KHNP erhält Zuschlag – Tschechien setzt beim Reaktorneubau auf Südkorea

Tschechien stärkt seine Energiestrategie mit einem milliardenschweren Auftrag für das südkoreanische Unternehmen KHNP. Die Regierung in Prag hat den Bau zweier neuer Kernreaktoren im Atomkraftwerk Dukovany offiziell vergeben. Nach monatelangen Verzögerungen durch juristische Einsprüche und ein Gerichtsurteil konnte der Vertrag jetzt unterzeichnet werden. Premier Petr Fiala bezeichnete das Projekt als zentralen Schritt zur langfristigen Energiesicherheit (stern: 04.06.25).


KHNP setzt sich gegen EDF durch

Eigentlich hätte die Unterzeichnung bereits im Frühjahr stattfinden sollen. Doch der französische Energiekonzern EDF legte Beschwerde gegen die Entscheidung ein, da er die Ausschreibung an KHNP verloren hatte. Die Wettbewerbsaufsicht wies den Einspruch ab, worauf EDF Klage einreichte. Ein Gericht in Prag stoppte daraufhin die Vergabe vorsorglich, um eine spätere Wiederholung des Verfahrens zu ermöglichen.

Tschechien beauftragt KHNP mit zwei neuen Reaktoren in Dukovany – Atomstromanteil soll bis 2050 auf 50 % steigen
Tschechien beauftragt KHNP mit zwei neuen Reaktoren in Dukovany – Atomstromanteil soll bis 2050 auf 50 % steigen

Ein höheres Gericht kassierte diese Entscheidung nun – unter Verweis auf Verfahrensfehler. Damit fiel der Weg frei für die Vertragsunterzeichnung. Fiala erklärte: „Wir haben unser Bestes getan, um sicherzustellen, dass das Abkommen unterzeichnet werden kann, sobald die rechtlichen Hindernisse beseitigt sind.“

Südkoreanisches Angebot überzeugt technisch und wirtschaftlich

Die tschechische Regierung hatte bereits zuvor signalisiert, dass das Angebot von KHNP „in allen Punkten besser bewertet“ worden sei als das von EDF. Neben Preis und Bauzeit überzeugte vor allem die technische Ausgereiftheit. Auch geopolitisch gilt Südkorea als verlässlicher Partner. Die Entscheidung für KHNP markiert daher nicht nur ein industriepolitisches, sondern auch ein strategisches Signal.

Im Kraftwerk Dukovany sollen zwei neue Reaktorblöcke entstehen. Der erste soll ab 2036 im Testbetrieb Strom liefern. Die Bauphase beginnt voraussichtlich 2029. KHNP übernimmt Planung, Bau und technische Umsetzung des Projekts in enger Abstimmung mit dem staatlichen Energieversorger CEZ.

Atomstromausbau als langfristiges Ziel

Tschechien setzt konsequent auf den Ausbau der Kernenergie. Derzeit liefern die Anlagen Dukovany und Temelin rund 40 Prozent des Stroms. Die Regierung plant, diesen Anteil bis 2050 auf 50 Prozent zu erhöhen. Neben den Großprojekten sollen auch kleine modulare Reaktoren – sogenannte SMRs – zum Einsatz kommen.

KHNP wird dabei zum Schlüsselpartner für Tschechiens langfristige Energiepolitik. Fiala bezeichnete den Vertrag als „grundlegenden Schritt auf dem Weg zu mehr Energiesicherheit und Autarkie“. Damit rückt Prag noch näher an Südkorea, das international als Vorreiter im modernen Reaktorbetrieb gilt.


EDF verliert wichtigen Auftrag in Mittelosteuropa

Für Frankreich stellt der Ausgang des Verfahrens einen empfindlichen Rückschlag dar. EDF hatte auf einen Zuschlag gehofft, musste sich jedoch in technischer wie wirtschaftlicher Hinsicht geschlagen geben. Die Vergabe an KHNP unterstreicht die Bedeutung internationaler Wettbewerbsfähigkeit bei Großprojekten im Energiesektor.

Mit der Entscheidung für KHNP verfolgt Tschechien nicht nur energiepolitische Ziele, sondern schafft auch neue industrielle Partnerschaften. Die Atomkraft bleibt dabei ein zentrales Element, um Versorgungssicherheit, Klimaziele und Preisstabilität in Einklang zu bringen.

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