Max Viessmann ist seit Januar Chef des Familienunternehmens Viessmann. In einem Interview mit der FAZ sagt er: „Wir sind nicht so dogmatisch, dass wir sagen: Die Wärmepumpe allein wird es richten. Eine rein strombasierte Energiewende wird in Deutschland nicht zur CO₂-Neutralität bis 2045 führen.“
Das Unternehmen macht 2,8 Milliarden Euro Umsatz und beschäftigt gut13 000 Mitarbeiter. Damit gehört Viessmann zu den ganz Großen im Heizungsgeschäft. Das Unternehmen produziert Heizungssysteme an 22 Produktionsstandorten in 74 Ländern.
Der neuste Verkaufsschlager der Viessmann Gruppe ist vor allem die Luft-Wasser-Wärmepumpe. Trotz seines Kassenschlagers äußert sich aber Max Viessmann kritisch zur aktuellen Politik, die diese Systeme massiv fördert.
Boom bei Wärmepumpen durch staatliche Subventionen ausgelöst
Viessmann brachte schon vor 44 Jahren Wärmepumpen auf den Markt. Allerdings waren diese Systeme lange Zeit ein Ladenhüter. Heute boomt der Verkauf dieser Systeme vor allem aufgrund der massiven staatlichen Förderung. Wer ein altes Heizsystem auf Basis von Erdöl oder Erdgas auf eine Wärmepumpe umstellt, bekommt vom Staat 45 Prozent der Kosten von rund 20.000 Euro ersetzt. Deshalb verkaufen sich diese Systeme nahezu von selbst.
Im Jahr 2021 haben die deutschen Heizungshersteller 28 Prozent mehr Wärmepumpen verkauft als im Vorjahr. Deshalb läuft auch bei Viessmann das Geschäft mit Wärmepumpen glänzend.
Obwohl die Firma mittlerweile einen Großteil ihres Umsatzes mit diesen Systemen macht, äußert sich der Chef kritisch. „Die Wärmepumpe ist ein relevanter Teil der Lösung“, sagt Max Viessmann. Aber so gut seine Firma dabei daran verdienen, eine Wunderwaffe für die Emissionsprobleme beim Heizen sei die Technik nicht.
Nicht genug Ökostrom für Millionen Wärmepumpen
Die Technik ist laut Viessmann einfach nicht für alle Häuser geeignet. In Stadthäusern fehle oft schlicht der Platz dazu. In älteren Gebäuden muss man die Heizkörper tauschen. Und viele Altbauten müssten zur Nutzung eines solchen Systems mit hohen Kosten thermisch saniert werden. Darüber hinaus fehle auch der Ökostrom, um die vielen Wärmepumpen mit CO₂ freiem Strom zu versorgen. Der Heizbedarf steigt insbesondere im Winter, wenn die Ausbeute an Solar- und Windstrom jahreszeitlich bedingt niedrig ist. Aber nur mit Ökostrom arbeiten die Wärmepumpen klimaneutral.
Verbot von Öl- und Gasheizungen führt in Sackgasse
Mit dem Verbot für Öl- und Gasheizungen ab dem Jahr 2025 sieht Viessmann die Regierung in einer Sackgasse. So gäbe es nicht genug Handwerker, die in der verbleibenden Zeit Millionen von Heizungen umrüsten könnten und Hausbesitzer würden ihre alten Anlagen noch länger betreiben als geplant. Dies sei zum Erreichen der Klimaziele kontraproduktiv.
Viessmann schlägt Gasheizungen vor, die auf alternative Gas umgerüstet werden können
Viessmann schlägt deshalb vor, auch weiterhin Gasheizungen zuzulassen, diese könnte man bereits jetzt so konzipieren, dass man sie später kostengünstig und ohne großen Aufwand auf Wasserstoff oder Biogas umstellen könnte. Eine entsprechende Öffnung würde auch einen größeren Absatzmarkt für diese Gase generieren und damit auch starke Investitionsanreize zu deren Herstellung schaffen.