Kiekert in der Krise – Erfinder der Zentralverriegelung meldet Insolvenz an

Der traditionsreiche Zulieferer Kiekert steckt in einer schweren Krise und musste Insolvenz anmelden. Das Unternehmen aus Heiligenhaus entstand 1857 und blickt auf 168 Jahre Geschichte zurück. Als Erfinder der modernen Zentralverriegelung prägte Kiekert die Automobilindustrie entscheidend. Trotz Weltmarktanteil und globaler Präsenz musste die Firma Insolvenz anmelden. Betroffen sind rund 4.500 Arbeitsplätze an elf internationalen Standorten (focus: 24.09.25).


Starker Marktanteil, aber akute Finanznot

Kiekert entwickelte sich über Jahrzehnte zum führenden Anbieter für Schließsysteme. Nach eigenen Angaben steckt die Technik des Unternehmens in jedem dritten Fahrzeug weltweit. Mit einem Marktanteil von 21 Prozent gilt der Hersteller als zentraler Akteur der Branche. Dennoch reicht die Auftragslage nicht aus, um die wachsenden finanziellen Belastungen zu tragen.

Erfinder der Zentralverriegelung, meldet Insolvenz an. 4.500 Arbeitsplätze beim Autozulieferer Kiekert bedroht
Erfinder der Zentralverriegelung, meldet Insolvenz an. 4.500 Arbeitsplätze beim Autozulieferer Kiekert bedroht

Das Amtsgericht Wuppertal eröffnete ein vorläufiges Verfahren zur Insolvenz. Als Verwalter tritt Joachim Exner aus Nürnberg an. Während der Sanierungsphase bleibt der Betrieb aktiv, und die Gehälter in Deutschland sind bis Ende November durch Insolvenzgeld abgesichert.

Eigentümer blockiert Kapitalzufluss und Zentralverriegelung-Geschäft leidet

Insider berichten von Problemen mit dem chinesischen Eigentümer. Dieser verweigerte zugesagte Mittel im dreistelligen Millionenbereich. Amerikanische Kunden zogen erteilte Großaufträge zurück. Parallel stufte eine Rating-Agentur Kiekert wegen des Einflusses des Gesellschafters herab. Banken verweigerten neue Kredite. Trotz voller Bücher verschärfte sich die Lage erheblich.

Das Management führt die geopolitische Lage als Hauptursache an. Handelsrestriktionen schränken den Zugang zu Finanzierungen ein. Kunden zweifeln zunehmend an der Stabilität. Diese Gemengelage trifft das Kerngeschäft mit Schließsystemen und der Zentralverriegelung besonders hart.

Insolvenzen häufen sich in der Autozulieferbranche

Die Insolvenz von Kiekert steht nicht allein. Laut Kreditversicherer Atradius stieg die Zahl der Großpleiten in Deutschland im ersten Halbjahr auf 207 Fälle. Das bedeutet ein Plus von 20 Prozent im Vorjahresvergleich. Besonders häufig trifft es die Branche der Insolvenzen. Insgesamt 29 Unternehmen mit mehr als zehn Millionen Euro Umsatz meldeten Zahlungsunfähigkeit.

Auch das Statistische Bundesamt nennt alarmierende Zahlen: Rund 12.000 Firmen meldeten Insolvenz an. Der Zuwachs von zwölf Prozent verdeutlicht die Belastung der Wirtschaft. Unternehmen mit hohen Energie- und Materialkosten sind besonders gefährdet.


Zukunft von Kiekert und Arbeitsplätzen ungewiss

Für Kiekert geht es nun um eine umfassende Restrukturierung. Ziel ist es, Investoren zu gewinnen und die Abhängigkeit vom bisherigen Eigentümer zu reduzieren. Nur so lassen sich langfristig Aufträge sichern und Arbeitsplätze stabilisieren.

Scheitert dieser Schritt, drohen Schließungen und ein massiver Stellenabbau. Da Kiekert mit seinen Schließsystemen in zahlreichen Fahrzeugen unverzichtbar bleibt, hätte ein Zusammenbruch spürbare Folgen für die Lieferketten der Autobranche. Auch die Zukunft der Zentralverriegelung-Technologie könnte ohne den Pionier neu verteilt werden.

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