Der Windpark im sächsischen Jöhstadt galt 1994 als größter Windpark Europas in einer Mittelgebirgsregion. Der Windpark mit einst 14 Windkraftanlagen liegt auf über 780 Metern über dem Meeresspiegel. Mit den Anlagen lässt sich nach Auslauf der staatlichen Förderung kein Geld mehr verdienen. Deshalb werden 12 der Windkraftanlagen seit Januar 2021 zurückgebaut. Am Rande des Areals will die einheimische Firma Wineg, die zwei der verbliebenen Anlagen betreibt, zwei neue Windkraftanlagen mit einer höheren Leistung bauen. Doch dabei gibt es ein Problem, denn die Fundamente der zurückgebauten Anlagen stecken noch im Boden und die Betreiberfirma hat nach 20 Jahren Einnahmen aus der Energieerzeugung kein mehr Geld zur Vergabe der Rückbauarbeiten (Freiepresse: 30.08.22).
Windparkbetreiber hat nicht genug Rücklagen gebildet, um Rückbau zu finanzieren
Die Stadt Jöhstadt in Sachsen hat Mitarbeiter des örtlichen Bauhofs damit beauftragt, ein Windrad-Fundament herauszureißen, was unter den Einwohnern Fragen aufwirft. Das Fundament gehört zu den Windrädern der Windpark Jöhstadt GmbH, deren Hauptgesellschafter zu 51 % die Stadt Jöhstadt selbst ist. Die acht Anlagen der Windpark GmbH wurden 2021 abgebaut, aber nur ein Fundament konnte zu diesem Zeitpunkt entfernt werden. Eine Baufirma hatte begonnen, das zweite Fundament zu entfernen, aber aufgrund der hohen Kosten hat die Stadt den Rückbau gestoppt. Die Fundamente hängen seither wie Klötze am Bein der Stadt.
Bau neuer Windkraftanlagen erst nach Entfernung der alten Fundamente möglich
Die Windpark Jöhstadt GmbH, die keine Einnahmen mehr erwirtschaftet, da sie keine Windkraftanlagen mehr besitzt, stellt für die Stadt Jöhstadt ein großes Problem dar. Die Firma Wineg, die plant, zwei neue Anlagen in Jöhstadt zu errichten, sollte dafür möglichst den Rückbau der alten Fundamente übernehmen. Allerdings haben die Behörden die Windpark GmbH aufgefordert, endlich mit dem Abbruch der restlichen Fundamente zu beginnen. Die Reste der Fundamente sollen dann für den Wegebau zu den neuen Windrädern verwendet werden. Aufgrund dieser Anforderungen hat die Stadt Jöhstadt Mitarbeiter des örtlichen Bauhofs damit beauftragt, die schon begonnene Rückbauarbeiten zum Entfernen der Fundamente zu beenden.
Muss die Stadt den Rückbau bezahlen?
Die benötigten Maschinen für den Rückbau der Fundamente hat die Stadt auf Leihbasis beschafft und die Arbeiter des Bauhofs an die Windpark GmbH „verliehen“. Der Bürgermeister versicherte, dass dies in jedem Fall sauber mit der Kommune abgerechnet wird. Es gibt jedoch noch sechs weitere Fundamente, die auf den Rückbau warten. Die Immissionsschutzbehörde hat klargestellt, dass die Windpark GmbH die Fundamente entfernen muss. Das Unternehmen hat aber keine Einnahmen mehr, mit denen sie den teuren Rückbau finanzieren könnte. Letztendlich wird Jöhstadt die Kosten für den Rückbau direkt oder indirekt tragen müssen. Ob sie dann noch einen Gewinn aus der Beteiligung erwirtschaftet hat, ist mehr als fraglich.
Die Probleme wie in Jöhstadt gibt es in ganz Deutschland
Die Probleme, die Jöhstadt gerade hat, trifft auch auf andere Windparks zu. Nach 20 Jahren Förderung lohnt sich der Betrieb der alten Windkraftanlagen nicht mehr. Doch die Betreiber haben nicht genug Rücklagen gebildet, um den Rückbau zu finanzieren. Das liegt zum einen daran, dass es nicht genug Vorgaben dazu gab und zum anderen, dass in der Zwischenzeit die Anforderungen zum Recycling drastisch gestiegen sind. Letztendlich muss die Allgemeinheit die dadurch entstehenden Kosten tragen, während die erwirtschafteten Gewinne von den Betreibern eingestrichen wurden.
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