MAN verlagert Lkw-Produktion nach Polen – deutsche Standorte geraten ins Hintertreffen

Der LKW-Hersteller MAN zieht zentrale Fertigungsschritte aus Deutschland ab und verlagert sie ins polnische Krakau. Der Nutzfahrzeugkonzern strukturiert seine Produktionsprozesse um, um langfristig wettbewerbsfähig zu bleiben. Neben dem Karosseriebau für das neue Traton-Baukastensystem sollen auch Lackierarbeiten und Innenausstattung künftig in Polen erfolgen. Der Hersteller reagiert damit auf wachsenden Kostendruck, harte Konkurrenz und notwendige Investitionen in alternative Antriebe. Obwohl der Vorstand Investitionen an deutschen Standorten wie München und Salzgitter zusichert, verliert der Heimatmarkt an Bedeutung (kurier: 18.11.25).


MAN setzt auf Verlagerung nach Osteuropa

Im Zentrum der Umstrukturierung steht das Werk in Krakau, das künftig eine Schlüsselrolle innerhalb der Traton-Gruppe einnimmt. Die Produktionsverlagerung betrifft unter anderem die Fertigung von Fahrerhäusern, deren Innenausbau sowie eine neue Lackierstraße. MAN will mit dieser Maßnahme Produktionskosten deutlich senken, um sich gegen aggressive Anbieter – insbesondere aus Fernost – behaupten zu können. Zugleich fließen Millionenbeträge in bestehende Standorte, was betriebsbedingte Kündigungen vermeiden soll.

MAN verlagert Produktion nach Polen, um Kosten zu senken - Werk in Krakau soll künftig eine Schlüsselrolle einnehmen
MAN verlagert Produktion nach Polen, um Kosten zu senken – Werk in Krakau soll künftig eine Schlüsselrolle einnehmen

Die Kanzlei Linklaters stützt mit einem ausführlichen Gutachten die geplanten Schritte. Darin wird betont, dass ohne Gegenmaßnahmen eine positive Umsatzrendite ab 2028 nicht mehr zu erwarten sei. Effizienzgewinne seien nötig, um wirtschaftlich zu überleben und Innovationen wie Wasserstoffantriebe voranzubringen.

Konkurrenzdruck zwingt zum Umbau

Chinas Hersteller drängen zunehmend auf den europäischen Markt und setzen etablierte Produzenten wie MAN unter Zugzwang. Die angespannte Marktlage betrifft nicht nur Pkw-Bauer, sondern auch Bus- und Lkw-Produzenten. Gerade im Nutzfahrzeuggeschäft geht es um Stückkosten, Lieferzeiten und modulare Plattformstrategien. Der Konzern strebt daher eine Ergebnisverbesserung von knapp einer Milliarde Euro bis 2028 an. Auch Zulieferverträge, Lagerhaltung und Werksstrukturen stehen auf dem Prüfstand.

Die Leitung betont, dass keine deutschen Werke geschlossen werden. Doch der Umbau zeigt deutlich, wie sehr sich die Balance zwischen Herkunft und Produktion verschiebt. Mit der neuen Produktionslogik verschafft sich der Hersteller Luft im internationalen Wettbewerb, doch für viele Beschäftigte bleibt ein fader Beigeschmack.

Investitionen allein reichen nicht

Für München sind Investitionen von 700 Millionen Euro angekündigt, für Salzgitter rund 25 Millionen. Das signalisiert zwar ein Bekenntnis zur deutschen Industrie, gleicht aber die strukturelle Schwächung nicht vollständig aus. Gleichzeitig geht es um die Streichung von Gehaltsbestandteilen, die über tarifliche Standards hinausgehen. Hier rechnet der Vorstand mit Einsparungen in dreistelliger Millionenhöhe.

Die betroffenen Belegschaften stehen unter Spannung. Auch wenn der Vorstand Arbeitsplatzgarantien ausspricht, dürften viele Mitarbeitende die Entwicklung als Abwertung ihrer Standorte empfinden. Der Konzern sieht jedoch in der neuen Verteilung der Produktionsschritte eine zwingende Voraussetzung für künftiges Wachstum.


Strategischer Umbau trifft Unternehmensinteresse

Laut Linklaters müsse der Aufsichtsrat dem Programm aus unternehmerischer Verantwortung zustimmen. In der Analyse heißt es: „Die Mitglieder des Aufsichtsrats einer Aktiengesellschaft haben sich ausschließlich am Unternehmensinteresse zu orientieren.“ Das bedeute, dass wirtschaftliche Tragfähigkeit oberste Priorität habe – auch wenn dafür unpopuläre Entscheidungen nötig sind.

Die Rechtsberater gehen davon aus, dass der Umbau keine Alternative zulässt. Wer auf Investitionen in emissionsarme Antriebe setzt, braucht Kapital. Und wer international wachsen will, muss wettbewerbsfähige Produktionskosten vorweisen. Das gilt auch für Traditionsmarken wie MAN.

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