Emmanuel Macron setzt ambitionierte Ziele: Bis 2050 entstehen sechs neue Atomkraftwerke (AKW), weitere acht könnten folgen. „Zum ersten Mal seit Jahrzehnten werden wir wieder Reaktoren bauen“, verkündete er. Für diese Atom-Offensive sind fast 100 Milliarden Euro eingeplant (nzz: 06.04.24).
Macrons überraschende Forderung: Schweiz soll französische Atomprojekte finanzieren
Überraschend fordert Paris nun auch von der Schweiz finanzielle Beiträge. Trotz ihres Ausstiegs aus der Atomenergie könnte die Schweiz, die Atomstrom aus Frankreich bezieht, sich an den Baukosten beteiligen. Ein Treffen zwischen europäischen Journalisten und dem französischen Außenministerium Ende März offenbarte diese Erwartung, speziell an die Schweiz gerichtet.
Von der Atomkraft abgewandt: Schweiz im Dilemma zwischen historischer Beteiligung und Zukunft ohne AKW
Die Schweizer Stromwirtschaft investierte bereits in der Vergangenheit in französische AKW. Trotz des Atomausstiegs im Jahr 2017 bestehen in der Schweiz weiterhin langfristige Atomstrombezugsverträge. Währenddessen lehnen Schweizer Stromkonzerne heute eine Beteiligung an neuen französischen AKW ab, fokussieren sich auf erneuerbare Energien.
Macrons Kernenergie-Revolution: Milliarden-Investitionen und eine neue Generation von Atomtechnikern
Die französische Regierung unterstützt unter Macron aktiv die Entwicklung von Small Modular Reactors (SMR) und plant massive Investitionen in die Kernenergietechnologie. Über 50 Milliarden Euro fließen in den Bau neuer Reaktoren und weitere 40 Milliarden in eine Wiederaufbereitungsanlage. Parallel dazu sollen in den nächsten zehn Jahren 100.000 Personen in der Nukleartechnologie ausgebildet werden.
Kernkraft: Französisches Selbstvertrauen trotz globaler Herausforderungen
Frankreichs ungebrochener Glaube an die Kernkraft trotzt internationalen Kernreaktorunfällen und heimischen Herausforderungen wie den Bauverzögerungen in Flamanville. Die Kernenergie gilt als Symbol nationaler Autonomie und industrieller Stärke.
Die Vision einer atomgetriebenen Zukunft
In La Hague wird derzeit an der Rezyklierung von Brennstäben gearbeitet, um einen geschlossenen Brennstoffkreislauf zu ermöglichen. Dieses Projekt, unterstützt durch die Entwicklung von Kleinreaktoren, die Atommüll als Brennstoff nutzen, unterstreicht Frankreichs Entschlossenheit, in der Kernenergie führend zu bleiben.
Trotz kontroverser Debatten unterstützt eine Mehrheit der Franzosen die Kombination aus erneuerbaren Energien und Atomstrom. In der Normandie, einem Kernpunkt der französischen Atomindustrie, ist die Kernkraft tief in der regionalen Wirtschaft und Identität verankert. Frankreichs Atomindustrie erlebt somit eine bedeutsame Wiederbelebung, gestützt durch staatliche Initiativen und die breite Akzeptanz in der Bevölkerung.
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