Die Maschinenbauer machten in Berlin ihrem Ärger Luft und stellten den Kanzler frontal zur Rede. Der Branchengipfel entwickelte sich zu einem Schauplatz voller Zorn und offener Konfrontation. Unternehmer sprachen von blockierten Projekten, fehlenden Reformen und einer sich verschärfenden Wirtschaftskrise.
„Wütend und enttäuscht“ – Maschinenbauer schalten auf Konfrontation
VDMA-Präsident Bertram Kawlath legte den Finger in die Wunde. Er erklärte, die Stimmung in der Industrie sei „wütend und enttäuscht“. Der Kanzler höre zwar zu, doch die Unternehmen erwarten längst entschlossene Reformen. Statt Klarheit gebe es unendliche Diskussionen, während Arbeitsplätze in Gefahr geraten.

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Die Maschinenbauer sahen sich gezwungen, deutliche Worte zu wählen. Sie stellten die Glaubwürdigkeit der Regierung in Frage und machten klar, dass Geduld und Vertrauen weitgehend erschöpft sind.
Bürokratie erstickt die Wirtschaft
Besonders scharf fiel die Kritik bei Genehmigungen aus. Projekte brauchen heute bis zu 37 Zustimmungen, vor 20 Jahren reichten sechs. Für viele Unternehmer ist diese Bürokratie zu einer unüberwindbaren Mauer geworden. Sie blockiert Investitionen und verschärft die Wirtschaftskrise.
Kawlath machte deutlich: „Wir brauchen eine Politik, die nicht verspricht, sondern liefert.“ Der Applaus aus den Reihen der Maschinenbauer zeigte, wie sehr dieser Satz die Stimmung im Saal traf.
Kanzler in der Defensive
Friedrich Merz reagierte mit Abwehrhaltung. Der Kanzler erinnerte an steuerliche Entlastungen, darunter die dreifache 30-Prozent-Abschreibung für Investitionen. Gleichzeitig sprach er vom notwendigen Abbau der Bürokratie. Doch viele Zuhörer empfanden seine Argumente als zu schwach angesichts der drängenden Reformen.
Die Wirtschaftskrise verschärft die Ungeduld. Unternehmer fordern Klartext, doch der Kanzler verweist auf Prozesse und langfristige Lösungen. Das verstärkt den Eindruck, dass die Politik den Ernst der Lage nicht ausreichend erfasst.
Strukturelle Probleme ohne schnelle Lösung
Merz gestand ein, dass Deutschland ein „grundlegendes Wachstumsproblem“ habe. Er verwies auf das Bürgergeld und die Belastung im Gesundheitssystem. Eine Milliarde Arztbesuche im Jahr seien ein „zweifelhafter Rekord“. Damit deutete er indirekt eine Rückkehr zur Praxisgebühr an.
Doch die Maschinenbauer wollen keine Debatten über ferne Konzepte, sondern spürbare Reformen. Die anhaltende Bürokratie und das stockende Handeln nähren den Zorn. Für sie steht fest: Die Wirtschaftskrise erfordert Taten, keine politischen Manöver.
Kanzler unter massivem Druck
Zum Abschluss betonte Merz: „Ich weiß, um was es geht.“ Doch die Reaktionen im Saal machten klar, dass diese Worte kaum Vertrauen schufen. Die Maschinenbauer fordern Ergebnisse, keine Versprechen.
Die Kombination aus wachsender Bürokratie, stockenden Reformen und einer tiefgreifenden Wirtschaftskrise hat die Geduld der Branche fast völlig aufgebraucht. Der Kanzler steht unter massivem Druck – und die Wut der Maschinenbauer könnte sich bald in offenem Widerstand entladen.
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