Elektroautos sind bei Mietern in Deutschland selten. Hauptgrund ist die fehlende Ladeinfrastruktur. Eine aktuelle Umfrage zeigt, dass vor allem Mieter den Kauf eines E-Autos nicht in Erwägung ziehen, weil ihnen geeignete Parkplätze mit Ladesäulen fehlen. Auch bei Hauseigentümern ist die Bereitschaft zur Anschaffung begrenzt: Die Hälfte von ihnen plant ebenfalls keinen Umstieg auf ein Elektrofahrzeug (ntv: 29.09.24).
Wenig Lademöglichkeiten für Mieter
Laut der Umfrage des Vergleichsportals Verivox, die der Funke Mediengruppe vorliegt, besitzen derzeit nur acht Prozent der Mieter ein Elektroauto. Bei den Hauseigentümern liegt dieser Anteil immerhin bei 22 Prozent. Ein entscheidender Faktor für die geringe Zahl von E-Auto-Fahrern unter Mietern ist die Verfügbarkeit von Lademöglichkeiten. Nur vier Prozent der Mieter haben Zugang zu einer privaten Ladevorrichtung. Der Großteil ist auf teure öffentliche Ladesäulen angewiesen.
Seit Ende 2020 haben Mieter mit einem vertraglich zugesicherten Stellplatz zwar ein Anrecht auf eine Lademöglichkeit, dennoch gibt es in vielen Mietverhältnissen keine privaten Parkplätze. So gaben 60 Prozent der befragten Mieter an, dass sie keine private Abstellmöglichkeit haben. Ein Viertel der Mieter hat zwar einen privaten Parkplatz, aber dieser ist meist nicht mit einer Wallbox ausgestattet.
Eigentümer im Vorteil
Im Gegensatz zu Mietern sind Eigentümer besser gestellt, was die Ladeinfrastruktur betrifft. Rund 21 Prozent der Hauseigentümer haben bereits Zugang zu einem privaten Parkplatz mit Wallbox. Weitere 57 Prozent verfügen über einen Privatparkplatz, der nachgerüstet werden könnte. Lediglich 16 Prozent der Eigentümer besitzen keine private Parkmöglichkeit. Der finanzielle Vorteil liegt auf der Hand: Das Laden zu Hause ist deutlich günstiger als an öffentlichen Ladesäulen.
Laut Berechnungen von Verivox war das Laden eines Elektroautos an öffentlichen Ladesäulen im ersten Halbjahr 2024 bis zu 79 Prozent teurer als das Laden an der heimischen Wallbox. So betrugen die privaten Ladekosten im Durchschnitt 863 Euro für eine jährliche Fahrleistung von 12.000 Kilometern bei einem Strompreis von 35,96 Cent pro Kilowattstunde. An öffentlichen Ladesäulen lagen die Kosten deutlich höher, nämlich bei 1302 Euro für das Laden mit Wechselstrom und 1547 Euro für Schnellladungen mit Gleichstrom.
Politik gefordert
Die hohen Kosten an öffentlichen Ladesäulen und die mangelnde Infrastruktur führen dazu, dass viele Mieter keinen Anreiz sehen, ein E-Auto zu kaufen. Fachleute fordern daher politische Maßnahmen, um den Umstieg auf Elektromobilität zu erleichtern. Thorsten Storck, Energieexperte bei Verivox, äußert dazu: „Der breite Umstieg auf Elektromobilität gelingt nur, wenn alle gleichermaßen mitmachen können. Die Bundesregierung muss Rahmenbedingungen schaffen, etwa durch staatliche Zuschüsse für private Ladestationen und eine Regulierung der Preise an öffentlichen Ladesäulen.“
Die Umfrage zeigt, dass 71 Prozent der Mieter derzeit keinen Kauf eines Elektroautos planen. Lediglich 21 Prozent ziehen den Kauf eines E-Autos in Erwägung, während nur acht Prozent bereits eines besitzen. Im Vergleich dazu ist die Quote bei Hauseigentümern höher: Hier fahren 22 Prozent ein Elektroauto, und 30 Prozent planen den Kauf eines solchen Fahrzeugs. Trotzdem ist auch fast die Hälfte der Eigentümer der Meinung, dass ein Kauf aktuell für sie nicht infrage kommt.
Die Umfrage verdeutlicht, dass die fehlende Ladeinfrastruktur, insbesondere bei Mietern, ein zentrales Hindernis für den E-Auto-Kauf darstellt. Selbst Eigentümer, die in der Regel bessere Voraussetzungen haben, zögern häufig noch. Um die Elektromobilität in Deutschland voranzutreiben, sind politische Maßnahmen und der Ausbau der Ladeinfrastruktur unerlässlich. Nur so kann die breite Bevölkerung von den Vorteilen der E-Mobilität profitieren.
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