Landwirte in der Wetterau vor Existenzverlust durch Tennet-Umspannwerk

In der Wetterau droht ein harter Schlag für die Landwirtschaft. Tennet plant den Bau eines riesigen Umspannwerks auf 30 Hektar wertvollstem Ackerland. Für die Landwirte bedeutet das nicht nur den Verlust fruchtbarer Böden, sondern die akute Gefahr, ihre Existenzgrundlage zu verlieren. Viele sehen ihre Betriebe unmittelbar bedroht und sprechen von einer Situation, die den Fortbestand ihrer Arbeit infrage stellt.


Kampf um das letzte fruchtbare Ackerland

Die Wetterau gilt als Kornkammer Hessens, doch genau hier greift Tennet nach Flächen. Offiziell ist von 30 Hektar die Rede, doch hinter den Kulissen geht es um rund 100 Hektar – angeblich für Ausgleichsflächen. Landwirte warnen: Ersatzflächen existieren nicht. „Es gibt keine anderen Flächen“, so der verzweifelte Ruf eines Bürgers.

Landwirte in der Wetterau fürchten durch ein geplantes Tennet-Umspannwerk den Verlust ihres Ackerlands – Existenzen stehen auf dem Spiel
Landwirte in der Wetterau fürchten durch ein geplantes Tennet-Umspannwerk den Verlust ihres Ackerlands – Existenzen stehen auf dem Spiel

Kreistagsabgeordneter Cenk Gönül präsentierte bei einer Wanderung Karten, die zeigen, wie tief der Eingriff reicht. Westlich des Bergwerksees ziehen sich die markierten Flächen über ein riesiges Gebiet. Besonders heikel: Viele Parzellen sind verpachtet. Ein Verkauf durch Eigentümer ohne Bezug zur Landwirtschaft könnte Bauern ins Nichts stürzen.

Landwirte am Limit – Existenzen stehen auf dem Spiel

Ortslandwirt Patrick Ess macht die Gefahr unmissverständlich deutlich. Zehn Hektar Ackerland bewirtschaftet er mit seinem Bruder. Dort wachsen Weizen, Gerste, Raps und Zuckerrüben. „Wir sind ein kleiner Betrieb. Aber die Böden sind sehr gut“, betont er. Der Verlust dieser Felder käme einem Todesstoß gleich. Schon jetzt ist viel Ackerland verschwunden, und das geplante Umspannwerk verschärft die Lage dramatisch.

Dazu kommt der Preisdruck. Während offiziell Bodenrichtwerte von 3,50 Euro pro Quadratmeter genannt werden, hört man von Angeboten zwischen 15 und 20 Euro. Landwirte lehnen dennoch den Verkauf ab. Doch steigende Pachtpreise machen die Situation in der Wetterau immer aussichtsloser.

Bürger in Aufruhr – Kritik an Tennet wächst

Rund 30 Bürger schlossen sich Gönül an, um den geplanten Standort zu besichtigen. Schon auf dem Weg brach heftige Diskussion los. Viele fordern Antworten: Warum verzichtet Tennet auf minderwertige Böden bei Bad Nauheim und Wölfersheim? Warum informieren die Behörden dort schneller als in Dorn-Assenheim? Und warum soll wertvollstes Ackerland für die Stromversorgung von Frankfurt geopfert werden?

Ein provokanter Zwischenruf – „Ihr braucht doch alle den Strom“ – löste sofort heftigen Widerspruch aus. Für viele ist klar: Ein Umspannwerk mag notwendig sein, doch nicht auf dem Rücken der Landwirte, die ohnehin ums Überleben kämpfen.


Umweltverbände schlagen Alarm

Auch Naturschützer gehen in die Offensive. Rudolf Zentgraf vom BUND warnt eindringlich: Der Bergwerksee ist ein sensibles Ökosystem, zugleich Rastplatz seltener Vögel. Das letzte Gutachten stammt von vor 18 Jahren. Seither hat sich Flora und Fauna erheblich verändert. Zentgraf fordert eine sofortige Umweltverträglichkeitsprüfung.

Er verweist außerdem auf Alternativen: leerstehende Industriehallen wie die große Amazon-Halle in Grund-Schwalheim. Dort ließe sich ein Umspannwerk errichten, ohne fruchtbares Ackerland der Wetterau zu zerstören. Besonders brisant: Der Anschluss des Projekts ist erst für 2037 geplant – Zeit genug für neue Lösungen.

Hoffnung und Resignation im Wechsel

Unter den Landwirten herrscht ein gefährlicher Mix aus Wut, Hoffnung und Resignation. „Wenn die bauen wollen, bauen die auch“, meint ein Mann bitter. Andere klammern sich an die Unterstützung von Bürgern und Umweltschützern. Klar ist: Böden mit Werten von 80 bis 90 Punkten zählen zu den besten Deutschlands. Ihr Verlust hätte gravierende Folgen für die Lebensmittelproduktion.

Am 28. August soll die Stadtverordnetenversammlung in Beienheim stattfinden. Vertreter von Tennet haben ihre Teilnahme zugesagt. Bürger dürfen dort direkt sprechen. Für viele Landwirte ist dies die vielleicht letzte Chance, ihre Zukunft zu verteidigen.

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