Klimaschützer von WePlanet: Umweltfolgen des deutschen Atomausstiegs sind erschreckend

Der deutsche Atomausstieg wurde bekanntlich nach der Kernkraftkatastrophe im japanischen Fukushima mehr oder weniger überhastet beschlossen. In der Erinnerung verfügte ihn die damalige Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) fast im Alleingang. Heute gilt er als die vermutlich folgenreichste energiepolitische Entscheidung Deutschlands in den letzten Jahrzehnten. (t-online 23.11.2025)


Abschaltung der deutschen Atomkraftwerke und Folgen für die Umwelt

Im Jahr 2023 wurden die letzten deutschen Atomkraftwerke stillgelegt. Angela Merkel hatte den Ausstieg zwar 2011 verkündet, doch sie beugte sich mit politischem Gespür eigentlich nur dem mehrheitlichen Druck der deutschen Öffentlichkeit. Das Kernkraftunglück in Fukushima hatte gezeigt, dass unter bestimmten Umständen die Technologie doch nicht restlos beherrschbar ist.

Studien zeigen: Der Atomausstieg erhöhte Emissionen, Strompreise und Gesundheitsrisiken – trotz Ausbau erneuerbarer Energien.
Studien zeigen: Der Atomausstieg erhöhte Emissionen, Strompreise und Gesundheitsrisiken – trotz Ausbau erneuerbarer Energien.

Im Jahr 2025 hat nun WePlanet, eine unabhängige Klimaschutzorganisation, die Umweltfolgen dieser Entscheidung quantifiziert. Das Ergebnis finden die Umweltfreunde, die keinesfalls per se Kernkraftbefürworter sind, schlichtweg erschreckend. Der Atomstrom musste nämlich durch die Energieträger Gas und Kohle ersetzt werden. Damit gingen im Land rund 800 TWh (Terawattstunden) an CO₂-armem Atomstrom verloren. (WePlanet, Deutschlands Atomausstieg)

Diese Menge reicht gegenwärtig, um Deutschland zwei Jahre lang elektrisch zu versorgen. Zwar wurden die erneuerbaren Energien deutlich ausgebaut, inzwischen decken sie knapp 60 % unseres Strombedarfs. Dennoch fehlen für die Erreichung klimapolitischer Ziele im deutschen Strommix die 25 % Atomstrom, die bis 2011 zur Verfügung standen. Dieser ist zwar nicht CO₂-neutral, denn entlang seiner Wertschöpfungskette mit Uranabbau, Transport von Brennelementen und Endlagerung muss etwas CO₂ freigesetzt werden. Die Endlagerung gilt zudem als herausfordernd. Die Kernkraftwerke selbst emittieren aber praktisch keine klimaschädlichen Gase, während durch ihre Stilllegung hierzulande die fehlende Kapazität zu 98 % durch Kohle- und zu 2 % durch Gasstrom ersetzt wurde. Das führte laut Studienlage zu 733,5 Megatonnen an zusätzlichen CO₂-Äquivalenten, die es ohne AKW-Abschaltung nicht gegeben hätte.

Deutsche Klimabilanz

Das UBA (Umweltbundesamt) bestätigt zwar, dass in Deutschland die Treibhausgasemissionen seit 1990 kontinuierlich gesunken sind. 2024 betrug der Rückgang stolze 54,3 %. Seit den 2010er-Jahren ist allerdings keine stetige Reduktion mehr zu verzeichnen. Das dürfte an der Abschaltung der Atomkraftwerke liegen, die durch erneuerbare Energien noch längst nicht kompensiert werden konnte. Die Folgen sind zu hohe deutsche Strompreise und gesundheitliche Folgen durch CO₂, Methan und auch Schwermetalle, die als besonders schädlich gelten. An der gesamten Umweltbelastung starben in Deutschland wahrscheinlich rund 20.000 Menschen, während die WHO die Zahl der Todesfälle nach der Tschernobyl-Katastrophe auf etwa 4.000 schätzt. Auch prekäre wirtschaftliche Folgen hat der Atomausstieg.

Der Anstieg der Kohleverstromung führte zu höheren CO₂-Abgaben der deutschen Unternehmen an das ETS (Europäisches Emissionshandelssystem). Die direkte Folge sind die extrem hohen Strompreise hierzulande. Diesen Zusammenhang bestätigen weitere Studien etwa der BCG (Boston Consulting Group). Vor allem die Abschreibungen der ehemaligen deutschen Atommeiler hätten deren Strom zuletzt vergleichsweise günstig gemacht. Ein Neubau von AKW sei hingegen nicht zu empfehlen, wie BCG und WePlanet einheitlich betonen. Dieser sei enorm teuer und dauere bis zu 15 Jahre, was den Klimazielen kaum etwas nutzt. Atomstrom aus neuen Kraftwerken ist zudem die teuerste Energievariante.


Es gibt zwar inzwischen Mini-Atomkraftwerke (sogenannte SMRs), deren Bau kostengünstiger ist und den Atomstrom wieder preislich attraktiv machen könnte. Diese Variante haben die Studienautoren aber nicht näher untersucht, weil es von den SMRs (Small Modular Reactors) bislang lediglich Pilotprojekte gibt. Nach einhelliger Auffassung dürften sie sich frühestens ab Mitte der 2030er Jahre durchsetzen, wenn dann überhaupt noch Bedarf an Atomstrom besteht. Immerhin sind Solar- und Windenergie weltweit auf dem Vormarsch, auch die Speichertechnologien – wichtig für die Dunkelflauten ohne Sonne und Wind – werden immer smarter und günstiger. Das führt zu dem Schluss, dass Deutschland an neue Kernkrafttechnologien nicht zu denken braucht, mit dem vorzeitigen Abschalten der bestehenden Atommeiler jedoch klima-, gesundheits- und energiepolitisch einen fatalen Fehler begangen hat.

Fazit

WePlanet zieht im Einklang mit weiteren Experten zum deutschen Atomausstieg ein ernüchterndes Fazit. Er sollte Risiken mindern, was lediglich in Bezug auf einen möglichen, aber eigentlich sehr unwahrscheinlichen Kernkraftunfall gelang. Die Situation in Fukushima wurde immerhin durch ein tektonisches Ereignis ausgelöst, für das in Deutschland nur eine gegen null tendierende Wahrscheinlichkeit besteht. Auf der anderen Seite hat unser Atomausstieg die Risiken für das Klima, die Wirtschaft und unsere Gesundheit erhöht. WePlanet mahnt daher: CO₂-freie Energiequellen sollten niemals leichtfertig aufgegeben werden, wenn sie nach vorherrschender technischer Meinung als ausreichend sicher gelten. Das war bei den deutschen Atomkraftwerken der Fall. Auch die promovierte Physikerin Angela Merkel wusste das.

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