Die Glaswolleproduktion bei Isover in Bergisch Gladbach steht vor dem Aus. 160 der insgesamt 220 Beschäftigten verlieren ihre Arbeitsplätze. Das Unternehmen begründet die Entscheidung mit der Baukrise. Lediglich das Spezialprodukt „Ultimate“ soll weiterhin produziert werden. Der markante Schornstein mit den Buchstaben „G + H“, ein Wahrzeichen der Stadt, bleibt bestehen, doch die industrielle Herstellung von Glaswolle endet bald (ksta: 13.03.25).
Produktionseinstellung bei Isover geplant
Laut Unternehmenssprecher Michel Wenger wird die Produktion noch eine gewisse Zeit fortgeführt. Der Hochleistungsdämmstoff „Ultimate“ bleibt am Standort, macht jedoch nur einen kleinen Teil der bisherigen Produktion aus. Ob sich dieser Bereich langfristig wirtschaftlich halten kann, ist unklar. Die Schließung der Glaswolleproduktion begründet Isover mit dem Einbruch der Baubranche. Besonders der Markt für Einfamilienhäuser sei stark rückläufig. Die in Bergisch Gladbach hergestellten Dämmstoffe kamen hauptsächlich in diesem Segment zum Einsatz.

„Wir sehen da auch keine Trendwende in den nächsten Jahren“, erklärt Wenger. Der französische Mutterkonzern Saint-Gobain setzt weiterhin auf den Standort Deutschland. Isover bündelt die Glaswolleproduktion jedoch zukünftig in Speyer. „Das Werk dort ist größer“, betont Wenger. Bergisch Gladbach wäre für eine zentrale Produktion ungeeignet gewesen. Zudem befindet sich das Werk in Speyer auf freiem Gelände, während der Standort in Bergisch Gladbach inzwischen vollständig von der Stadt umgeben ist. „Das hatte aber keinen Einfluss auf die Entscheidung“, versichert Wenger.
Mitarbeiter informiert – Sozialplan in Arbeit
Alle Mitarbeitenden wurden über die Pläne in Kenntnis gesetzt. Das Werk arbeitet im Vier-Schicht-Betrieb. Wer genau betroffen ist, bleibt offen. „Das Werk war sehr polyvalent, das heißt, alle haben fast alles gemacht“, erläutert Wenger. Nun geht es darum, schnell Gespräche zu führen. Geplant ist ein Sozialplan, um Lösungen für die Mitarbeitenden zu finden.
Ein Wechsel in andere Werke könnte eine Option sein. Beispielsweise betreibt Saint-Gobain in Köln-Porz ein Glaswerk, das Flachglas produziert. Dort werden derzeit Fördermittel des Bundes genutzt, um die Produktion klimafreundlicher zu gestalten.
Isover setzt Investitionspläne auf Eis
Noch vor einiger Zeit, zum 90-jährigen Bestehen des Standorts, kündigte Isover Investitionen in Millionenhöhe an. Ziel war eine klimaneutrale Produktion. Dafür hätte die große Schmelzwanne, die Glas aus bis zu 80 Prozent Altglas verarbeitet, auf alternative Energien wie Wasserstoff oder grünen Strom umgestellt werden sollen. Die Wanne hätte erneuert werden müssen. Doch diese Pläne sind hinfällig. Stattdessen wird die Anlage stillgelegt, während die kleinere Produktionslinie für die Hochleistungsmineralwolle Ultimate weiterläuft.
Zukunft des Standorts bleibt ungewiss
„Beide Öfen funktionieren unabhängig voneinander“, erklärt Wenger. Er hofft, dass die Spezialisierung auf Ultimate dem Werk eine Zukunft sichert. „Es ist eine starke Absicht da, das Werk hier weiterzuführen.“ Dennoch bleibt die Frage offen, was mit den bislang hergestellten Nadelvlies-Dämmstoffen geschieht. Diese wurden unter anderem für die Wärmedämmung in Küchenherden genutzt. Eine neue Produktionsstätte gibt es noch nicht. „Da suchen wir noch europaweit nach einer Lösung“, so Wenger.
Für 160 Mitarbeitende bedeutet die Werksschließung den Verlust des Arbeitsplatzes. Einige könnten möglicherweise nach Speyer wechseln. „Wir werden in jedem Fall alles versuchen, um Lösungen für die Betroffenen zu finden“, betont Wenger.
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