Hohe Energiekosten zwingen Aluminiumhütte in die Knie

Die Aluminiumhütte Speira in Neuss hat ihre Aluminiumproduktion aufgrund der hohen Energiepreise komplett herunterzufahren. Ein wirtschaftlicher Betrieb ist nicht mehr möglich, rund 300 Arbeitsplätze sind von der Schließung betroffen (FAZ: 08.03.23).


Aluminiumhütte Speira stellt Primärproduktion ein und streicht 300 Arbeitsplätze

Aufgrund der hohen Strompreise hat die deutsche Industrie ein weiteres Opfer zu verzeichnen. Der Aluminiumhersteller Speira hat angekündigt, seine Primärproduktion in Neuss komplett einzustellen. Dabei handelt es sich um die Herstellung von Aluminium aus Erz und nicht aus Aluminiumschrott. Die Produktion aus Erz rentiert sich aufgrund der Energiekosten nicht mehr. Bereits im vergangenen Herbst hatte das Unternehmen die Hüttenproduktion im „Rheinwerk“ um die Hälfte von 140.000 auf 70.000 Tonnen pro Jahr reduziert. Zu dieser Zeit hatte man noch auf eine schnelle Entspannung auf dem Strommarkt gehofft. Stattdessen soll die Produktion im Laufe des zweiten Halbjahres nun vollständig eingestellt werden.

Aluminiumhütte Speira stellt Primärproduktion ein und streicht 300 Arbeitsplätze. Strompreise machen Aluminiumproduktion unrentabel
Aluminiumhütte Speira stellt Primärproduktion ein und streicht 300 Arbeitsplätze. Strompreise machen Aluminiumproduktion unrentabel
Bild: UC Rusal Photo Gallery, CC BY 2.0, via Wikimedia Commons

Die Entscheidung von Speira, seine Primärproduktion in Neuss komplett einzustellen, hat Auswirkungen auf etwa 300 Arbeitsplätze im Rheinwerk. Der Betriebsrat hofft, dass ein Teil der betroffenen Mitarbeiter andere Stellen im Konzern finden kann, insbesondere durch den Ausbau der Recyclingaktivitäten. Hierfür sind Investitionen in Höhe von rund 30 Millionen Euro geplant. Für die übrigen Mitarbeiter sollen sozialverträgliche Lösungen gefunden werden.


Strompreise machen Aluminiumproduktion unrentabel: Deutsche Industrie kämpft mit reduzierter Primärproduktion

Für die Herstellung von Aluminium wird extrem viel Strom benötigt. Um eine Tonne des Leichtmetalls im Schmelzofen herzustellen, sind rund 14 Megawattstunden Elektrizität erforderlich. Obwohl die Strompreise seit dem vergangenen Herbst gesunken sind, ist die Erzeugung von Aluminium weiterhin nicht wirtschaftlich. Aus diesem Grund hat auch die Essener Aluminiumhütte Trimet ihre Primärproduktion um 60 Prozent reduziert. Laut Angaben des Branchenverbandes ist die deutsche Erzeugung von Hüttenaluminium im vergangenen Jahr insgesamt um etwa ein Drittel gesunken.

Speira muss nach Schließung sein Rohaluminium aus dem Ausland zukaufen

Nach der Schließung wird Speira seinen gesamten Bedarf an Rohaluminium zukaufen müssen, um seine Walzwerke zu versorgen, die daraus Bleche für die Autoindustrie, Verpackungshersteller und andere Branchen herstellen.

Speira ist aus der früheren Norsk Hydro hervorgegangen, die im Jahr 2021 von der Beteiligungsgesellschaft KPS übernommen wurde. Das Unternehmen beschäftigt rund 5000 Mitarbeiter, davon mehr als 4000 in Deutschland. Es betreibt sechs Produktionsstandorte in Deutschland und ist zu 50 Prozent an der Alunorf beteiligt, dem größten Aluminiumwalzwerk der Welt mit rund 2200 Beschäftigten in Grevenbroich, wo sich auch der Hauptsitz von Speira befindet.

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