Obwohl der Antriebsakku das teuerste Bauteil von Elektroautos ist, bieten einige Hersteller keine Option zur Reparatur von leicht beschädigten Akkus nach Unfällen oder zur Bewertung ihres Zustands. Diese mangelnde Reparaturfähigkeit und Überprüfungsmöglichkeit könnte in Zukunft zu höheren Versicherungsprämien führen und den Kostenvorteil von E-Autos zunichtemachen.
Tesla-Model Y-Batterien bei Schäden nicht reparierbar
Matthew Avery, Forschungsdirektor beim Automobil-Risikoforschungsunternehmen Thatcham Research, betont, dass der Kauf von Elektroautos aus Nachhaltigkeitsgründen erfolgt. Allerdings ist es nicht sehr nachhaltig, wenn die Batterie nach einer kleinen Kollision wegdgeworfen wird, wie die Nachrichtenagentur Reuters berichtet (Reuters: 20.03.23). Während einige Autohersteller wie Ford oder General Motors angeben, dass sie die Akkureparatur bei ihren E-Autos vereinfacht haben, wird der Austausch beim Branchenführer Tesla und seinem Model Y immer schwieriger und unwirtschaftlicher. Experten haben festgestellt, dass die Batterien der in Texas gebauten Tesla Model Y auch bei kleinsten Schäden nicht reparierbar sind.
Experte warnt: Tesla-Strukturbatterien sind nicht reparierbar und landen als Schrott in der Presse
Tesla fertigt seine Model Y in den Gigafactories in Texas und im brandenburgischen Grünheide mit strukturellen Batterien, die als Teil der Fahrzeugkarosserie eingebaut sind und somit zur Stabilität des Fahrzeugs beitragen. Der Tesla-Experte Sandy Munro beschäftigt sich schon seit einiger Zeit mit diesen Strukturbatterien, die die Produktionskosten der Fahrzeuge senken sollen. In einem Interview mit Reuters erklärt der bekennende Tesla-Fan: „Ein Tesla-Strukturbatteriepaket kommt direkt in die Presse“ – damit meint er, dass die Batterien nicht mehr reparierbar sind und somit als Schrott enden.
Michael Hill, Leiter des operativen Geschäfts beim größten Bergungsunternehmen Großbritanniens, Synetiq, berichtet, dass in den letzten 12 Monaten die Anzahl der Elektrofahrzeuge in der Isolierhalle sprunghaft angestiegen sei. Wenn bei Elektroautos der Verdacht auf eine beschädigte Batterie besteht, müssen sie in der Isolierhalle überprüft werden, um das Brandrisiko zu minimieren. „Wir haben eine wirklich große Veränderung festgestellt, und zwar bei allen Herstellern“, erklärt Hill. In der Vergangenheit habe es alle paar Tage etwa ein Dutzend E-Autos in der Isolierhalle gegeben, aber mittlerweile seien es täglich bis zu 20 Fahrzeuge.
Recycling von Elektroauto-Batterien im Vereinigten Königreich noch nicht möglich
Aktuell gibt es im Vereinigten Königreich keine Recycling-Anlagen für Elektroauto-Batterien, daher muss Synetiq die Batterien aus abgeschriebenen Fahrzeugen entfernen und in Containern lagern. Michael Hill, Leiter des operativen Geschäfts bei Synetiq, schätzt, dass mindestens 95 Prozent der einzelnen Zellen in den Hunderten von Batteriepacks, die in Doncaster lagern, eigentlich unbeschädigt sind, aber nicht mehr eingebaut werden dürfen.
Trotz der Möglichkeit eines kostenintensiven Akkuschadens sehen deutsche Versicherer das Thema noch gelassen. Elektroautofahrer wird jedoch empfohlen, eine entsprechende Versicherung abzuschließen, die auch Schäden an der Batterie abdeckt. Experten raten bei neueren E-Autos aufgrund ihres hohen Wertes ohnehin zur Vollkaskoversicherung.
Reuters berichtet, dass die Versicherungsprämien für Elektroautos in den USA im Durchschnitt um 27 Prozent teurer sind als für vergleichbare Verbrenner. In Deutschland hingegen sind die Versicherungsprämien für bestimmte E-Auto-Modelle oft noch günstiger als für Verbrenner. Es liegen keine speziellen Auswertungen zu Batterieschäden nach Unfällen vor. Im Schnitt verursachen reine E-Autos laut GDV sogar 10 bis 15 Prozent weniger Schäden in der Haftpflichtversicherung als Verbrenner. Bei Vollkaskoversicherungen seien die Schäden an E-Autos ähnlich hoch wie bei Verbrennern, allerdings gibt es auf deutschen Straßen noch relativ wenige E-Autos, die überwiegend noch recht jung sind, sodass die Daten noch „mit Unsicherheiten behaftet“ sind.