Deutsche Unternehmen reagieren auf steigende Kosten für Energie, Rohstoffe und Personal mit einer zunehmenden Verlagerung ihrer Produktion ins europäische Ausland. Jüngste Beispiele wie eine Tochterfirma der Kärcher-Gruppe, die Arbeitsplätze nach Lettland verlegt, und der Gerätehersteller Stihl, der ein neues Werk in der Schweiz plant, unterstreichen diesen Trend. Ebenso kündigte der Maschinenbauer Voith an, einen Geschäftsbereich von Heidenheim an der Brenz ins Ausland zu verlegen (merkur: 01.03.24).
Strategiewechsel bei Voith: Vom Sorgenkind zur Neuausrichtung in Österreich
Das Familienunternehmen Voith, ein etablierter Technologiekonzern in der Maschinenbau- und Automobilzuliefererbranche, steht vor strategischen Weichenstellungen. Mit Standorten in Heidenheim, wo bisher alle Konzernbereiche vertreten waren, plant Voith nun, die Produktion seines Hydro-Bereichs, der sich mit Wasserkraft beschäftigt, nach St. Pölten in Österreich zu verlegen. Voith-Chef Toralf Haag bezeichnete diesen Bereich laut Heidenheimer Zeitung bereits als „Sorgenkind“.
Voiths Versprechen: Keine Entlassungen trotz Produktionsverlagerung
Voith sieht sich mit der Herausforderung konfrontiert, 70 Mitarbeiter des Hydro-Bereichs neu zu positionieren. Diese sollen jedoch nicht entlassen, sondern innerhalb des Konzerns anderweitig eingesetzt werden. „Wir werden alle von der beabsichtigten Verlagerung der Fertigung betroffenen Kolleginnen und Kollegen eng begleiten und bestmöglich unterstützen“, versichert Andreas Wellmann, Geschäftsführer von Voith Hydro. Die Entscheidung zur Verlagerung basiert auf einer umfassenden Analyse, die St. Pölten als wirtschaftlichste Option herausstellte, während die Konzernzentrale in Heidenheim verbleibt.
Voith-Verlagerung stößt auf Kritik: Kampf um industrielle Wertschöpfung in Heidenheim
Trotz der scheinbar sozialverträglichen Ausgestaltung der Verlagerung äußern Arbeitnehmervertreter wie Tobias Bucher von der IG Metall Heidenheim Kritik. Die Sorge gilt dem Erhalt der industriellen Wertschöpfung am Standort Heidenheim. „Es geht darum, die industrielle Wertschöpfung in Heidenheim zu erhalten“, betont Bucher. Die Belegschaft reagierte enttäuscht auf die Verlagerungsankündigung. Dies zeigt, wie stark die Mitarbeiter mit ihrem Standort verbunden sind. Es unterstreicht auch die Wichtigkeit dieser Entscheidung für die lokale Wirtschaft.
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