Knorr-Bremse streicht Hunderte Arbeitsplätze

Der Münchner Bremssystemhersteller Knorr-Bremse plant, in Deutschland mehrere Hundert Stellen zu reduzieren. Nach Angaben einer Unternehmenssprecherin betrifft das am Standort München aktuell rund 200 Arbeitsplätze. Insgesamt beschäftigt der Konzern hierzulande rund 5000 Personen. Medienberichte gehen jedoch von noch größeren Einschnitten aus. So berichtete der „Münchner Merkur“, dass eine interne Präsentation auf einer Betriebsversammlung von mindestens 700 Jobs sprach. Das entspräche etwa 13 Prozent der deutschen Belegschaft (manager-magazin: 08.08.25).


Freiwilligenprogramm statt betriebsbedingter Kündigungen bei Knorr-Bremse

Laut dem Bericht seien allein in München mehr als 300 Stellen betroffen. Seit Juli adressiert die Unternehmensführung gezielt Mitarbeiter mit Angeboten zur Altersteilzeit oder zu Aufhebungsverträgen. Das freiwillige Programm im Geschäftsbereich Rail habe laut Unternehmensangaben bereits großen Zuspruch gefunden. Die Sprecherin betonte: „Betriebsbedingte Kündigungen können – zumindest aus heutiger Sicht – vermieden werden.“ Für den Bereich Truck existiert ebenfalls ein entsprechendes Angebot.

Knorr-Bremse plant massiven Stellenabbau in Deutschland, setzt auf Freiwilligenprogramme und stärkt gleichzeitig das Rail-Geschäft
Knorr-Bremse plant massiven Stellenabbau in Deutschland, setzt auf Freiwilligenprogramme und stärkt gleichzeitig das Rail-Geschäft

Die Stellenstreichungen sind Teil des konzernweiten Strategieprogramms „Boost“. Dieses läuft seit mehr als einem Jahr und verfolgt das Ziel, Knorr-Bremse langfristig effizienter und wettbewerbsfähiger zu positionieren. Nach Unternehmensangaben stehe die Entscheidung in keinem Zusammenhang mit aktuellen Handelskonflikten oder der US-Zollpolitik. Vielmehr reagiere man auf anhaltend schwierige Markt- und Wettbewerbsbedingungen.

Standorttreue trotz Einsparungen

Trotz der Kürzungspläne bekräftigt der Konzern seine Bindung an den Wirtschafts- und Produktionsstandort Deutschland. Kürzlich gab Knorr-Bremse den Ausbau des europaweit größten Truck-Standorts in Aldersbach, Niederbayern, bekannt. Dies verdeutlicht, dass die Restrukturierung nicht mit einer generellen Abkehr von deutschen Standorten gleichzusetzen ist, sondern auf strategische Schwerpunkte abzielt.

Das Unternehmen sieht sich in einer Phase, in der gezielte Investitionen und strukturelle Anpassungen Hand in Hand gehen müssen. Das Ziel besteht darin, das Kerngeschäft zu sichern und gleichzeitig neue Wachstumsmöglichkeiten zu erschließen.

Geschäftszahlen zeigen zweigeteiltes Bild

Im ersten Halbjahr 2024 blieb Knorr-Bremse trotz rückläufiger Kennzahlen stabil. Der Umsatz sank im Vergleich zum Vorjahreszeitraum leicht von 3,99 auf 3,96 Milliarden Euro. Der Nettogewinn ging von 313 auf 294 Millionen Euro zurück. Im Branchenvergleich fielen diese Rückgänge moderat aus. Grund dafür ist vor allem das florierende Eisenbahnbremsengeschäft.

Der Umsatz im Rail-Segment stieg um nahezu zehn Prozent auf knapp 2,2 Milliarden Euro. Auch der Auftragseingang legte um 18 Prozent zu. Dieses Wachstum kompensierte schwächere Zahlen im Truck-Bereich. Dort führten eine allgemeine Marktschwäche und geringere Nachfrage zu deutlichen Rückgängen bei Umsatz, Auftragseingang und Auftragsbestand.


Rail als Stütze in einem schwierigen Marktumfeld

Der anhaltende Erfolg im Rail-Segment zeigt die Bedeutung dieses Geschäftsbereichs für die Stabilität des Unternehmens. In einem Umfeld, in dem viele deutsche Industrieunternehmen mit massiven Einbußen kämpfen, konnte Knorr-Bremse durch die Stärke im Schienengeschäft größere Verluste vermeiden.

Die Konzernführung setzt darauf, dass sich dieser Trend fortsetzt und die laufenden Anpassungen an der Unternehmensstruktur langfristig positive Effekte entfalten. Die geplanten Stellenstreichungen und Investitionen sollen gemeinsam dazu beitragen, die Wettbewerbsfähigkeit zu sichern und die strategische Ausrichtung zu stärken.

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