Der nächste Industriekonzern zieht sich aus Deutschland zurück. Die Liebherr-Mischtechnik GmbH plant, ihre Produktion von Fahrmischern und Mischanlagen von Bad Schussenried nach Plovdiv in Bulgarien zu verlegen. Damit fallen 350 Arbeitsplätze weg. Dieser Schritt reiht sich in eine wachsende Liste von Unternehmen ein, die Deutschland den Rücken kehren (focus: 01.03.35).
Gründe für den Standortwechsel
Der zunehmende Wettbewerbsdruck, sowie die hohe Kosten belasten die Branche. Zudem schwächt der konjunkturelle Einbruch im Bauwesen die Nachfrage. Während Konkurrenten längst günstigere Produktionsstandorte nutzen, hielt Liebherr lange an Bad Schussenried fest.

Nun erfolgt eine strategische Neuausrichtung. Laut bi-medien erklärt das Unternehmen: „Die Neuausrichtung der Sparte ist eine Entscheidung für die Zukunft – auch für die Zukunft unseres Standortes Bad Schussenried.“ Neben steigenden Lohn- und Energiekosten belasten auch zunehmende regulatorische Auflagen die Produktion in Deutschland.
Auswirkungen auf die Belegschaft
Der Stellenabbau trifft 350 der derzeit rund 650 Beschäftigten. Etwa 100 Arbeitsplätze entfallen durch altersbedingtes Ausscheiden. Die restlichen Entlassungen sollen durch einvernehmliche Lösungen und natürliche Fluktuation erfolgen. Ziel ist ein möglichst sozialverträglicher Abbau. Dennoch bedeutet diese Entwicklung für viele Beschäftigte eine unsichere Zukunft. Gewerkschaften und Arbeitnehmervertreter kritisieren die Entscheidung und warnen vor einem schleichenden Niedergang des Industriestandorts Deutschland.
Zeitplan und Hintergründe
Bis spätestens 2028 soll die Verlagerung abgeschlossen sein. Bereits im Dezember hatte Betriebsverlagerer Marcello Danieli im Gespräch mit FOCUS online angekündigt, dass ein großer Konzern das Land verlässt. Damals nannte er keine Namen. Nun steht fest: Es geht um Liebherr. Als erstes familiengeführtes Großunternehmen in diesem Bereich trifft es eine weitreichende Entscheidung. Ähnliche Entwicklungen zeigen sich in anderen Branchen. Traditionsunternehmen wie BASF, Bosch oder VW haben bereits Teile ihrer Produktion ins Ausland verlagert oder planen diesen Schritt.
Entwicklung der Branche
Die deutsche Industrie steht unter Druck. Steigende Kosten, Bürokratie und eine schwächelnde Bauwirtschaft machen Standorte unattraktiver. Immer mehr Unternehmen suchen Alternativen im Ausland. Die Liste der Firmen, die Deutschland verlassen, wächst stetig. Besonders osteuropäische Länder, aber auch Asien und die USA, bieten bessere Bedingungen. Der Fall Liebherr zeigt, dass selbst traditionsreiche Konzerne nicht unbegrenzt an ihren deutschen Werken festhalten können. Sollte sich dieser Trend fortsetzen, droht ein nachhaltiger Verlust an Know-how, Arbeitsplätzen und Wirtschaftskraft in Deutschland.
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