungen in sozialen Medien und Situation der Atomkraftwerke
Nach dem Blackout verbreiteten sich in sozialen Medien verschiedene Fehlmeldungen. Unter anderem wurde behauptet, der Stromausfall auf den Ausfall von Kohle- oder Atomkraftwerken zurückzuführen sei. Diese Behauptungen lässt sich jedoch nach Aussagen der Netzbetreiber nicht aufrecht erhalten. Tatsächlich liefen mehrere spanische Atomkraftwerke – darunter Almaraz II, Ascó I und II sowie Vandellós II – während des Ausfalls sicher im Notbetrieb. Die Reaktoren wurden automatisch heruntergefahren und durch Dieselgeneratoren stabil weiterbetrieben. Der spanische Nukleare Sicherheitsrat bestätigte, dass zu keinem Zeitpunkt eine Gefahr für Personal oder Umwelt bestand.
Es liegen auch keine Hinweise auf Störungen in Kohlekraftwerken vor. Experten sehen die Hauptursache des Stromausfalls eindeutig in der Instabilität durch überschüssigen Solarstrom sowie strukturelle Schwächen im iberischen Stromnetz. Der reibungslose Übergang der Atomkraftwerke in den Notbetrieb zeigt, dass die Sicherheitsprotokolle funktionierten und eine potenzielle Folgekatastrophe verhindert wurde.
Dieser Vorfall unterstreicht, wie wichtig es ist, sich in Krisensituationen auf verlässliche Quellen zu stützen und unbelegte Spekulationen kritisch zu hinterfragen.
Ursache bleibt offiziell unklar – Netzaufbau dauerte mehrere Stunden
Die endgültige Ursache des Stromausfalls wird weiterhin untersucht. Neben der Überlastung durch erneuerbare Energien waren auch seltene atmosphärische Phänomene und überhitzte Leitungen aufgrund hoher Außentemperaturen im Gespräch. Beides hat die spanischen Wetterbehörde AEMET definitiv ausgeschlossen.
Der Wiederaufbau des Stromnetzes gestaltete sich komplex. Erst nach etwa sechs Stunden war die Stromversorgung in Spanien zu 99 Prozent wiederhergestellt. Besonders Regionen mit kritischer Infrastruktur wie Flughäfen und Krankenhäuser wurden vorrangig versorgt, während ländliche Gebiete teilweise länger auf die Rückkehr der Elektrizität warten mussten.
Energieexperten warnen bereits jetzt: Ohne deutliche Verbesserungen bei der Netzstabilität und der Steuerung der erneuerbaren Einspeisung könnten ähnliche Vorfälle in Zukunft häufiger auftreten. Die Stabilität der europäischen Energieversorgung bleibt damit eine zentrale Herausforderung für die kommenden Jahre.
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