Bill Gates, einst gefeierter Klimapionier, kritisiert die „Weltuntergangssicht auf den Klimawandel“ und ruft zu einem klaren Kurswechsel auf. Der Microsoft-Gründer – Symbol für Innovation, Energiewende, Wirtschaftswachstum und Nachhaltigkeit – war einst einer der einflussreichsten Treiber der globalen Klimapolitik. Heute fordert er eine realistischere Herangehensweise. Für Gates zählt, was Menschen tatsächlich verbessert: stabile Infrastruktur, verlässliche Energieversorgung und wirtschaftliche Chancen. Der Klimawandel sei ernst, aber kein apokalyptisches Szenario. Statt Panik brauche es kluge Strategien und sozialen Fortschritt (gatesnotes: 28.10.25).
Vom Klimapionier zum Mahner
Der frühere Klimapionier erinnert inzwischen an Goethes Zauberlehrling: „Herr, die Not ist groß, die ich rief, die Geister werd’ ich nicht mehr los.“ Mit diesem Vergleich deutet Gates an, dass die von ihm mitentfachte Klimabewegung inzwischen wirtschaftliche und soziale Nebenwirkungen entfaltet, die kaum noch kontrollierbar erscheinen.

Der einstige Umweltvisionär hatte nicht mit der Tragweite für Industrie, Verbraucher und Energiepreise gerechnet. Nun plädiert er für mehr Augenmaß und fordert eine Politik, die Fortschritt und Lebensqualität in Einklang bringt.
Innovation statt Symbolpolitik
In seinem Blog Gates Notes betont er, dass Investitionen in Energiezugang, Gesundheitsversorgung und widerstandsfähige Landwirtschaft Vorrang haben sollten. Für ihn liegt der Schlüssel im messbaren Nutzen – nicht in politischen Symbolen. Projekte müssten auf Wirkung und Effizienz geprüft werden. Innovation und technologische Lösungen sollen helfen, die Klimaziele praxisnah umzusetzen. Damit distanziert sich der Technologiepionier von einer Politik, die auf Schlagzeilen statt auf Resultate setzt.
Nachhaltigkeit braucht Realitätssinn
Die Zahl der Todesopfer durch Naturkatastrophen ist laut Gates im vergangenen Jahrhundert um etwa 90 Prozent gesunken – dank moderner Nachhaltigkeit, Frühwarnsysteme und robuster Infrastruktur. Trotzdem bleibt das Risiko hoch. Nach Angaben der Weltorganisation für Meteorologie kamen in den letzten fünfzig Jahren über zwei Millionen Menschen durch wetterbedingte Katastrophen ums Leben, überwiegend in ärmeren Ländern. UNO-Generalsekretär António Guterres fordert daher, Warnsysteme global auszubauen. Gates sieht darin den Beweis, dass Zukunftsfähigkeit keine Utopie ist, sondern auf konsequenter Umsetzung beruht.
Wirtschaftswachstum und Klimaschutz im Gleichgewicht
Jeffrey Sachs von der Columbia University reagiert kritisch auf Gates’ neue Position. Er betont, dass Wirtschaftswachstum und Klimaschutz keine Gegensätze darstellen. Beide Ziele seien erreichbar, wenn politische Interessen klar begrenzt bleiben. Sachs wirft Gates mangelnde Klarheit vor, erkennt aber zugleich, dass der Weg zu echtem ökonomischem Fortschritt ohne soziale Stabilität versperrt bleibt. Zwischen beiden Ansätzen – Idealismus und Pragmatismus – verläuft die entscheidende Linie der kommenden Klimapolitik.
Energiewende unter Anpassungsdruck
Laut Klimasekretariat der Vereinten Nationen könnten die weltweiten Emissionen bis 2035 um etwa zehn Prozent im Vergleich zu 2019 sinken. Diese Entwicklung markiert einen möglichen Wendepunkt der Energiewende. Doch das Tempo reicht kaum aus, um extreme Wetterlagen spürbar einzudämmen. Gates fordert daher, den Energieumbruch effizienter und sozial gerechter zu gestalten. Innovation und Realitätssinn müssten künftig Hand in Hand gehen.
Ausblick auf die COP30
Die bevorstehende COP30 in Belém im Amazonasgebiet gilt als Schlüsselkonferenz für die Zukunft der globalen Klimapolitik. Dort sollen Staaten neue Ziele vorstellen und Fortschritte bei erneuerbaren Energien bewerten. Gates, der frühere Klimapionier und heutige Realist, hofft auf einen Wandel hin zu greifbaren Ergebnissen. Seine Kritik an der „Weltuntergangssicht auf Klimawandel“ spiegelt eine tiefere Erkenntnis: Selbst ein erfahrener Umweltvisionär sieht, dass nachhaltiger Erfolg nur dann möglich bleibt, wenn Ökologie, Ökonomie und soziale Stabilität zusammenspielen.
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