Kupferdiebe legen immer öfter ganze Windparks lahm

Bisher hatten Kupferdiebe es auf Bahnleitungen und Baustellen abgesehen. Jetzt dringen Kriminelle gezielt in Windkraftanlagen ein, um Kupfer zu stehlen. Die Polizei spricht von einer Serie. Der finanzielle Schaden ist enorm (t-online: 02.03.25).


Hochspannungsleitungen als Ziel der Kupferdiebe

Unbemerkt und mit Spezialwerkzeug brechen Diebe in Niedersachsen in Windkraftanlagen ein. Sie schneiden dort Kupferkabel aus den Türmen und riskieren dabei ihr Leben. Besonders betroffen ist der Westen des Bundeslands. Nach Angaben des Landeskriminalamts Niedersachsen hat die Zahl der Fälle 2024 stark zugenommen.

Kupferdiebe dringen gezielt in Windkraftanlagen ein und verursachen enormen finanziellen Schaden. Die Anzahl der Vorfälle ist enorm gestiegen
Kupferdiebe dringen gezielt in Windkraftanlagen ein und verursachen enormen finanziellen Schaden. Die Anzahl der Vorfälle ist enorm gestiegen

Die Täter konzentrieren sich auf dicke Stromkabel, die von der Gondel bis zum Fundament führen. Ein Windparkbetreiber berichtet: „Da sind sie im Windpark in eine Anlage eingebrochen und haben die Kupferkabel aus dem Turm rausgeschnitten. Da haben sie sich sogar noch die Zeit gelassen und haben die Kabelstücke in ein bis zwei Metern Länge abisoliert.“ In einem Fall entwendeten Kriminelle komplette Kabeltrommeln von einer Baustelle. Dafür nutzten sie einen zuvor gestohlenen Lkw und ein Baufahrzeug. „Das ist an Dreistigkeit kaum zu überbieten“, heißt es weiter.

Professionelle Banden mit Spezialausrüstung

Die Ermittler gehen davon aus, dass organisierte Gruppen hinter den Taten stecken. Nach Einschätzung des LKA handelt es sich um hochspezialisierte Banden mit technischem Wissen und professionellem Equipment. Sie arbeiten oft mit Klettergeschirr und agieren in Gruppen von bis zu acht Personen. Besonders riskant: Viele der gestohlenen Kabel stehen unter Hochspannung. „Aufgrund dieser Umstände kommt es häufig auch nur zu Versuchstaten“, erklärt das LKA.

Obwohl moderne Windräder Fehlermeldungen senden, wenn die Stromzufuhr unterbrochen ist, dauert es oft Stunden, bis Techniker den Schaden vor Ort begutachten. Viele Anlagen stehen in abgelegenen Gebieten, was den Kupferdieben entgegenkommt. Diese Lage spielt den Kriminellen in die Hände. „Die wissen genau, was sie tun“, betont ein Branchenkenner.

Hoher Schaden und lange Stillstandzeiten

Der Schaden geht weit über den Wert des Kupfers hinaus. Ein Betreiber berichtet, dass es Monate dauern kann, bis ein Windrad wieder einsatzbereit ist. Erst müssen Techniker beauftragt und Ersatzmaterialien beschafft werden. Danach erfolgt das Einziehen der neuen Kabel. Anschließend braucht die Anlage eine Testphase, bevor der reguläre Betrieb wieder aufgenommen werden kann. Neben den Reparaturkosten entsteht für Betreiber ein erheblicher Ertragsausfall.

Laut LKA verkaufen die Täter die entwendeten Kabel an Schrotthändler oder exportieren sie zur Verwertung ins Ausland. Zum Abtransport der tonnenschweren Beute nutzen Kupferdiebe oft Transporter, Pritschenwagen oder sogar gestohlene Lkw.


Mehr Sicherheit als Lösung?

Die Polizei im Emsland empfiehlt Windparkbetreibern dringend, ihre Anlagen besser zu schützen. „Wir empfehlen daher, verstärkte Sicherheitsvorkehrungen zu treffen und insbesondere die Überwachung Ihrer Anlagen zu intensivieren“, heißt es in einer Mitteilung der Beamten. Zusätzliche Kameras, Bewegungsmelder und Alarmanlagen könnten das Risiko von Einbrüchen senken. Auch regelmäßige Kontrollen helfen, Schwachstellen frühzeitig zu erkennen.

Für diese Schutzmaßnahmen sind die Betreiber selbst verantwortlich. Hersteller sichern Windkraftanlagen zwar mit verschließbaren Türen, doch weitergehende Sicherheitsvorkehrungen müssen individuell getroffen werden. „Herstellerseitig sind Windenergieanlagen mit abschließbaren Türen gesichert und verschlossen, ein einfacher Zutritt ist somit nicht einfach möglich“, erklärt eine Sprecherin eines Windenergieanlagenbauers. Zusätzliche Überwachungsmaßnahmen obliegen den Betreibern.

Ein Branchenexperte berichtet, dass viele Windparkbetreiber bereits ihre Sicherheitsvorkehrungen verstärken. Neben Kameraüberwachung und Alarmanlagen kommt vermehrt Sicherheitspersonal zum Einsatz, das im Alarmfall sofort eingreifen kann. „So versuchen wir uns, davor zu schützen“, erklärt er. Auch Baustellen sind mittlerweile oft mit Wachschutz gesichert.

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