Hoffnungsträger Geothermie – Kommunen kippen reihenweise ihre Projekte

In Lilienthal platzte Ende August ein Projekt, das große Hoffnungen geweckt hatte. Das Unternehmen Sweon prüfte zwei Jahre lang die Chancen eines Geothermie-Kraftwerks. Geplant war eine Versorgung von Haushalten und Betrieben über ein weitreichendes Fernwärme-Netz. Alte Bohrdaten aus den achtziger und nuller Jahren lieferten Hinweise auf unzureichende Durchlässigkeit im tiefen Gestein. Eine Probebohrung hätte Millionen verschlungen, ohne verlässliche Grundlage. „In der Praxis spielt die Geothermie bei der Wärmeversorgung Lilienthals keine Rolle“, so die nüchterne Bilanz des Unternehmens. Mit diesem Schritt reiht sich Lilienthal in eine wachsende Zahl von Kommunen ein, die ihre Projekte abbrechen. Kosten, fehlende Förderung und die Energiekrise verhindern eine verlässliche Planung (weser-kurier: 29.08.25).


Ratsentscheidungen kippen Geothermie-Vorhaben

Auch in Bad Bevensen platzte ein ambitionierter Ansatz. Im Januar stimmte der Stadtrat knapp gegen das Vorhaben. Ein einziges Votum entschied. Die Angst vor hohen Kosten und fehlenden Fördermitteln gab den Ausschlag. Investoren brachten sich danach ins Gespräch, doch der Ratsbeschluss bleibt bindend.

Geothermie-Projekte platzen reihenweise - Kommunen stoppen Fernwärme-Pläne. Kosten, Risiken und Energiekrise bremsen die Wärmewende aus
Geothermie-Projekte platzen reihenweise – Kommunen stoppen Fernwärme-Pläne. Kosten, Risiken und Energiekrise bremsen die Wärmewende aus

Am Ammersee kam es im Sommer zu einem kollektiven Rückzug. Utting und Dießen stiegen zuerst aus, dann brach das gesamte interkommunale Projekt zusammen. Studien belegten Wärmegestehungskosten, die keine Konkurrenz zuließen. Damit endete ein weiteres Modell, das als Antwort auf die Energiekrise galt.

Gemeinden wechseln die Strategie

Gilching im Landkreis Starnberg verabschiedete sich im Januar vom Gemeinschaftsprojekt mit Gauting und Weßling. Die lokale Energieversorgung sah keine stabile Grundlage für Geothermie. Statt tiefer Bohrungen setzt die Kommune auf Großwärmepumpen und Hackschnitzelheizungen. Der Vorteil liegt in kalkulierbaren Kosten und kürzeren Bauzeiten. Auch andere Kommunen richten ihre Planungen neu aus, um die Wärmewende nicht ins Stocken geraten zu lassen.

In Mühldorf am Inn stoppte die Stadt den Bezug von Wärme aus dem nahen Projekt in Polling. Die Preisvorstellungen lagen zu hoch, ein Vertrag galt als untragbar. Während Polling den Ausbau fortsetzt, entfällt für Mühldorf eine direkte Anbindung an geothermische Fernwärme. Für viele Kommunen ist dies ein Beispiel, wie regionale Energiepläne an der Wirtschaftlichkeit scheitern können.


Stillstand statt Wärmewende

In Wolfratshausen platzte Anfang des Jahres die Planung für ein Fernwärmenetz. Der Stadtrat sah unkalkulierbare Risiken bei Kosten und Finanzierung. Der Ausstieg bremst die Wärmewende deutlich. Auch in Waldsee in Rheinland-Pfalz musste die Suche nach einem Standort neu beginnen, weil kein ausreichend großes Areal verfügbar war.

Die Fälle zeigen eine klare Entwicklung. Geothermie gilt zwar als saubere Energiequelle, doch hohe Kosten und ungewisse Erfolgsaussichten schrecken ab. Die Energiekrise verstärkt den Druck, schnelle Lösungen zu finden. Deshalb setzen viele Kommunen auf Alternativen wie Wärmepumpen, Biomasse oder Hybridlösungen. Während die Technologie Chancen eröffnet, blockieren Unsicherheit und Investitionsrisiken eine flächendeckende Umsetzung.

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