Hohe Mieten in Großstädten: Frust und verschärfter Fachkräftemangel

Immer noch steigen die Mieten vor allem in Großstädten, ein Ende der Aufwärtsspirale ist nicht in Sicht. Das lockt zwar Kapitalanleger an, führt aber für Mieter zu großen Problemen – und nicht nur für sie. Bei den teilweise extremen Mietsteigerungen in einigen deutschen Metropolen wird es für Unternehmen zunehmend schwieriger, Fachkräfte zu finden. Die potenziellen Arbeitnehmer finden ein Jobangebot oft sehr interessant, müssen es aber wegen zu hoher Wohnkosten am Ende ablehnen. Sogar das Stammpersonal zieht manchmal weg. Eine Lohneinbuße bei einer Firma in einer ländlicheren Gegend wird durch die viel niedrigere Miete am neuen Wohnort mehr als kompensiert. (ntv, 16.03.2025)


PwC-Studie: Mieten sind zentraler Nachteil in Metropolen

Die Beratungsgesellschaft PwC hat eine Studie zu den aktuellen Hürden für deutsche Unternehmen durchgeführt, die sich bekanntlich über die Bürokratie, die Steuerlast und den Fachkräftemangel beklagen. Letzterer ist zu einem großen Teil auf die Mieten in den meisten Großstädten zurückzuführen. Die Arbeitnehmer betrachten das teure Wohnen als zentralen Nachteil in fast jeder Metropole. Dort haben aber auch bedeutende Firmen ihren Sitz. Für diese werden die Mietbelastungen ihrer Beschäftigten zunehmend zur Hürde bei ihrem Ringen um Fachkräfte. Immerhin denkt laut Studienergebnis ein Drittel der dort lebenden Arbeitnehmer über einen Jobwechsel allein wegen der hohen Miete nach. Nicht ganz so viele Betroffene ziehen am Ende wirklich um.

Hohe Mieten in Großstädten verschärfen Fachkräftemangel: Laut einer PwC-Studie ziehen Berufstätige wegen Wohnkosten Jobwechsel in Erwägung
Hohe Mieten in Großstädten verschärfen Fachkräftemangel: Laut einer PwC-Studie ziehen Berufstätige wegen Wohnkosten Jobwechsel in Erwägung

Situation führt zu Frust

Laut dem PwC-Manager Bern Roese, der die zitierte Studie begleitet hat, führt die Situation in deutschen Großstädten bei Mietern, aber auch insgesamt auf dem Immobilienmarkt zu massivem Frust. Für die ansässigen Unternehmen kann die angespannte Lage existenzbedrohend werden, denn in den Ballungsräumen mit ihrer boomenden Wirtschaft verschärft sich gravierend der Fachkräftemangel. Beim Studiendesign ging PwC gründlich und großzügig vor: Die Fachleute befragen von November bis Dezember 2024 online rund 4.000 Berufstätige aller Altersgruppen – vom 18. bis zum 65. Lebensjahr – aus den wichtigsten zwölf deutschen Großstädten. Vertreten waren unter anderem München, Berlin, Hamburg, Leipzig, Essen und Hannover. Hier sind einige relevante Studienergebnisse:

  • Die große Mehrheit aller Bewohner (~90 %) von Großstädten bewertet das dortige Leben als angenehm. Benefits sind die Einkaufsmöglichkeiten, Jobchancen, kurze Arbeitswege sowie die Kultur- und Bildungsangebote.
  • Zwei Drittel der Befragten äußerten sich unzufrieden zu den Mieten, zur Zahl freier Mietwohnungen und zu den Preisen für Wohneigentum.
  • 89 % der Studienteilnehmer halten es für „reine Glückssache“, in einer Großstadt eine Wohnung mit vertretbarer Miete zu finden.
  • Ein Zehntel der Befragten gab an, schon einmal einen Job allein wegen der zu hohen Miete in der Stadt gewechselt zu haben. Noch höher liegt dieser Anteil mit 18 % in der Altersgruppe der 18- bis 34-Jährigen.
  • 35 % aller Teilnehmer der jüngsten Studie denken wegen der hohen Mieten über einen Jobwechsel nach. Wiederum stechen jüngere Arbeitnehmer von 18 bis 34 hervor, hier liegt der betreffende Anteil bei 43 %.
  • Einen berufsbedingten Umzug ziehen 58 % der Erwerbstätigen allein wegen einer bezahlbaren Miete in Erwägung. Die Länge des Arbeitsweges spielt hingegen nur für 44 % eine Rolle.
  • Wegen einer viel höheren Miete am neuen Arbeitsort würden 76 % der befragten Berufstätigen auch einen interessanten Job ablehnen.

Wachsende Unzufriedenheit mit der Mietsituation verschärft Fachkräftemangel

PwC führt diese Studie nicht zum ersten Mal durch. Im Fazit resümieren die Autoren, dass sich die Kernaussagen schon in der Vorjahresstudie fanden. Allerdings ist ein deutlicher Trend zu noch mehr Unzufriedenheit mit der Mietsituation zu erkennen. Der Immobilienchef von PwC Deutschland Thomas Veith warnt daher, dass selbst Unternehmen mit einer derzeit blendenden Beschäftigungssituation die Zeichen der Zeit erkennen sollten: Ein Fachkräftemangel allein wegen der Mietsituation in einer Metropole droht jederzeit.


Welche Auswege gäbe es?

Bezahlbarer Wohnraum ist nach Auffassung der Studienteilnehmer eine Aufgabe, der sich die öffentliche Hand gemeinsam mit den Arbeitgebern widmen sollte. Zu 90 % herrscht die Auffassung vor, dass staatliche Wohnungsbauprogramme auf die Haushalte mit den kleineren bis mittleren Einkommen fokussieren müssen. Immerhin 81 % der Befragten befürworten einen Fahrtkostenzuschuss durch das Unternehmen, alternativ wünschen sich 85 % einen Mietzuschuss ab einer bestimmten Miethöhe. Eine ähnlich hohe Zahl von Arbeitnehmern befürworten Betriebswohnungen der Unternehmen und mehr Arbeit im Homeoffice, dessen Ausstattung die Firma finanzieren sollte. Letzteres wird umfangreich praktiziert: Über zwei Drittel der Berufstätigen (70 %) können ganz oder teilweise daheim arbeiten und dadurch in einer günstigen Gegend wohnen. PwC mahnt daher an, diese Flexibilität vonseiten der Unternehmen beizubehalten.

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Zuletzt aktualisiert am Januar 14, 2025 um 20:39 . Wir weisen darauf hin, dass sich hier angezeigte Preise inzwischen geändert haben können. Alle Angaben ohne Gewähr.
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