Ausgediente Navy-Atomreaktoren könnten in den USA bald Rechenzentren mit Grundlast versorgen. HGP Intelligent Energy zielt dabei auf OakRidge. Das Unternehmen beantragt eine Kreditgarantie beim US-Energieministerium. Mit den ausgedienten Navy-Atomreaktoren könnte die Branche schnellere mit dem dringend benötigten Strom versorgt werden (bloomberg: 24.12.25).
Navy-Atomreaktoren als schneller Weg zu stabiler Leistung
HGP will zwei außer Dienst gestellte Reaktoren der US Navy für ein Datenzentrum am Oak Ridge National Laboratory in Tennessee reaktivieren, denn dort existieren Sicherheits- und Forschungsstrukturen. Bloomberg nennt als Zielkorridor 450 bis 520 Megawatt, und damit ließen sich Rechenzentren im industriellen Maßstab betreiben. Die Herkunft der Aggregate bleibt unklar, aber HGP setzt auf vorhandene Lieferketten.

Die Finanzierung hängt an der Kreditgarantie, weil sie die Kapitalkosten senkt und weil sie institutionelle Investoren anzieht. HGP beziffert das Projekt auf 1,8 bis 2,1 Milliarden US-Dollar, und das Budget umfasst Umbau, Netzanbindung sowie Schutzkonzepte. Außerdem stellt die Firma eine Umsatzbeteiligung in Aussicht, und sie will einen Decommissioning-Fonds aufbauen.
Kernenergie trifft auf den neuen Datacenter-Boom
HGP argumentiert mit Kernenergie, weil Neubauten oft lange Genehmigungswege haben und weil die Rechenzentren schnell mehr Strom brauchen. Als Referenz nennt das Unternehmen die Historie der Marine-Reaktoren, und es verweist auf robuste Betriebserfahrung. Die World Nuclear Association berichtet von über 50 Jahren Einsatz und über 100 betriebenen Navy-Reaktoren ohne radiologische Unfälle, und genau diese Bilanz soll Vertrauen schaffen.
Technisch kommen mehrere Flottenquellen infrage, denn Träger der Nimitz-Klasse laufen mit Westinghouse-A4W-Reaktoren, während U-Boote der Los-Angeles-Klasse General-Electric-S8G-Reaktoren nutzen. Die USS Nimitz ging 1975 in Dienst und nähert sich der Ausmusterung, und zugleich sind viele Los-Angeles-Boote bereits außer Dienst. Das erhöht die Zahl potenzieller Navy-Atomreaktoren, aber ein ziviler Einsatz verlangt neue Zulassungsroutinen.
Kreditgarantie und Entsorgung: Wo das Modell gewinnen muss
HGP nennt Kosten von etwa 1 bis 4 Millionen US-Dollar pro Megawatt, und das soll günstiger sein als ein kompletter Neubau oder viele SMR-Pläne großer Tech-Player. Für Rechenzentren zählt vor allem das Tempo, aber die Entsorgung bleibt der harte Test. HGP will daher Rückstellungen bilden, und es setzt auf einen Fonds, der Stilllegung und Transport abdeckt.
Der Maßstab ist bekannt, weil nukleare Demontage teuer ist und weil sie Jahrzehnte binden kann. HGP verweist auf US-Vergleiche, nach denen der Rückbau des ersten nuklear betriebenen Flugzeugträgers mehr als zehnmal so teuer war wie der Rückbau des letzten konventionellen Superträgers, und deshalb soll das Budget früh gesichert sein. Auch der Standort spielt mit, denn das OakRidge-Labor gilt als Kompetenzzentrum für Atomkraft und Regulierung.
In einem Interview unterstreicht CEO Gregory Forero den Ansatz, und er setzt auf Skalierung. „Wir wissen bereits, wie wir das sicher und in großem Maßstab umsetzen“, sagt er. „Und wir haben das Glück, eine solide Basis aus Investoren und Partnern zu haben, die diese Vision teilen.“ Forero setzt auf Navy-Atomreaktoren als Übergangslösung, weil eine Bundesbürgschaft die Kreditgarantie flankieren kann und weil die Leistung Rechenzentren in OakRidge planbar macht.
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