Die Debatte um eine mögliche Abspaltung bei Siemens Energy gewinnt an Schärfe, denn ein aktivistischer Investor drängt auf eine klare Trennung vom defizitären Windgeschäft. Ananym Capital hält den Konzern ohne diese Sparte für deutlich wertvoller, zudem sieht der Fonds erhebliches Kurspotenzial. Gleichzeitig verdeutlicht der Blick auf Siemens Gamesa und den stark gestiegenen Aktienkurs, wie unterschiedlich sich die einzelnen Konzernbereiche entwickeln, weshalb der Investor eine strategische Neuausrichtung für zwingend erforderlich hält (handelsblatt: 09.12.25).
Abspaltung als Hebel für neuen Unternehmenswert
Aus Sicht von Ananym Capital blockiert die Windkraftsparte den Blick auf den tatsächlichen Konzernwert. In einem Schreiben an das Management betont der Investor, dass Windenergie einen besonders schwierigen Weg vor sich habe. Diese Einschätzung zielt direkt auf Siemens Gamesa, deren operative Probleme seit Jahren hohe Verluste verursachen. Eine Abspaltung oder eine Ausgliederung könne daher verborgene Werte freilegen, weil sich profitable und defizitäre Bereiche nicht länger gegenseitig belasten.

Der Investor argumentiert außerdem, dass der Aktienkurs deutlich höher notieren könne, sofern das Windgeschäft eigenständig agiert oder vollständig abgegeben wird. Nach internen Schätzungen liege das Potenzial bei rund 40 Prozent. Diese Erwartung speist sich aus der Annahme, dass Kapital dann gezielter eingesetzt wird und interne Konkurrenz um Investitionen entfällt.
Erfolgreiche Sparten stehen im Kontrast zum Windgeschäft
Während Siemens Gamesa rote Zahlen schreibt, verzeichnen andere Bereiche des Konzerns ein starkes Wachstum. Das Geschäft mit Gaskraftwerken und Stromnetzen profitiert vom weltweit steigenden Energiebedarf. Prognosen stiegen mehrfach, zudem legte der Aktienkurs innerhalb eines Jahres um mehr als 140 Prozent zu. Dieser Kontrast verstärkt die Argumentation für eine Abspaltung, weil Investoren klare Strukturen bevorzugen.
Trotz dieser Erfolge bleibt die Windkraft ein strategischer Sonderfall. Das operative Minus von 1,36 Milliarden Euro im Geschäftsjahr 2024/25 belastet die Gesamtbilanz erheblich. Zwar strebt Siemens Gamesa kurzfristig die Gewinnschwelle an, doch langfristige Zweifel bestehen weiterhin, weshalb eine Konzerntrennung immer realistischer erscheint.
Investorendruck trifft auf offene Konzernstrategie
Der Investor Ananym Capital zählt mit rund 300 Millionen Dollar Volumen nicht zu den größten Fonds, entfaltet jedoch spürbaren Einfluss. Seine Forderung nach Abspaltung verbindet finanzielle Logik mit strategischer Klarheit. Siemens Energy signalisiert grundsätzlich Gesprächsbereitschaft und betont den Anspruch, in jedem Geschäftsfeld eine führende Position zu erreichen.
Eine Bestandsgarantie für das Windgeschäft existiert nicht. Diese Offenheit deutet darauf hin, dass auch eine Ausgliederung langfristig denkbar bleibt. Für die Konzernführung zählt vor allem, dass Renditen vergleichbar ausfallen. Bleibt die Windkraft deutlich zurück, verliert sie ihre strategische Legitimation innerhalb des Portfolios.
Strategische Neuausrichtung zwischen Fokus und Rückzug
In den vergangenen Jahren konzentrierte sich Siemens Gamesa auf den Abbau operativer Risiken, insbesondere im Onshore-Bereich. Qualitätsprobleme führten zu einer stärkeren Fokussierung auf ausgewählte Märkte und Produkte. Diese Anpassungen sollen Stabilität schaffen, reichen jedoch vielen Marktbeobachtern nicht aus.
Mehrere Optionen stehen im Raum. Eine Abspaltung könnte die strategische Neuausrichtung beschleunigen und beiden Einheiten mehr Handlungsfreiheit geben. Alternativ käme eine stärkere Konzentration auf Offshore-Wind in Betracht, wo Siemens Energy als Weltmarktführer gilt. Selbst ein vollständiger Rückzug aus dem Windgeschäft erscheint nicht ausgeschlossen, obwohl dieser Schritt politisch und wirtschaftlich sensibel bleibt. Klar ist jedoch: Ohne strukturelle Entscheidung verliert der Konzern wertvolle Zeit.
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