Der Bremer Fahrzeugbauer Enginius beendet die Produktion von Wasserstoff-Lkw. Das Unternehmen wollte mit emissionsfreien Nutzfahrzeugen den urbanen Lieferverkehr revolutionieren. Doch der Markt reagierte verhalten, die Nachfrage blieb aus. Künftig liegt der Fokus auf Wartung und Instandhaltung – ein Rückschritt für die Wasserstoffstrategie und für zahlreiche Beschäftigte (weser-kurier: 26.05.25).
Enginius zieht Konsequenzen aus schwacher Nachfrage
Enginius, eine Tochterfirma des Fahrzeugbauers Faun, hatte vor drei Jahren in Bremen ein Werk eröffnet. Dort sollten Wasserstoff-Müllfahrzeuge und später auch Liefer-Lkw in Serie gefertigt werden. Doch die Realität sieht anders aus: Nur rund 200 Fahrzeuge mit Brennstoffzellen-Antrieb fanden bisher Abnehmer. Aktuell fehlen neue Bestellungen, die laufende Produktion endet mit Auslieferung der letzten Modelle.

Bild: @Enginius
„Die Nachfrage nach emissionsfreien Nutzfahrzeugen auf Wasserstoffbasis entwickelt sich langsamer als erwartet“, heißt es aus dem Unternehmen. Geplante Großprojekte wie das Modell „Citypower“ oder der Aufbau eines neuen Produktionsstandorts lassen sich nicht realisieren. Damit zerplatzt auch der Plan, bis zu 5000 Lkw jährlich zu fertigen und 900 neue Arbeitsplätze zu schaffen.
Enginius-Mitarbeiter stehen vor ungewisser Zukunft
Für viele der rund 120 Mitarbeiter bedeutet das Produktionsende einen tiefen Einschnitt. Gespräche über eine Übernahme in den Hauptbetrieb von Faun in Osterholz-Scharmbeck laufen, allerdings stehen dort nur begrenzte Kapazitäten zur Verfügung. In dem Werk entstehen weiterhin Müllfahrzeuge mit herkömmlichen Dieselantrieben.
Die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen setzen Enginius zusätzlich unter Druck. Geschäftsführer Burkard Oppmann machte bereits Anfang des Jahres die Kürzung staatlicher Fördermittel für den schwachen Absatz verantwortlich. Ein wasserstoffbetriebenes Müllfahrzeug kostet drei- bis viermal so viel wie ein Dieselmodell. Ohne Subventionen lohnt sich die Anschaffung kaum – weder für Kommunen noch für private Entsorger.
Fehlende Fördermittel bremsen Wasserstoff-Technologie
Die Entscheidung der Ampelkoalition, den Klima- und Transformationsfonds nach einem Urteil des Bundesverfassungsgerichts zu kürzen, verschärfte die Lage für Enginius. Förderprogramme entfielen, während gleichzeitig die Produktionskosten für grünen Wasserstoff hoch blieben. Eine wirtschaftliche Serienproduktion ließ sich unter diesen Bedingungen nicht mehr stemmen.
Auch die Kooperation mit Mercedes-Benz verlief enttäuschend. Der Plan: Mercedes liefert die Fahrgestelle, Enginius rüstet sie mit umweltfreundlicher Technik aus, der Vertrieb läuft über das Händlernetz. Doch die erhofften Bestellungen für den „Citypower“-Lkw blieben vollständig aus. Das Konzept kam am Markt nicht an, obwohl es technisch als zukunftsfähig galt.
Service statt Serie – Enginius richtet sich neu aus
Der Rückzug aus der Neufahrzeugproduktion bedeutet für Enginius einen tiefen Einschnitt. Die ambitionierten Pläne für ein zweites Werk in Bremen oder im Umland sind endgültig vom Tisch. Stattdessen bleibt das bestehende Werk als Servicestandort erhalten. Dort sollen Reparaturen und Wartungsarbeiten an den bereits ausgelieferten Fahrzeugen erfolgen.
Trotz Innovationskraft scheiterte Enginius an fehlender Nachfrage, hohen Kosten und politischen Hürden. Der Fall zeigt: Technologische Visionen brauchen stabile Rahmenbedingungen – sonst geraten selbst aussichtsreiche Projekte ins Wanken. Die Zukunft der Wasserstoffmobilität im Schwerlastverkehr hängt damit weiter in der Schwebe.
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