Keine Perspektiven in Deutschland: 210.000 junge Deutsche verlassen jährlich das Land

Jedes Jahr verlassen etwa 210.000 junge Deutsche zwischen 20 und 40 Jahren ihr Heimatland. Hauptursachen für diesen Trend sind der Wunsch nach höheren Gehältern, besseren Karrierechancen und einer attraktiveren Arbeitskultur. Die stetig steigende Zahl von Auswanderern, von denen drei Viertel einen Hochschulabschluss besitzen, reflektiert diese Beweggründe. Zudem sinkt die Rückkehrquote, während etwa 10 Prozent der Unter-30-Jährigen aktiv nach internationalen Jobmöglichkeiten suchen. Laut Thomas Liebig, Migrationsexperte bei der OECD, besteht dringender Handlungsbedarf, um diese hoch qualifizierten Fachkräfte zurückzugewinnen (handelsblatt: 23.08.24).


Hoher Lebensstandard und Gehalt als Anreiz

Ein bedeutender Grund für die Auswanderung ist der Wunsch nach einem höheren Lebensstandard. Laut einer umfassenden Studie des BiB aus dem Jahr 2018 streben etwa 57,5 Prozent der Auswanderer eine Karriere im Ausland an. Beliebte Ziele sind die Schweiz, Österreich, Großbritannien und die USA. Tobias Zimmermann, Arbeitsmarktexperte bei der Jobplattform Stepstone, bestätigt, dass die Ergebnisse der Studie auch für heutige Auswanderer relevant sind. Im Ausland verdienen hoch qualifizierte Fachkräfte durchschnittlich etwa 1.300 Euro netto mehr als in Deutschland. Dies liegt oft an niedrigeren Steuern und Abgaben. Thomas Liebig von der OECD stellt fest, dass trotz höherer Lebenshaltungskosten in Ländern wie der Schweiz mehr vom Gehalt übrig bleibt.

Warum verlassen junge Deutsche ihr Heimatland? Fachkräfte suchen nach besseren Karrierechancen und einem besseren Lebensstandard
Warum verlassen junge Deutsche ihr Heimatland? Fachkräfte suchen nach besseren Karrierechancen und einem besseren Lebensstandard
Bild: KI-generiert

Roman Schulte, der 2021 von Deutschland in die Niederlande zog, bestätigt diese Tendenz. In den Niederlanden profitieren Fachkräfte von Steuererleichterungen, bei denen bis zu 30 Prozent des Gehalts steuerfrei bleiben können. Dies macht einen deutlichen Unterschied zu Deutschland, wo hohe Abgaben auch bei vergleichbarem Bruttogehalt anfallen. Victor Rüder, ein 29-jähriger Architekt, berichtet von niedrigen Mietkosten und besseren steuerlichen Rahmenbedingungen in Wien. Auch für ihn war das Gehalt ein ausschlaggebender Faktor für die Auswanderung.

Bessere Karrierechancen und Arbeitskultur

Für viele junge Menschen sind Karrierechancen und Arbeitskultur entscheidend. Rund 60 Prozent der Berufseinsteiger wählen ihren Arbeitgeber nach Gehalt und Arbeitsinhalten aus, wobei der Standort oft eine untergeordnete Rolle spielt. Katalin Schreiber, 27, die für eine EU-Institution in Luxemburg arbeitet, betont, dass der Ort für sie weniger wichtig war als der Traumjob selbst. Auch Roman Schulte schätzt die innovativen und digitalen Arbeitsbedingungen in den Niederlanden, die ihm den Arbeitsalltag erleichtern.

Thomas Liebig weist darauf hin, dass die langsame Digitalisierung in Deutschland junge Gründer und Fachkräfte oft ins Ausland treibt. Die deutschen Unternehmen müssen daher attraktive Karrierewege bieten. Zimmermann von Stepstone hebt hervor, dass eine Auswanderung zunächst ein positives Zeichen für Veränderungsbereitschaft und Lernwille ist, aber es wichtig sei, diese Neugier zu befriedigen.


Internationale Erfahrungen und Unzufriedenheit

Viele junge Deutsche planen zunächst einen vorübergehenden Aufenthalt im Ausland. Häufig bleibt der Aufenthalt jedoch länger als ursprünglich geplant, vor allem wenn sich ein soziales Umfeld entwickelt hat. Jährlich studieren rund 130.000 Deutsche im Ausland, darunter etwa 30.000 während eines Auslandssemesters. Laut Liebig erhöht sich die Wahrscheinlichkeit, nach dem Studium im Ausland zu bleiben, wenn es einfach ist, dort eine Arbeitsstelle zu finden.

In Deutschland besteht die Möglichkeit, von Einschränkungen im Ausland zu profitieren. Die Niederlande etwa haben den Zugang internationaler Studierender eingeschränkt. Sollte Donald Trump die Wahlen in den USA gewinnen, könnte es für deutsche Studierende schwierig werden, eine Greencard zu erhalten. Dies könnte zu einer Rückkehr nach Europa führen. Für mittelständische Unternehmen ergibt sich hier eine Chance, sich auf internationalen Messen zu präsentieren und somit talentierte Fachkräfte anzuziehen.

Deutschland auf dem Abstieg: Warum junge Talente das Land verlassen und welche Folgen das hat

Laut einer Erhebung des BiB aus dem Jahr 2018 nannten 17,4 Prozent der Befragten Unzufriedenheit als Auswanderungsgrund. Seitdem hat sich die Situation verschärft: 2023 gaben nur noch 22 Prozent der Deutschen an, mit ihrem Leben sehr zufrieden zu sein, gegenüber 33 Prozent im Jahr 2019. Junge Menschen, die ohnehin zur Auswanderung neigen, sind besonders betroffen. Roman Schulte und Victor Rüder berichten von Unzufriedenheit mit der deutschen „Meckerkultur“ und der Infrastruktur.

Liebig warnt davor, dass Deutschland Gefahr läuft, abgehängt zu werden. Die Schweiz zeigt, wie gering die Hemmschwelle zur Auswanderung sein kann, und dass gute Fachkräfte dort sehr willkommen sind. Zimmermann stellt fest, dass Deutschland derzeit auf Platz fünf der Länder steht, in die Menschen auswandern – die niedrigste Platzierung, die das Land je erreicht hat.

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